1. Lakeland Festival Erlach: Sonntag

Nun, nach einem tollen rockig-blusigen Samstag am 1. Lakeland Festival in Erlach war der Sonntag Familientag – und wurde zu meinem Lieblings-Lakeland-Festivaltag. Ich machte mich früh auf den Weg, dieses Mal aber im ÖV. Ich war neugierig auf den Brunch, der an dem Morgen in der Lakezone des Festivals stattfand, verpasste den dann aber leider. Da hatte ich etwas zu wenig genau den Fahrplan angeschaut. Aber okay, am Bern Bahnhof vergeht die Zeit recht schnell und Kaffee gibts dort auch genügend. Die Musik war mir allerdings ja eh wichtiger…

Ja, die Veranstalter und Organisatoren in den diversen Bereichen des Festivals waren schon früh wieder auf Trab. Und ich ging dann mit Papagallo & Gollo erst mal auf Schatzsuche.

Papagallo & Gollo

„Ist das ein Kollege von uns?“ fragte Koyote Ugly als er das Mandelbärchen im Publikum spottete, wie es die ganzen Kiddies begrüsste und Umarmungen verteilte. Sicher war sich Ugly nicht und deshalb durfte das Mandelbärchen wohl auch nicht mit auf Abenteuerreise. Haha. Wohl nicht, aber die Szene war einfach super herzig. Papagallo „verplemperte“ dann seine kostbare Zeit fast etwas, in dem er ständig Selfies mit den Kindern ganz vorn an der Absperrung machte, anstatt das Schiff zu suchen. Und auch sonst gingen die Abenteurer aus Gölä’s Geschichten immer wieder spontan ganz speziell auf ihren Auftrittsort und die Situationen ein. Da hatten nicht nur die Kinder Spass an der Show. Es war ein super unterhaltsamer Vormittag. Auch die Eltern kamen fast etwas ins Schwitzen mit den ganzen Turn- und Tanzübungen. Also hätte ich eigene Kinder, ich würd sie öfters mal zu Papagallo & Gollo mitnehmen. So viel besser als der ganze Seich, der heutzutage so im TV läuft.

Die Lakezone

Auf der Hauptbühne war dann erstmal Pause. Die dauerte auch etwas an bis zu den Nachmittags-konzerten und somit zog es sicher nicht nur mich Richtung See an die Lakestage. Später am Nachmittag wurde wegen der grossen Hitze auf dem Hauptbühnen-Areal sogar das ganze Programm an den See verschoben. Ja, da zeigte sich die Flexibilität der Organisatoren, Crew und natürlich der Bands. Fragte mich nur, ob das nun allen passen würde, weil man ja eigentlich für die Konzerte bezahlt hatte, die Lakestage für die Öffentlichkeit aber frei zugänglich war. Dabei war die Verschiebung positiv. Von mir aus hätten sie das ganze Sonntagsprogramm von Anfang an dort stattfinden lassen können. Am See unter den Bäumen mit ab und an einer abkühlenden Seebriese, die einen durchs Haar wehte… Einige waren am Volleyball spielen, andere paddelten über den See und übten sich im Stand Up-Paddling. Und viele tauchten natürlich nur zu gerne in den See ein – nicht nur Festivalbesucher sondern auch die Musiker. Einfach ein super schönes Festivalareal. Es herrschte eine wunderbare, relaxte Sonntagnachmittag-Ferienstimmung. Die Bands vom Vortag hätte man eher schlecht dort spielen lassen können. Aber gerade dass die Tage so unterschiedlich waren, machte das Festival so schön abwechslungsreich.

The AutistiX

Das erste Konzert, das ich mir dann anschaute, war von The AutistiX. Sie gehörten noch zum ursprünglichen Programm der Lakezone. Ob ich die Band kenne, fragte eine Konzertbesucherin mich. Es gäbe da ja eine andere, ähnliche Band, in der auch Autisten spielten. Da fragte ich mich ja, was Autismus eigentlich ist? Ich kannte den Begriff „Autismus“, aber was es genau ist, wusste ich zu dem Zeitpunkt ganz ehrlich nicht wirklich.

