Dank Mainland Music war ich bei Bosse im Exil in Zürich dabei. Ich kannte 1-2 Songs aus dem Radio und hatte mal durchs neue Album „Engtanz“ gehört, das vor rund einem Monat veröffentlicht wurde. Ich hatte aber keine Ahnung, was mich eigentlich erwarten würde. Ich ging dann aber absolut begeistert aus dem kleinen Konzertlokal raus.
Eigentlich spiele Bosse so vor ca. 6000 Zuschauer pro Konzert – in Deutschland auf jeden Fall. Hier in der Schweiz spielte er nun gestern aber sein erstes, eigenes Headline Konzert in Zürich. Davor war er vor einigen Jahren nur mal als Support Act von Boy in der Limmatstadt aufgetreten. Ausverkauft war es, aber in das kleine Lokal passen halt „nur“ rund 350 Zuschauer. Eine einmalige Chance also ihn so nahe zu erleben. Das dachten sich wohl auch die vielen deutschen Nachbaren, die extra nach Zürich gekommen waren.
Axel Bosse betrat gleich persönlich mit Valentine die Bühne und stellte sie uns ganz aufgeregt als seinen Support und gleichzeitiges Bandmitglied vor. Die junge Frau setzte sich etwas mit dem Hocker kämpfend ans Keyboard und spielte uns ein halbstündiges Set. Sie sei super aufgeregt, war es ihr erster Auftritt im Ausland. Ihre Bandkollegen hätten ihr ja schon den internationalen Durchbruch prophezeit. Eigentlich trete sie normalerweise mit ganzer Band auf, nun spielte sich aber die teils mit dem Boy-Produzenten geschriebenen Songs ganz allein sich am Keyboard begleitend. Meine Begleiterin meinte sofort, dass eine Lied klinge tatsächlich super „Boy“-ish. Ich kenn das Duo zu wenig. Im Gegensatz zu den Bosse-Liedern sind Valentine’s in English. Eine super sympathische Berlinerin. Es ist bestimmt nicht einfach, solche Lieder ganz alleine am Piano zu spielen. Es war schön, aber möglicherweise würde mir ihre Musik mit Band doch besser gefallen. Das muss ich bei Gelegenheit noch checken. [Video hier]
Bereits um 20 Uhr betrat Bosse dann mit seiner 7 (!!) köpfigen Band die Bühne und startete mit „Ausserhalb der Zeit“ das Konzert. Die aktuelle Besetzung besteht aus Thorsten Sala (Gitarre), Theofilos Fotiadis (Bass, Bass-Ukulele), Stefan Lenkeit (Keyboards), Chris Heiny (Schlagzeug, Percussion), Martin Wenk (Trompete, Waldhorn, Gitarre) und eben Valentine Romanski (Backing Vocals, Keyboards). Zu Beginn des Konzertes stand noch direkt vor unserer Nase ein riesiger Security-Mann, der dafür sorgen sollte, dass Techniker Florenz vor uns mit den Instrumenten und bei Problemen hin und her konnte. Tja, damit war natürlich keiner der Zuschauer auf der Seite glücklich. Der Security-Mann wurde zum Glück erst mal abgezogen, und als er doch später wieder zurück kam von Flo gleich wieder weggeschickt. War ja alles gut: Keiner flippte aus und wir gaben uns die aller grösste Mühe nicht im Weg zu stehen 😉
Bosse hat eine unglaubliche Energie – vom ersten bis zum letzten Lied hüpfte und tanzte er durch. Der aus Niedersachsen stammende Musiker war schon nach den ersten Liedern total durchnässt und schlug vor, dass sie für die ersten drei Reihen „Schweissbrillen“ erfinden sollten. Er tanzte nicht nur auf der Bühne sondern öfters mal mitten im Publikum – erstmals zu „Alter Strand“ und dann gesanglich unterstützt von einem Konzertbesucher zu „3 Millionen“ nochmals. Super sympathisch und überhaupt nicht menschenscheu. Er erzählte immer wieder Geschichten zur Entstehung der Lieder, über sein ganzes Leben und führte Gespräche mit dem Publikum. Mit Liedern wie „So oder so“, „Nachttischlampe“, „Vier Leben“, „Steine“, „Istanbul“ oder „Kraniche“ – die beiden letzteren sogar in einem Akustikteil – begeisterte er das ganze Exil vom ersten Augenblick an. Und seine Band ist ebenfalls super witzig, immer für einen Spass zu haben, und genauso mit viel Energie und Freude dabei. Bei Bosse wird die ganze Crew mit ins Konzert einbezogen. Mal steckte plötzlich der Roadie aka „The Maschine“ seinen Kopf aus der seitlichen Nische und mimte den Caspar-Ersatz zu „Krumme Symphonien“ und mal stand Flo als zusätzlicher Drummer in mitten der Band. Während den Balladen und dem Akustikteil hatte Bosse zwischendurch doch auch noch einige Verschnaufpausen, oder sonst nahm er sich die einfach. Vor allem als der Bassist zu früh begann und ihm sozusagen die dringend benötigte Wasserpause nahm, wurde halt einfach nochmals von vorn begonnen.
Mir kamen irgendwann aus lauter Begeisterung und Überwältigung fast die Tränen. Das hatte ich so nicht erwartet. Es ist immer toll seine Lieblingsbands live zu sehen, aber es ist eben ein unglaubliches Gefühl, wenn man nichtsahnend ein Konzert besucht und das Lokal mit totaler Begeisterung von der Neuentdeckung wieder verlässt… Bosse war auch selber so sehr begeistert vom Zürcher Publikum und der Stimmung im Exil, dass er wohl am Liebsten schon während dem Konzert gleich das nächste organisiert hätte. Er würde auf jeden Fall gleich seinen Booker anrufen, um das organisieren zu lassen. Das Konzert war schliesslich vor 22 Uhr fertig und somit kam ich super einfach nach Hause. Natürlich sein neues Album gleich in Endlosschlaufe auf den Ohren.
Geht das nächste Mal unbedingt auch bei Bosse vorbei!
Offizielle Webseite:
www.axelbosse.de
valentine-official.net