Gedimmtes Licht, sanfte, flackernde Kerzen und wunderschöne folkige Lieder. Das Publikum sass ruhig da und lauschte, zwischendrin gab es Jubel, manche brachen fast in Begeisterungsstürme aus. Vor dem Konzert hatte ich eher daran gezweifelt, dass das ein so wunderschöner Mittwochabend werden würde.
Ich sass im Bierhübeli und hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich hatte ein Stehplatz gekauft, sass nun aber. Das ganze Bierhübeli war nämlich bestuhlt. So hatte ich das Bierhübeli definitiv noch nie gesehen. Ist das vielleicht immer so bei Joshua Radin? Oder wurde nun bestuhlt, damit es nach mehr aussah? Als ich nämlich den Newsletter bekam und darin je ein Gratisticket zu jedem gekauften verschenkt wurde, schien das kein so gutes Zeichen. Ich ging von einem kleinen Publikum aus. Der bestuhlte Bereich war dann aber tatsächlich bis ganz hinten gefüllt.
Joshua Radin hatte ich vor etwa 10 Tagen auf der Mainland Music Webseite beim Durchscrollen entdeckt. Einfach mal gucken, was so läuft und dann hab ich bei ihm reingehört. Das Lied auf der Seite gefiel mir und ich erinnerte mich, dass Loads of Music schon reichlich von ihm geschwärmt hatten. Also kaufte ich einfach mal auf Gut-Glück ein Ticket. Mehr als dieses eine Lied kannte ich vor dem Konzert nicht.
Rachael Yamagata eröffnete den Abend als Support und genau wie für Joshua Radin, war es ihr erster Besuch in Bern. Mal begleitete sie sich am Keyboard, dann wieder an der Gitarre. Verschmitzt erwähnte sie, dass sie aus Woodstock – ja DEM Woodstock – stamme und brachte das Publikum mit ihren Erzählungen und Geschichten über Ex-Boyfriends und gefährlichen Ausrutschern zum Lachen. Was auch so Thema Nr. 1 in ihren Liedern war – Liebe und Ex-Boyfriends. Mal in sehr sanften und ruhigen Stücken verpackt, dann aber auch in recht aggressiven. Eine sehr lustige und unterhaltsame Frau, die mit ihrer rauen Stimme das Publikum während ihres 40min Auftritts begeistern konnte. Ich mochte sie ganz gerne, aber Joshua Radin definitiv noch so viel mehr.
Der ehemalige Kunstlehrer betrat mit seinen beiden Mitmusikern Brandon Walters (Gitarre und Keyboards) sowie Chris Farney (Bass und Schlagzeug) die Bühne, stellte sein Getränk auf den Barhocker neben ihm. Dieser Barhocker diente das ganze Konzert durch allein als Tischchen. Er griff nach der Gitarre und schon nach den ersten 2 Stücken hatte er mich definitiv überzeugt, mit jedem weiteren Lied noch viel mehr. Der US-amerikanische Musiker nennt seine Musik selber „whisper rock“. Ruhige folkige Lieder mit super schönen Melodien und tollen Texten. Er war super lustig, witzelte mit dem Publikum und seinen Mitmusikern rum. Ich liess mir allerdings sagen, dass das doch ziemlich neu sei und er eigentlich nie ganz so lustig sei. Vielleicht lag das ja am Jetlag? Er sei allerdings immer gejetlagged, meinte er. Der Whiskey helfe dagegen. Dabei fragte er auch gleich, ob er denn super müde aussehe? Die geradeaus ehrliche Person, die laut „ja“ dazu antwortete, könne dabei nur Deutschschweizer sein. Die Franzosen würden aus Höflichkeit schwindeln. Er versuchte die Deutschschweizer von den Welschen zu unterschieden oder auch sich an einzelne Wörter in den jeweiligen Sprachen zu erinnern. Er erzählte von seinem Stadtspaziergang am Nachmittag und gab dabei auch gleich Tipps, wo es denn den besten Kaffee der Stadt gäbe. Richtig sympathisch. Neben vielen älteren Songs, spielten sie auch so einige neue, die noch nicht mal wirklich einen Titel hätten. Für die letzten paar Stücke bat er schliesslich das Publikum aufzustehen, weil er sonst vor lauter Jetlag ab seinen eigenen, langsamen Songs einschlafen würde, spielte somit eben einige mehr uptempo.
Es war eine super schöne Stimmung und der Abend unglaublich toll. Nach dem Konzert hätte er sich wohl noch etwas Zeit für sein Publikum genommen, aber es war schon ziemlich spät und ich musste ab nach Hause. Geht und hört bei Joshua Radin doch mal rein. Es lohnt sich absolut!
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