1. Lakeland Festival Erlach: Samstag

Nachdem ich im Mai am Medientag bereits über das bevorstehende, neue Festival informiert wurde [lest hier], fand nun vom 12. bis 14. August 2016 das 1. Lakeland Festival in Erlach statt. Im Mai war das Wetter bei der Geländeführung und Bootsfahrt mit Gölä nicht sonderlich toll. Damals waren sich aber alle einig, Hauptsache am Festival wird es gut. Und Petrus machte mit: Das Wetter während der drei Festival-Tage war bombastisch. Samstag und Sonntag war ich auch mit dabei.

Ich freute ich mich an dem Samstag vor allem auf Gölä‘s Show und die versprochene Live-Premiere der neuen Single „Stärne“. Sein Auftritt war aber erst um 23 Uhr. Davor spielten Miraval, Shadox, Philipp Fankhauser und The Original Blues Brothers Band. Ich fuhr also mit dem kleinen Mobility-Smart nach Erlach. Für mich war dieses Festival eine neue Erfahrung, da ich als Medien/Presse dort sein konnte und mit meiner neuen Kamera in den Pressegraben fotografieren gehen durfte. Für meinen Smart kriegte ich einen VIP Silberparkplatz. Waren bei meiner Ankunft noch kaum Autos dort, hoffte ich schwer, dass ich nach dem Konzert nicht etwa in einem Stau stecken bleiben würde. Immerhin war das Festival ziemlich gross und ob alle da den Shuttle gebucht hatten? Und den ÖV nutzen würden?

Das Gelände war in vier Zonen eingeteilt: Hauptbühne, VIP-Zone, Foodzone und Lakezone. Und da die ersten Konzerte auf der Hauptbühne dann schon bald begannen, checkte ich  an dem Samstagnachmittag vor allem die Foodzone aus und war natürlich auf dem Gelände der Hauptbühne zu finden. Sommer, leckeres Essen und gute Musik – so konnte man es sich gut gehen lassen.

Foodzone

Ja, ich hatte irgendwie die Idee eines Streetfoodmarkets im Kopf, mit all den vielen speziellen, vielleicht etwas schrägen Essenstände. Sie war dann irgendwie gewöhnlicher: Pommes und Bratwürste, Pizzas, Asiastände, Stände mit Süssem wie Eis und Frozenjoghurt. Also Abwechslung hatte es für 3 Tage Festival sicher schon genug. Die Frühlingsrollen und Pizza, die ich während des Festivals ass, waren lecker und gerade die Pizza-Bäcker super freundlich. Der Betreiber würde Speck-Pizza empfehlen, ich entschied mich aber doch für die Hawaii. Und der junge Mann am Eisstand meinte es gut mit mir, da hatte dann auch gar kein Frozenjoghurt mehr Platz. Wer wollte, schnappte sich sein Essen und setzte sich mit in die Foodhall, ein grosses Festzelt ausgestattet mit Festbänken. Andere gingen vielleicht lieber vorn an den See oder natürlich vor die Hauptbühne, um keine der Shows zu verpassen. Gleich am Festgelände stand auch noch ein Restaurant, in dem man sich verpflegen konnte. Verhungern tat also keiner. Es hatte für jeden was dabei.

Hauptbühne

Die Hauptbühne war auf einem Fussballplatz aufgestellt und das Ganze war auch clever aufgeteilt: Eingang und Ausgang des Geländes waren nicht am selben Ort. Links neben der Hauptbühne war der Ausgang, am anderen Ende des Platzes der Eingang. Klar gab es kurz nach Schluss vom Gölä Konzert einen kleinen Stau, aber so gingen alle wenigstens in die selbe Richtung. Je später der Abend wurde, je näher das Gölä Konzert rückte, desto voller wurde das Gelände und das Durchkommen schwieriger. Sassen davor viele noch relaxed auf dem Boden, teils auf ihren mitgebrachten Decken, standen dann alle viel dichter an der Bühne dran.

