Ostersamstag. Dicht gedrängt standen wir unter unseren Regenschirmen und harrten die letzten 2 Stunden vor Türöffnung aus. Es war nicht sonderlich warm, der Regen tropfte mir während dem Festklammern des vom Wind durchrüttelten Regenschirms in die Jackenärmel. Eigentlich wärs im Cafe des Konzertlokals gemütlicher gewesen, aber was tut man nicht alles für seine Bands: Wir waren übers Osterwochenende in London fürs Kodaline-Konzert im Roundhouse an diesem Abend. Erste Reihe war da Pflicht!
Vor dem Konzert
Im Vergleich stellten wir uns aber um ca. 16 Uhr ziemlich spät an. Davor sassen wir nämlich doch noch im Cafe. Die ersten sassen bereits seit dem Vormittag da und hatten angefangen unter sich Nummern zu verteilen. Dieses Fan-System existiert also auch bei Kodaline-Konzerten. Gemäss Erzählungen erwartete ich tonnenweise Fans beim Anstehen – die UK Fans seien da ja ziemlich crazy – es war aber überhaupt nicht so! Die standen da genau so spät an wie in Zürich oder in Dublin. Nur eine Handvoll waren früh da, der Grossteil kam ab ner Stunde vor Türöffnung.
Eigentlich hätten Kodaline ja bereits im Dezember in London, und zwar im Shepherds Bush Empire, spielen sollen. Aber das Dach des Lokals drohte einzustürzen und wegen den Sanierungsarbeiten wurde das Konzert dann zwei Mal verschoben. Es fand nun im Roundhouse statt. Vom Roundhouse hatte ich durch das iTunes Festival gehört und mir länger gewünscht, da mal ein Konzert zu besuchen. Da musste nur noch die Band her, die es wert war hinzureisen. Kodaline, die über die letzten Monate zu einer meiner absoluten Top-Lieblings-Bands aufgestiegen sind, waren somit perfekt. Nach längerer Suche konnte ich mir rund eine Woche vor dem Konzert sogar noch ganz offiziell bei der Location ein Ticket sichern, das mir vor Ort hinterlegt wurde. Aiai, war ich nervös, weil ich bis 1 Stunde vor Türöffnung noch kein Ticket in den Händen hielt. Aber es klappte alles super. Wir wurden sogar eine halbe Stunde früher bereits in die Eingangshalle gelassen, konnten somit dann im Trockenen auf den eigentlichen Einlass warten.
Natürlich standen auch einige Ticketan- und verkäufer vor dem Roundhouse und versuchten ihre Geschäfte abzuschliessen. Das hättet ihr ja mal sehen sollen… Die eine wollte dem einen dieser Händler zwei übrig gebliebene Tickets verkaufen. Irgendwo waren sie sich wohl uneinig und der Typ hielt ihr ganz schön einen Vortrag, wie er denn schliesslich damit seinen Lebensunterhalt verdiene etc. Tzz, soll der sich mal nicht so anstellen und einen anständigeren Job suchen als diese Abzockerei. Mit denen braucht ja wohl keiner Mitleid zu haben. Gar nicht erst verhandeln mit solchen Typen…!
Erst vor Ort erfuhr ich, dass das Roundhouse mit einer Kapazität von rund 1700 Zuschauer gar nicht viel grösser als das Volkshaus in Zürich (rund 1600) ist. Die runde Location ist allerdings mit ihrer Form, den Säulen, der ganzen Architektur, einfach wunderschön und viel spezieller natürlich. Das Bild vom Dublin Konzert (23’000 Zuschauer) musste ich mir aber erstmal wieder zur Seite schieben. So würde es bestimmt nicht mal annähernd werden.
Die Support Acts
Anders als erwartet waren nicht All Tvvins wieder Support Act sondern das irische Duo Little Hours sowie die Briten Seafret. Seafret hatte ich erst kurz davor via Radio SRF3 kennengelernt und mich total in ihr Lied „Wildfire“ [Video hier] verliebt. Möglicherweise habt ihr von ihnen auch schon „Ocean“ [Video hier] gehört. Kurz vor Einlass zu erfahren, dass ich genau dieses Lied, diese Band, live hören und sehen werde – da war ich total aus dem Häuschen. Beide Bands spielten eher ruhige Lieder, dabei gefielen mir vor allem Seafret total. Die beiden passten viel besser zu Kodaline als All Tvvins. Beide spielten ungefähr je ein halbstündiges Set. Sie waren während ihren Auftritten ganz in rotes Licht getaucht, was vor allem den Fotografen natürlich so gar nicht passte. Der eine beklagte sich dabei sogar direkt während des Auftrittes vom Fotograben aus bei Seafret. Ich mein, echt jetzt? Schön war das rote Licht natürlich nicht und blöd zum Fotografieren, aber die Band war dann höchstens verwirrt und ändern tat sich eh rein gar nichts.