The AutistiX sind eine 6-köpfige Rockband aus London. Der Vater des Drummers spricht allerdings Schweizerdeutsch. Er stellte die Band damit vor, dass die Zuschauer selber rausfinden sollten, welche drei denn vom Autismus betroffen seien. Die Band sind drei junge Männer, die mit zwei ihrer Väter und einem zusätzlichen Sänger auftreten. Haben sie zu Bandbeginn vor allem The Beatles gecovert, spielten sie an dem Sonntagnachmittag in Erlach hauptsächlich ihre eigenen Songs. Sie sind damit erfolgreich unterwegs. Gerade am Tag davor hatten sie bereits in Schaffhausen am Stars in Town auf der Startrampe gespielt. Die Band klang mit ihrem Britrock echt gut und gefielen mir. Ein sehr energischer Auftritt, nachdem sich die Band ebenfalls auf die Abkühlung im See freute.

Die Mutter des Schlagzeugers und Bandmangerin hat mir bei einem kurzen Gespräch den Galileo-Bericht über die Band empfohlen. Schaut ihn euch [HIER] an. Dort erfahrt ihr viel über die Anfänge der Band sowie welche Einschränkungen und Schwierigkeiten sie im Vergleich zu anderen Musiker haben. Ausserdem informierte ich mich auf der Webseite von Autismus Deutsche Schweiz über diese Entwicklungsstörung. Mir wurde an dem Tag einfach mal wieder bewusst, dass man sich wirklich öfters die Zeit nehmen und sich über gewisse Dinge informieren sollte.

Anna Rossinelli

Das erste Konzert aus dem Hauptbühnen-Programm war dann das von Anna Rossinelli. Kaum stand sie auf der Bühne, fing sie an sich auszuziehen. Sie würde das ja sonst nicht machen, sei aber vorab noch schwimmen gewesen… Also stand sie so „Baywatch-mässig“ im Bikini auf der Bühne. Normalerweise springe und hüpfe Anna ja auch viel mehr auf der Bühne rum, erzählte der Drummer, aber es sei halt einfach zu warm. Ja und sie sei nun ja auch nicht mehr die Jüngste, gehe bereits auf die 30 zu, fügte die Baslerin hinzu. Ihr könnt euch vorstellen, die Hitze war den ganzen Nachmittag Thema Nr. 1 bei den Bands.

Neben Anna‘s Lieblingssong „Streets Of Love“, spielten sie mit Songs wie  „Bang Bang Bang“, „Broken Hearted“ und „King Mustafa“ ab ihrem neusten Album „Takes Two To Tango“ ein tolles, sommerliches Konzert.  Auch „Let it go“ fehlte nicht. Gerne sah sie die Leute auch tanzen und mitmachen. Wem es doch zu heiss werden würde, könne ja abwechselnd Tanzen und Baden. Aber irgendwie waren die Kids vor der Bühne doch alle zu faul, auch wenn die Sängerin das Gefühl hatte, das müsse doch anders sein. Die Kleinen sollten doch vor lauter Energie nur so strotzen. Aber die schüttelten nur den Kopf und hörten ihr lieber vor der Bühne sitzend zu.

Troubas Kater

Irgendwann zwischendrin hätte noch Figaro Sportelli gespielt, aber durch die ganze Programm-verschiebung und zeitlichen Änderungen hatte ich ihn verpasst. Somit ging es für mich nach dem kurzen Bühnenumbau mit Troubas Kater weiter. Direkt vom Heitere Openair waren sie angereist und hatten auch sonst ein sehr intensives Spielwochenende. Ja, ich freute mich sehr auf die. Ich hatte die Band diesen Sommer ein paar Mal gesehen und es macht einfach jedes Mal noch mehr Spass. Eigentlich touren sie erst ungefähr seit einem Jahr, seit ihrer Best Talent-Nomination des SRF3 haben sie aber rascht an Bekanntheit zugenommen. „Säg kes Wort“ heisst zwar einer ihrer Songs, aber das würde man nie von Troubas Kater verlagen.  Denn der Ex-Männer am Meer-Frontmann QC ist ein richtig toller Wortakrobat und liess sich auch an dem Sonntagnachmittag ein paar spontane Begriffe aus dem Publikum zurufen – Bielersee, Hüetimeitschi, Schinkegipfeli und Gummiboot. Ja, wer schon bei Lo & Leduc war, dem kommt das womöglich bekannt vor. Von sowas kann man nicht genug kriegen und was QC daraus entstehen liess, war genial und Unterhaltung pur!