Die hartgesottenen Gölä-Fans standen natürlich aber von Beginn weg in der 1. Reihe und harten sämtliche vorangehende Konzerte aus, damit sie dann bei seiner Show ganz vorn mit dabei sein konnten. Einige trugen auf ihren Rücken gross „zLäbä fägt“, vorn auf dem Shirt waren Logo und Datum gedruckt. Sie hatten extra eigene Fanshirts für das Konzert drucken lassen.

Miraval und Shadox

Zugegeben bei Miraval und Shadox hielt sich das Publikum noch relativ klein und die Stimmung in Grenzen. Einige drängten sich in den Schatten der Hauptbühne, die restlichen Zuschauer sassen mehrheitlich während der beiden Konzerte in den auf dem Gelände verteilten raren Schattenplätzchen. Die beiden Bieler Rockbands vermochten die Leute trotz reger Bemühungen nicht so sehr in Bewegung zu setzen.

Philipp Fankhauser

Bei Philipp Fankhauser änderte sich das fast schlagartig. Er und die Band fingen ja schon mal rund eine Viertelstunde verfrüht an. Konnten es wohl kaum erwarten, auf der Bühne zu stehen. Von da an wuchs das Publikum auch stetig. Er und die Band brachten die Zuhörer mit ihrem Blues und der energischen Show rasch zum Mitmachen, ernteten mit Witzen und Spässchen immer mal wieder Lacher. Ich hatte zuvor das eine oder andere Konzert von ihnen gesehen, aber an dem Abend gefiel es mir besonders gut. Mal neckte der Bluesmusiker ein paar Jugendliche und meinte, wer Eintritt bezahlt hat, der müsse auch mitsingen. Das tat man dann auch.

Neben vielen anderen Titeln spielten sie an dem Abend einige Stücke von seinem Mentor Johnny Copland. Er merkte schnell, dass der Name der Mehrheit nichts sagte und die Zuschauer null Ahnung hatten, von wem er genau sprach. Man solle Johnny Copeland doch googeln gehen, schlug er deshalb vor (was ich getan hab und diesen Wikipedia-Eintrag fand). Mit Johnny Copeland sei Philipp Fankhauser damals 1994 einen Monat als Gastsänger auf US-Tour [Wikipedia] gewesen. Und man merkte sehr gut, wie wichtig ihm dieser US-Blusemusiker ist. Wie er von ihm sprach und sie eben mehrere seiner Songs spielten. Philipp Fankhauser verabschiedete sich während der Zugabe dann auch mit einem solchen Copeland-Lied – er ganz allein nur mit Gitarre.

The Original Blues Brothers Band

Nach einer kurzen Umbaupause betrat die Original Blues Brothers Band die Bühne. Gut, von der ursprünglichen Band seien gerade mal noch zwei originale Mitglieder dabei – der Gitarrist Steve Cropper sowie Saxophonist Lou Marini. Und ja, es gab Fans, die extra für die Band nach Erlach gekommen waren und dann fanden, es sei einfach nicht mehr das gleiche. Genossen haben sie das Konzert wohl dann trotzdem. Naja, ich kenn es sicher zu wenig. Es ist ewig her, dass ich die Filme gesehen hatte, auf die sie sich auch ab und zu bezogen. Die ganze Show war aber richtig cool und unterhaltsam. Voller Energie, tolle Soli auf den einzelnen Instrumenten und sobald die Sänger die Bühne betraten, gab es erst recht viel Action. Erst waren sie zu zweit, dann folgte ein dritter. Und der trug auch erst einen schwarzen Anzug, dann plötzlich einen weissen. Songs wie etwa „Sweet Home Chicago“ kannte man und „Everybody needs somebody to love“, der als Zugabe folgte, hatte wohl jeder schon mal gehört. Das war eine richtig tolle Show. Und die Chance, dass die Band bald mal wieder zurück im Land sein wird, ist gross. Seien sie ja schon öfters in der Schweiz aufgetreten.

