Gurtenfestival 2014 – Tag 2

Ich weiss nicht, manchmal nehm ich die Wetterberichte wohl zu wenig ernst. Als es hiess, dass es an dem Sonntag regnen werde, da dach ich auch nur so „jaja, das wird halb so schlimm sein“. Als ich dann aber kurz vor der Gurtenbahn-Haltstelle im Tram sass und es anfing zu schütten, das war dann auch eher so „Shit! Wieso hab ich die Gummistiefel daheim gelassen?“

Mein Tipp: Gummistiefel ans Openair-Festival anziehen, auch beim kleinsten Regen! Vielleicht lern ich’s irgendwann auch noch. Aber anstellen musste ich mich auch an dem Sonntag nicht. Kam also schnell ins Trockene. Viele kamen mir von der Talstation sogar entgegen, flüchteten wohl alle vom Regen. Das erste Konzert, das ich sehen wollte, war eh im Zelt. Ja, wieso denn schon am Mittag komplett durchnässt sein, wenn es sich vermeiden lässt? Das würde sich dann noch schnell genug ändern. Während des Soundchecks sassen wir zu dritt dann also im Zelt – es war verdammt nochmal wie im Herbst da oben. Kalt, nass, grau. Und das im Juli. Aber spätestens bei Konzertbeginn, vergassen wir für einen Moment das eklige Wetter und uns wurde ziemlich warm.

Kensington
Die Bandbeschreibung der Festival-App klang als könnten mir Kensington gefallen. Die Show startete mit „All for nothing“ [Video hier] und spätestens beim Song „Streets“ [Video hier] merkte ich, dass mir die vierköpfige Indie-Rockband aus den Niederlande wohl nicht ganz unbekannt war. Ich stand da und hätte nach dem ersten Song am Liebsten schon die Welt umarmt. Kennt ihr das Gefühl? Dieses Glücksgefühl einfach da zu sein und eine neue Band zu entdecken, die man von der ersten Sekunde an toll findet. Drummer Niels sass dann auch noch oben ohne da. Wer kann da schon die Augen von lassen? 😉 Ihre Songs klingen toll, die Band hat ne super Energie, weiss das Publikum anzutreiben und zum Mitmachen zu animieren. Da sassen plötzlich ganz viele einander auf den Schultern, weil die Band darum bittete. Das Publikum war ziemlich euphorisch, das steckte defintiv an. Oh, wenn ihr die nicht kennt, ändert das am besten SOFORT! 😀

Kensington

 

Jake Bugg
Ja, hatte ich erst einmal an einem 20min Showcase gesehen – damals ergab sich sogar die Möglichkeit eines Meet & Greets, was ich in bester Erinnerung hab. Das war ein sehr interessantes und lustiges Treffen. Hab ich auf jeden Fall in guter Erinnerung. Ich bin  aber jetzt nicht der Megafan seiner Musik. Schlecht find ich seine Songs nicht. Find’s halt ok. Es war aber voll schön ihm zuzuhören. Die Stimmung war irgendwie total relaxt. Es war wieder sehr witzig ihm zuzusehen. Wie er da die Leute immer observiert. Da würd ich mir immer zwei Mal überlegen, ob ich mich in die 1. Reihe stelle 😉 Ist euch das auch schon mal aufgefallen?

Jake Bugg @ Gurtenfestival

Rival Kings
Mich zogs dann bald an die Waldbühne runter. Ich hab mir erst mal den Soundcheck von den Rival Kings angeschaut. Ich hör und schau gerne bei Soundchecks zu. Das ist einfach spannend und verkürzt vorallem auch die Wartezeit aufs eigentliche Konzert. Ich freute mich auf sie besonders, denn was soll ich sagen: Grundsätzlich war ich an dem Tag ja nur wegen den Rival Kings auf dem Gurten! Es war toll! Energisch wie immer, plötzlich irgendwie unglaublich gesprächig und mit neuen Songs. Ich war ja nicht an vielen Konzerten bisher. Meine Kollegin meinte aber beim letzten in Bern, dass sie das störe, wie wenig die Band redete, vor allem halt der Frontsänger. Und nach dieser Feststellung fiel mir das wohl besonders auf. Mich hat das ja bei ihnen nie gestört, aber auch schon bei anderen Bands. Aber da hatte mich wohl die Musik nicht genügend überzeugt… oder ich weiss auch nicht? Rival Kings sind toll! Ich liebe, liebe vor allem ihre Texte total. „Citizens“ [Video hier] oder „Walls“ [Video hier], um nur zwei Songs zu nennen.

Rival Kings @ Gurtenfestival

Sportfreunde Stiller
Gut, ich würd jetzt meinen, die Sportfreunde Stiller sind nicht grad die beste Band, die es gibt. Super Sänger sind sie alle irgendwie nicht. Aber sympathisch sind die drei, irgendwie herzig und es hat Spass gemacht, die mal live zu sehen. Es gab immer mal was zu lachen. Die Songs sind recht einfach mitzusingen, man kennt auch den einen oder anderen bereits, ohne dass man ihr Tun davor gross mitverfolgt hat. „Applaus, Applaus“ [Video hier] war natürlich der Song, auf den alle warteten. Somit hat das für n Sonntagnachmittag gut gepasst. Ich würd denen jetzt nicht unbedingt nachrennen, aber falls die mal an nem Festival sind, an dem ich eh bin, dann würd ich sie mir wohl wieder ansehen und hören.

