„Alles wird gut“ sang Gregor Meyle im ersten Song, mit dem sie das Konzert im Zürcher Volkshaus starteten. Und das wurde es: Nachdem der deutsche Musiker letzten Dezember an selber Stelle auf die Bühne trat und schweren Herzens sein Konzert wegen Krankheit verschieben musste (ich hatte euch hier drüber berichtet: Gregor Meyle in Zürich – Konzert verschoben), sei er zwar nach vier Wochen immer noch etwas am Husten, spielte aber mit seiner 9-köpfigen Band an diesem Donnerstagabend ein absolut grandioses 2-stündiges Nachholkonzert. Es hatte sich mehr als gelohnt die lange Zugfahrt nach Zürich nochmals auf mich zu nehmen.
Ab ca. 19.30 Uhr spielte aber erst mal Laura Bellon, Sängerin bei Gregor Meyle, einige ihrer eigenen Lieder mit einem Teil der Band. Sie hatte im Dezember bereits ein paar gespielt und somit konnte ich mich an das eine oder andere noch erinnern. Sie brachte mit dem neuen Jahr aber für ihren rund 20min Auftritt auch ein neues Lied mit. Dieses Mal habe sie sich auch nicht sorgen müssen, dass etwas nicht klappen würde. Hatten sie offensichtlich den Auftritt nun vorbereitet.
Nach einer kurzen 5-10min Pause kam schliesslich Gregor Meyle kurz nach 20 Uhr mit seiner Band übers ganze Gesicht strahlend auf die Bühne. Ich war so gespannt. Wusste grundsätzlich nicht, was mich nun erwartete. Ich kannte Gregor Meyle hauptsächlich aus ein paar TV Shows. Wie seine Musik so wirklich klang und wie ein Konzert von ihm verlaufen würde, davon hatte ich bisher keine Ahnung. Die Band habe Gregor in der ersten Staffel von „Sing meinen Song“ geklaut, bevor diese mit Nena auf Tour gegangen wären, erwähnte er im Verlaufe des Konzertes scherzend. Und oh ja, da hatte er sich eine unglaublich talentierte Band unter den Nagel gerissen, in der die meisten Mitglieder während der Show immer wieder zwischen diversen Instrumenten wechselten und mit tollen Soli beeindruckten. Geigen, Gitarren, Mandoline, Trompete, Klarinette, Flöten, Akkordeon… man verlor echt fast den Überblick über die vielen Instrumente. Das erinnerte mich an The Kelly Family oder The Lumineers. Und oh ja, man sah Gregor doch gleich deutlich an, dass es ihm so viel besser ging als letzten Monat. Dafür war allerdings ein Ersatzspieler für den Trompeter da, den es dieses Mal erwischt hatte.
Als zweites folgte bereits das Titellied ab Gregors aktuellem Album „Die Leichtigkeit des Seins“. Der Titel, das Lied, passte so wunderbar zu dem ganzen Konzert. Das Konzert, die Musik von Gregor Meyle liess einen leicht fühlen. Das Konzert war richtig etwas für die Seele, wie eine Zuschauerin es danach so wunderbar beschrieb. Gregor schien sich absolut zu freuen dieses Konzert nachholen zu können. Und wie er durch eine kurze Umfrage während des Konzertes feststellen konnte, war auch der Grossteil wieder gekommen. Naja, meine Begleiterin vom Dezember ist leider in den Ferien und konnte nicht dabei sein. Und meine Ersatzbegleitung hatte mir am Vorabend super kurzfristig abgesagt… Aber ihr wisst ja, ich gehe auch alleine an Konzerte. Da jetzt noch ne andere Begleitung zu finden… ich machte es mir da lieber einfach. Gregor’s Freude übertrug sich richtig aufs Publikum. Die Stimmung im Volkshaus war fantastisch und richtig klasse. Das Publikum war hörbar da. Ich hätte diesen einmaligen Abend also auf keinen Fall verpassen wollen.