Gölä

Die Bühne für Gölä war dann endlich bereit. Ich stand im Fotograben und wartete wie alle gespannt auf Konzertbeginn. Der Festivalveranstalter Urs Güntert kam persönlich um Gölä anzukünden. Da sauste Gölä hervor, meinte er müsse nur kurz und  „..ich chume gad…“, da war er auch gleich wieder hinter der Bühne verschwunden.  Jaja, schon mal etwas die Leute anstacheln. Es wurde darauf stockdunkel und das Video von der neuen Single „Stärne“ lief auf der Leinwand. Arme wurden geschwenkt, ganz vorne sah man Leuchtbändchen hin und her schwingen, und die Zuhörer waren bereits super textsicher. Leider musste ich feststellen, dass das dann von der angekündeten Live-Premiere auch schon alles war. Ich hatte mir das ja schon anders vorgestellt.

Aber nun ja, Gölä und die Band betraten die Bühne und rockten los. Sofort riss es einen mit. „Gibmr chli Musig“ – und da stand ich im Graben und sollte die knappe Zeit zum Fotos machen nutzen, was mir aber gar nicht so leicht fiel, weil ich mit Zuhören und Gucken fast zu abgelenkt und beschäftigt war. Es war toll Gölä und seine Band nach so langer Zeit wieder live zu sehen. Sofort ging es energisch weiter mit „Verbotte“. Sie spielten wie erwartet all die grossen Hits wie „Büezer“, „Uf u dervo“ oder „Wildi Ross“. Mein Favourite „I ha gmeint i kenn di“, bei dem Backgroundsängerin Corinne mit Gölä rockt, fehlte auch nicht. Schliesslich sei er selber am Peter Maffay Konzert in Hamburg gewesen, bei dem er all die grossen Hits erwartet hatte und die dann nicht gespielt wurden. Das wolle er seinen Fans nicht antun und spiele, was man sich von ihm wünsche.

Na, das ist tatsächlich so. Es war sein einziger öffentlicher Auftritt im 2016 und da wollte man auf jeden Fall so die typische Gölä Show sehen. Voll mit den ganzen Mundart-Songs, die alle mitsingen können. Und natürlich durften die Gänsehautmomente, wie als er etwa mit Backgroundsängerin Rahel „Indianer“ sang, nicht fehlen. „Wieso sing ich überhaupt. Ihr könnt ja den ‚Seich‘!“, lachte er. Von jung bis alt, Frauen und Männer, alle waren mit leuchtenden Augen dabei. Und es waren ja nicht nur die ganz alten Titel. Der eine oder andere neuere Song wie „Dr erscht Tag“, „Dr Himmu brönnt“ oder das ganz neue „I wärche hert“, das auf der kommenden Platte im Herbst erscheinen wird, waren ebenso Teil der Setlist. Natürlich durfte der “Schwan” auf keinen Fall fehlen. Und weil am Ende einfach keiner schon nach Hause gehen und das Konzert beenden wollte, eine zweite Zugabe noch verlangt wurde, suchte Gölä einfach aus seinem Textestapel nochmals den „Indianer“ hervor. Der sollte einen dann auch tagelang noch in den Ohren widerhallen…

Die Party wäre nach Gölä’s Show im VIP-Zelt mit einem Konzert von Candy Dulfer noch weiter gegangen. Ich machte mich dann aber auf dem Heimweg, brauchte wenigstens ein paar Stunden Schlaf. Und gegen meine Befürchtungen geriet ich in keinen Stau und kam super schnell vom Gelände weg. Ja, was für ein Tag! Mit so vielen Erlebnissen, Eindrücken und Neuem. Und der Sonntag sollte genau so ereignisreich und sogar sehr lehrreich werden… davon erzähl ich euch in einem eigenen Bericht.

Weitere Infos zu Festival und Bands:

www.lakelandfestival.ch
www.miraval-music.com
www.shadox.ch
www.philippfankhauser.com
www.golamusic.com
bluesbrothersofficialsite.com