Sportfreunde Stiller @ Gurtenfestival

Baum
Baum spielte auf der Waldbühne. Ich holte mir zwischendurch was zu essen und hockte mich schliesslich mit nem Mexican Meal vor die Bühne. Mein absolutes Lieblings-Festival-Essen mit einem schönen, gemütlichen Konzert. Was will man noch. Ich kannte den Basler Singer/Songwriter davor nicht. Eher ruhige Songs halt. Ich müsste mir ihn aber dann wohl eher nochmals genauer mal anhören gehen. War nur so mit halbem Ohr dabei und hab nur einen Teil des Konzerts mitgekriegt.

Baum @ Gurtenfestival

Placebo
Ich stand schliesslich in der 2. Reihe bei Placebo. War ganz einfach von der Seite dahin zu kommen, nachdem ich mir erst noch kurz einen Kaffee zum Aufwährmen geholt hatte (sowas nennt man Sommer). War sehr gespannt auf die. Ich geb zu, ich wollte vor allem auch „Too Many Friends“ live hören. Eigentlich gefielen mir Placebo sofort ziemlich gut. Kurz nachdem das Konzert begonnen hatte, fing es allerdings an zu regnen. War kaum erwähnenswert zu dem Zeitpunkt, änderte sich dann aber. Ich hatte meine Regenpellerine übergezogen, die nutzte aber auch nur bedingt. Gummistiefel hatte ich bekanntlich ja keine und im ersten Moment dachte ich da schon „Ach so n Scheiss! Bitte nicht!“. Viele flüchteten, Regenschirme wurden geöffnet (sorry, Regenschrime sind so ein No-Go :P). Da im Regen rumzupflotschen und Placebo zu hören fand ich aber toll ^^ 1-2 Mal hörte ich es kurz donnern, aber weiter schlimm schien das nicht zu sein. Es war ein reges Treiben auf der Bühne oben. Die Techniker rannten wie verrückt rum und versuchten natürlich alles abzudecken und vom Regen zu schützen. Es goss sicher bis mindestens Mitte Bühne hinein. Ich fragte mich, wie lang es wohl gehen würde bis die abbrechen. Ist ja nicht ganz ungefährlich. Der Wind zerrte auch ganz schön an den Bühnenblachen. Die Security Leute schienen bald mal etwas nervös. Und wohl so nach ner halben Stunde Show, die Band komplett durchnässt, hiess es dann „Sorry, wir müssen jetzt abbrechen“. Die Security-Leute nickten und klatschten zustimmend. Naja, Schulterzucken von meiner Seite und ab rüber zu Lo & Leduc an die Waldbühne.

Placebo @ Gurtenfestival

Lo & Leduc
Die feierten da ja schon ganz schön ne Party! Die ganzen Lo & Leduc-Hardcore Fans, wie ich die jetzt mal nenn, standen wohl von der ersten Minute an vor der Bühne und feierten die Band bereits während dem Soundcheck. Ich fragte mich ja, ob das Konzert überhaupt stattfinden würde unter diesen Umständen. Es flossen Bäche den Hang runter an der Bühne vorbei. Alles war total matschig. Ich stellte mich ganz an die Bühne ran. War zwar von der Sicht auf die Bühne her nicht ideal, weil das Gelände so schräg ist. Aber man war viel mehr vom Wind geschützt und so ganz gut auszuhalten. Gurtenfestival Sonntag

Lo & Leduc. So ein kleines Phänomen. Vom einen auf den anderen Tag sprachen plötzlich alle von ihnen. So scheint es mir auf jeden Fall. Und da veröffentlichen die ihr Debutalbum und haben gleich zwei Mal das Bierhübeli ausverkauft. Meine Kollegin schwärmte eeeendlos von denen. Da war ich natürlich neugierig. Und das kleine Unwetter sollte mich jetzt auch nicht abhalten. Ich war aber auch unsicher, ob mir Lo & Leduc, trotz dass ich die Songs im Radio mag, gefallen würden. Also, die „Soundcheck-Party“ lief. Unglaubliche Stimmung da vorn, trotz des Regens, trotz des Windes und bevor das Konzert überhaupt begonnen hatte. Einige fingen an Rutschbahn zu spielen und glitten durch den Matsch den Hügel herunter [hier mein Instagram-Video]. Es war ein Highlight und einfach nur zum Brüllen komisch mit an zusehen.

In der Zwischenzeit spielten offensichtlich Placebo weiter. Aber das war für mich gelaufen. Lo & Leduc wollt ich unbedingt sehen. Und was soll ich sagen? Unglaublich! Trotz des Matsches und der Kälte. Man sah nur noch Leute da am Hang stehen. Alle haben die Band so total gefeiert, mitgesungen, sind fast ausgeflippt. Es gab Special Guests (Manilio und Schmidi Schmidhauser) und es war eine tolle Show. Die haben coole Texte, sind eine super sympathische Band. Ein genialer Abschluss des Gurtenfestivals! Hier ein Handy-Video als kleiner Beweis.

Lo & Leduc @ Gurtenfestival

Also Bastian Baker, Pegasus am Vortag und Rival Kings an diesem Sonntag waren so meine Faves natürlich. Ich kann die noch 20’000x sehen, wird nicht langweilig. Aber so als mein Gurtenfestival-Highlight würd ich wohl Kensington nennen, dicht gefolgt von Lo & Leduc. Neu entdeckt und zum ersten Mal gehört. Halt total spannend 🙂 Und was war so euer Gurtenfestival-Highlight?

Ich bin aufs nächste Jahr gespannt!

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