Während Gregor und die Band einerseits mit Lieder wie „Hier spricht dein Herz“, „Flieg jetzt los“ oder „die Tapfere“( letzteres hatte Gregor für ein krankes Familienmitglied geschrieben), einen so zu tiefst berühren, sind sie andererseits aber auch super Unterhalter. Immer wieder flachste Gregor mit der Band, die bei dem ganzen Unsinn auch mit grösster Freude mitmachte. Mit Drummer Massimo etwa redete er ständig Italienisch oder mit italienischem Akzent und holte sämtliche gängigen Klischees raus. Irgendwann lachte er dann besorgt, dass seine Stimme hoffentlich nicht so bleibe, der Akzent wieder verschwinde. Er unterhielt sich mit dem Publikum, richtete sich teils direkt an einzelne Personen. Er neckte die Leute auf dem Balkon, in dem er sie immer wieder mal von ihren Plätzen aufstehen oder sich wieder hinsetzen liess – je nachdem was halt grad besser zu den Songs passte. Zwischendurch aufstehen sei ja schliesslich auch gut gegen die Thrombose. Er führte die in Deutschland „gewerkschaftlich vorgeschriebenen 8 Minuten Animation“ durch, indem er die Zuschauer mitschnippen, in bester Helen Fischer-Manier die Arme schwenken und natürlich mitsingen liess. Also entweder kriegte ich feuchte Augen der Rührung oder ich heulte fast vor Lachen. Glich zwischendrin schon etwas einer Comedy-Show. Es war fabelhaft!
Neben mitreissenden Popsongs gab’s mal jazzigere Lieder wie „Wunder“ mit einem tollen Schlagzeug-Solo von Massimo dazwischen. In Titel wie „Pack dein Scheiss“ oder „Niemand“ ertönten irische Klänge. Sie spielten Songs, die sich doch plötzlich irgendwie wie Rednex‘ „Cotton Eye Joe“ anhörten und bei „Keine Macht den Pessimisten“ ging es in einen griechischen Sirtaki-Tanz über. Den musste das Publikum natürlich mittanzen. Ein super abwechslungsreiches musikalisches Programm. Und auch wenn Gregor zwischen all den Liedern immer wieder was erzählte, es schien nie zu viel. Es war spannend, interessant und lustig ihm zuzuhören. Und dabei stellte er auch mehrmals seine Bandmitglieder vor.
Ohne Zugabe liess das Publikum die Band dann natürlich nicht gehen. Somit kehrte Gregor mit sämtlichen Musikern nochmals zurück und spielte erst mal das etwas ruhigere „Mann im Mond“. Strassenkonzerte, die sie für Flüchtlinge gespielt hatten, hatten ihn dazu inspiriert. Er appellierte immer wieder an die Menschlichkeit und Nächstenliebe, zeigte nochmals auf, wie gut es uns in Europa geht. Darauf wurde es nochmals ausgelassener und wilder bevor Gregor und die Band mitten im Publikum zum Abschluss rein akustisch „Dann bin ich Zuhaus“ spielten.
So machen Konzert Spass, so sollten sie sein: 2 Stunden wunderbare, qualitativ hochstehende Musik und beste Unterhaltung. Und man könnte am Ende noch ewig weiterhören. Man lacht, weint und ist überwältig. Am Ende geht man im absoluten Hoch nach Hause, die Erwartungen mehr als übertroffen. Jeder Faktor erfüllt. Gregor’s Konzert erinnerte mich sehr an Kelly Konzerte: Naja, das sind Konzerte, nach denen zumindest ich meine Erwartungen bei anderen einiges tiefer halte, weil ich weiss, die würden nicht erfüllt werden, nicht erfüllt werden können.
Das Konzert war kurz nach 22 Uhr dann fertig. Ich konnte mir am Merchstand noch das Album holen und dann ohne viel Stress super meinen letzten Zug erreichen. Im Sommer hofft Gregor ein paar Openairs in der Schweiz zu spielen. Also Augen nach den Daten offen halten.
Auf meinem Youtube Kanal findet ihr noch einige Videos. Infos zu Gregor Meyle oder Laura Bellon findet ihr auf den offiziellen Webseiten.
www.gregor-meyle.de
www.laurabellon.de
Konzertveranstalter: www.allblues.ch