Ich hatte ja erwartet, dass das Hecht Konzert im Bierhübeli besser wird als das im Mokka letzten März. Aber was am heutigen Sonntagabend abging, machte einen etwas sprachlos – und zwar nicht nur, weil man bei Showende schlichtweg total ausgepowert war 😉
Kaufmann eröffnete den Abend
Kaufmann eröffnete den Abend für Hecht. Der Wahl-Churer, im Duo mit Gitarren und Mundharmonika, hatte die nicht ganz einfache Aufgabe das Berner Publikum auf Hecht einzustimmen. Gut möglich, dass ihr seinen Song “Lisa” bereits im Radio gehört habt. Mit den sehr eigenen Texten und viel zu ruhigen Musik schienen sie allerdings nicht so zu überzeugen und zu passen.
Der Durchbruch auf dem Berner Hausberg
Wenn man Hecht frage, wann und wo der Durchbruch passierte, seien sie sich absolut einig: Gurtenfestival 2016. Von da an ging es mit Hecht steil bergauf. Verdient! Mit witzigen, aber auch berührenden Texten, mitreissenden Melodien und super Live-Energie wussten sie schon immer ihr Publikum zu begeistern. Von da an sprach sich das aber scheinbar auch wie ein Lauffeuer rum.
Mit ihrem neuesten, dritten Album “Oh Boy!”, das vor einem Monat veröffentlicht wurde, waren ihre Konzerte schon vor Tourstart ausverkauft. Und das sind nicht nur kleine Konzertlokale wie eben das Mokka in Thun, in dem sie ihren Tourstart feierten. Lokale wie die Schüür in Luzern oder das Bierhübeli Bern sind doppelt ausverkauft. Sogar fürs Volkshaus Zürich gibt es vorab keine Tickets mehr.
Aufwärmphase
Die Band eröffnete ihr Konzert mit dem neuen “Erscht Tag vo mim Läbä” und brachten mit “Kingsize” etwas Hollywood nach Bern. Das neue dritte Album ist immer noch typisch Hecht. Es klingt aber deutlich gereifter. Ich bin von ihren Texten einmal mehr begeistert.
Mit dem vom letzten Album stammenden “Wenn dSonne chonnt” ging es weiter. Bis dahin galt das Ganze wohl noch so als Aufwärmphase. Dann ging es richtig los. Hecht liessen, wie bereits auf der vergangenen Tour, das Publikum durchs Bierhübeli bis nach hinten zum Mischpult einen Graben bilden. Von den Zuschauern umringt und umjubelt gaben sie dort mittendrin ihre “Gymnastique”-Choreo aus dem dazugehörigen Musikvideo zum Besten. Mitspringen, Hüpfen und total verrückt ausflippen war schon zu dem Zeitpunkt absolut erwünscht.
Kitschig-schön
Es gab dazwischen ruhigere Phasen. Die Band brauchte ebenfalls mal ne Verschnaufpause. Man zählte etwa eine Handvoll solcher Momente:
Bei “Stockholm” setzte sich Hecht, mit nur wenigen Scheinwerfer auf sie gerichtet, auf die Bühnenpodeste. Da ging einem doch echt das Herz auf. Ein Highlight war ebenfalls, als Chris am Schlagzeug und Phil am Bass zurück auf der Bühne blieben, während die anderen drei für “Klavier + Bier” hinten am Mischpult auf einer kleinen Podest stiegen. Handys und Feuerzeuge liessen dabei das Bierhübeli durch ein Lichtermeer erstrahlen. So richtig schön.
Auch mein neuer Lieblings-Hecht-Song, das kitschig-schöne “Locherguet”, gehört zu den ruhigen Teilen des Konzertes. Basierend auf Dr. Arthur Aron’s Theorie fragt sich die Band, ob sich zwei wildfremde Menschen durch nur 36 Fragen ineinander verlieben können?
In diese Sparte gehörten auch “Heicho” und “Verlore am Meer”.
Total unser Ding
Ansonsten ging aber richtig die Post ab. Während “Radio Beromünster” liess Stefan ein Moschpit (…okay, ich mag keine Moschpits, alle anderen wohl schon 😛 ) bilden. Bei “Fiji” startete Keyboarder Gisi sein crazy Solo auf dem Balkon oben, brachte es einen Stockwerk tiefer und liess sich durch Crowdsurfing zurück zur Bühne bringen. Die rosa Jacken bei “Kawasaki” durften nicht fehlen und so waren sich die Konzertbesucher auch absolut einig: Das ist total unser Ding!
Zwischen den ganzen neu gespielten Lieder gab es sogar eine Live-Premiere. Obwohl Hecht die meisten Lieder ab dem neuen Album “Oh Boy!” bereits auf Tour spielten, wurden sie immer nach “Sonesweichshärz” gefragt. An diesem Abend im Bierhübeli erfüllten sie endlich den Wunsch vieler.
Frontmann Stefan wagte dann zum Albumtitelsong “Oh Boy!” selber noch einen Stage Dive und “Charlotta” wurde lautstark verlangt, bevor der erste Ton überhaupt gespielt war.
Wo nehmen sie die Energie her?
Es ist das vierte aufeinanderfolgende Hecht Konzert in dieser Woche und man fragt sich einfach nur noch: Wo um himmelswillen nehmen sie diese Energie noch her? Ich war nach dem halben Konzert schon fix und alle. Die Band selber staunte aber ebenso, dass gerade das letzte Konzert am Sonntagabend das wildeste wurde.
Der Unterschied zum Mokka Konzert war seh- und hörbar. Klar, im Bierhübeli gibt es mehr Möglichkeiten und die Band war kurz vor Tourende nun eingespielt. Die Übergänge waren fliessender und am Ende verliess Hecht auch gar nicht nochmal die Bühne. Sie gingen direkt zu “Tanze Tanze” über. Das in einer wunderschönen Acappella-Version.
Hecht beweisen auf dieser Tour einmal mehr: Sie sind eine der besten Schweizer Live-Bands. Es hat unglaublich Spass gemacht.
Setlist:
Weitere Infos findet ihr hier:
www.hechtimnetz.ch
www.kaufmannmusik.ch
www.bierhuebeli.ch
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