Troubas Kater machen richtig erdige Musik, wozu gerappt und gesungen wird. Da findet ihr keine Stynthies und Elektrozusätze sondern etwa die Akkustikgitarre, das Sousaphone oder das Akkordeon. Und möglicherweise findet ihr die „Schlaghölzli“ auch so cool wie ich. Sowas hatte ich sicher seit dem Grundschulmusikunterricht nie mehr gesehen. Ihr? Also gut möglich, dass ihr ebenfalls noch lange nach Showende vor euch „ig bi nid so“ her gesummt habt oder „Latvia“ noch Stunden später im Gehörgang steckte. Gegen Ohrwürmer hilft ja angeblich, wenn man sich die Songs nochmals anhört – dazu empfiehlt sich ihr Album „Verdammte Novämber“.

Nicole Bernegger

Mit ihrer Band und Stadionshaker machte Nicole Bernegger den Abschluss am Familientag. Sie selber war mit ihrem Mann und Kids ans Festival angereist. Diese waren zu dem Zeitpunkt ihres Konzerts aber wieder auf dem Heimweg. Nicole würde ja aber bereits zwei Stunden später folgen und somit musste sie ihre Kinder nicht ganz so sehr vermissen, wie etwa damals als sie 3 Stunden brauchte, um den für die Kinder geschriebenen Song „Homesick“ im Studio einzusingen. Nur einer von vielen tollen Songs ihres zweiten Albums „Small Town“. Nicole Bernegger bewies an dem frühen Abend einmal mehr, dass sie den Titel „The Voice Of Switzerland“ definitiv verdient – ob mit oder ohne Casting Show.

In ihrem 50er Jahre-Style-Kleid und der Hochsteckfrisur sah sie wieder so toll aus. Habt ihr den Vogel in den Haaren gesehen? So hübsch! Es machte ihr aber auch warm. Da meinte sie, sie hätte sich ja als rote Boie im See bewerben können. Mit viel Witz, Charme, unglaublicher Energie und dem wahnsinns Stimmvolumen heizte sie ihrem zahlreich erschienen Publikum ein.  „Don’t Stay Away“ oder „Danger“ spielte sie unter anderem auch. Ihre Backgroundsängerin, Freda Goodlet, feierte übrigens an dem Sonntag ihren Geburtstag.

Mit Nicole’s damaligem Blind-Audition Cover „Feeling Good“ als Zugabe entliessen sie schliesslich das Publikum mit einem richtig tollen Gefühl in den Sommerabend.

Ja, es waren zwei super schöne Festivaltage. Es war gut organisiert mit einer sehr engangierten, vorausschauenend und flexiblen Crew. Das Festival fand auf einem sehr schönen Gelände statt und hatte alles an Verpflegung, was man so brauchte. Es gab ein tolles international und national gemixtes, teils exklusives Musikprogramm. Vor allem ich als grosser Fan von Schweizer Bands genoss einen grossen Teil dieser zwei Tage sehr. Mit den extra Konzerten für die VIPs, lohnt es sich ja wohl sogar solche Tickets  zu kaufen und etwas mehr Geld auszugeben. Das schien mir bei den wenigsten Festivals bisher wirklich nicht gross Sinn zu machen. Ich bin ja gerne immer mitten drin und es muss was lafuen. Und mit allen anderen möglichen Aktivitäten wurde es garantiert nie langweilig.

Wie habt ihr das Festival erlebt? Und welcher Act hat euch am besten gefallen? Wart ihr vielleicht sogar als VIP dabei?

Ob das Festival erneut stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. Auf jeden Fall würde es sich auch nächsten Sommer wieder gut machen.

Infos zu Festival und Bands:
www.lakelandfestival.ch
www.theautistix.com
www.annarossinellimusic.com
www.troubaskater.ch
www.nicolebernegger.ch

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