Kodaline live im Roundhouse
Um ca. 21.30 Uhr betraten dann endlich Kodaline die Bühne. Sie starteten wie erwartet mit ihrem energischen „Ready“ und spielten während dem rund 1,5 stündigen Konzert die übliche Toursetlist. Es war dieselbe, die sie Ende Februar auch in Zürich und darauf etwas gekürzt in Solothurn gespielt hatten. Anders als bei den Schweizer Konzerten, hatten sie wie in Dublin auch im Roundhouse die grossen LED-Screens im Hintergrund und die tolle Lichtshow mit dabei. Vor allem als Frontmann Steve ganz allein für „The One“ auf der Bühne stand und in einen Lichter-Regenbogen getaucht wurde, hing ich irgendwo in den Wolken… Andere fanden die ganzen buten Farben unpassend, ich liebte es. Bei „All I Want“ schwebten Lampions durch die Bildschirme… Und die ganzen Erinnerungen an Dublin kamen sofort wieder hoch. Kodaline überzeugen durch ihre Musik, ihre Lieder und brauchen ja nicht zwingend diese riesigen Screens (zumindest nicht in den kleineren Locations) und Lichtshows. Ich hab den Vergleich mittlerweilen mehrfach. Die Iren verzaubern allein mit ihren Instrumenten und Songs wie „High Hopes“, „Autopilot“ oder etwa „The One“ ihr Publikum. Aber die ganzen Visuals sind wirklich sehr eindrücklich. Und extra speziell wurden einige Lieder durch die beiden Backgroundsängerinnen, die an dem Abend ebenfalls dabei waren. Backgroundsänger hatten sie bereits im Dezember in Dublin gehabt. Wirklich grossartig!
Das London-Publikum ist definitiv ganz anders als die Irren. Die Stimmung war nicht so laut und im Party-Modus wie in Dublin sondern mehr zu vergleichen mit der Schweiz, wo das Publikum eher ruhig zuhört. London hat auch das mit dem „Ohohoh…“ nach „Love will set you free“ nicht geschnallt, um die Band für die Zugabe zurückzuholen. 😉 Und doch war die ganze Atmosphäre unglaublich schön. Lag möglicherweise allein schon daran, dass wir in London, im Roundhouse waren. Aber gerade in den englischsprachigen Ländern werden Texte natürlich auch besser verstanden, mehr mitgesungen. Es war magisch!
Setlist:
Ready
Way Back When
One Day
Lost
High Hopes
Autopilot
Brand New Day
The One
Love Like This
Coming Alive
All comes down
Honest
Love Will Set You Free
Everything Works Out
Medley
All I Want
Was uns in London aber Sorgen bereitete, war Steve – genauer seine Stimme. Die hatte auf Tour gelitten und es war ja auch schon in der Schweiz nicht überhörbar, dass er Probleme hatte. Jetzt gegen Ende der Tour schien es nicht besser geworden zu sein, eher das Gegenteil. Keine wirkliche Überraschung bei einer Tour mit über 30 Konzerten und nur wenigen, einzelnen Tagen Pause dazwischen. Da kann man die Stimme ja gar nicht ruhen lassen? Er schien bei manchen Liedern schon recht zu kämpfen. Wir waren uns sicher, dass es so nicht mehr lange weitergehen konnte. Nicht, dass er sich etwa noch die Stimme kaputt macht?! Aber gut, sie spielten am Folgetag das letzte Tourkonzert und somit kann er sich bis zu den Sommerfestivals hoffentlich erholen.
Es hat sich auf jeden Fall gelohnt rüber zu fliegen und die Iren in dieser wunderschönen und speziellen Location noch einmal auf ihrer „Coming Up For Air“-Tour zu erleben, nochmals meine Lieblingsmelodien und Textzeilen zu hören. Ich konnte Bekannte, habe neue Leute kennengelernt…“.
„…London will set you free…“
Ich hoffe sehr, dass das nicht mein letztes Konzert in London bzw. im Roundhouse gewesen ist. Wir hatten eine super Zeit. Nach dem Konzert bin ich sogar den Jungs von Seafret noch begegnet, die übrigens am 21. Mai in Zürich spielen werden! Und für die Festivalsaison werden Kodaline am 12. August bereits wieder in die Schweiz zurückkehren. Neben der Schweizer Band Hecht und dem Briten James Morrison spielen sie am „Stars in Town“. Mein Ticket hab ich mir bereits gekauft. Ihr könnt euch auch eins bei Ticketcorner holen.
Infos zu den Bands findet ihr unter folgenden Links:
www.kodaline.com
www.seafret.com
www.littlehoursmusic.com
Youtube Playlists:
Kodaline
Seafret
Little Hours