„Don‘t go, don‘t leave, please stay, with me“ hallte es danach noch lange in meinem Kopf. Draussen war es eisig kalt, drinnen aber wohlig warm und gemütlich bei gedimmten Licht und Kerzenschein. Ziemlich genau 1 Jahr ist es her, als Josh Kumra im Trio mit Carra und Sam eine kurze Tour durch die Schweiz machte. Damals unter anderem mit Halt im Soho in Wangen an der Aare, mit einer Handvoll Zuschauer. Wieder zurück in der Schweiz spielten sie an dem Abend in der Schüür Luzern. Das Publikum ist grösser geworden und gehen lassen, wollte man sie nach dem letzten Song eigentlich wirklich nicht. Sie könnten ja einfach nochmal von vorn beginnen, grinste Josh. Hey, nur zu! 😉
Das Konzert fand im EG auf der kleinen Bühne neben der Schüür Bar statt. Genauso wie für die Bands war es auch für mich eine Premiere. Sonst war ich bisher immer nur oben in der Halle an Konzerten gewesen. Beide Bands spielten zum ersten Mal in Luzern bzw. in der Schüür. Der erste Auftritt in DEM Luzerner Konzertlokal – das machte das Ganze noch spezieller.
The Two Romans eröffneten den Abend
Die Brüder Mattia und Samuele eröffneten den Abend im Duo, nur begleitet von einer Akustikgitarre. Sonst mit einer 6-köpfigen Band unterwegs, war ihr Konzert damit an diesem Abend etwas ruhiger. Durch das gedimmte Licht, die kleinen Tischlämpchen und Kerzen entstand eine wunderbare Wohnzimmeratmosphäre. Ein aufmerksameres Publikum hätten sich die Musiker an diesem Abend ebenfalls nicht wünschen können. Zumindest Josh und seine Band schienen sich das nicht gewohnt zu sein.
Vorstellen der EP-Trilogie
The Two Romans stellten die Songs ihrer im September komplettierte EP-Trilogie vor. Etwa inspiriert von den Grosseltern, die seit über 60 Jahren gemeinsam des Weges gehen, zelebrieren die Römer mit ihrem melodischen Indie-Folk-Rock das Leben. Dafür muss man manchmal kämpfen, wie sie in “Fighters” singen. Zusammenhalt und Liebe spielen dabei eine wichtige Rolle. “I’ll be” und “Time” standen unter anderem auf ihrer Setlist.
Jeden Tag des Lebens sollte man bewusst geniessen. Ehrlich und leidenschaftlich mit viel italienischem Temperament geben sie mit ihrer Musik diese Lebenseinstellung auf ihre sehr eigene, warme und herzliche Art, weiter. Die eh schon relaxte Stimmung im Publikum lockerte Samuele zusätzlich mit Erzählungen sowie Konversationen mit den Zuschauern auf.
Er halte sich aber etwas zurück, wie er Josh und der Band zwischendrin erklärte. Ihm sei bewusst, dass das Trio wohl von seinen Schweizerdeutschen Erzählungen nichts verstand. Aber sein Bruder habe ihm eh befohlen nicht zu viel zu reden, fügte er schmunzelnd dazu. Zum Tanzen wünschte er sich das Publikum dennoch etwas näher zur Bühne. Und so stiess er mit der Zuschauerin, die als erste seiner Bitte nachkam, gleich noch an.
Das war ein gelungener Start in diesen wunderschönen, musikalischen Mittwochabend.
Josh Kumra hatte Spass
Mit dem Josh Kumra Trio ging es nach einer kurzen Umbaupause in etwa gleich weiter. Josh mit seiner wunderschönen, warmen Stimme als Frontmann an Gitarre und Gesang. Seine Freundin Carra war am Schlagzeug mit dabei sowie Sam am Bass. Sie wussten das Publikum zu verzaubern und bestens zu unterhalten. Am Ende des Konzertes meinten sie dann zwar, vielleicht war es nicht das professionellste Konzert, das sie je gespielt hatten, dafür hatten sie super viel Spass. Und das merkte man den dreien total an.
Klingen tat es auf jeden Fall super. Neben den Songs vom Album “Good things come to those who don’t wait” spielten sie diverse neuere Lieder, aber auch Covers wie “Mango Tree” von Angus & Julia Stone sowie “Soldier” von The Killers. Da durfte auch das Publikum mal mitsingen. Zwischen den Liedern gabs Geschichten, wie zum Beispiel “Mother” kurzfristig als Muttertagsgeschenk her hielt. “The River” war auf einem USB Stick als Flaschenpost unterwegs gewesen und wurde tatsächlich auch gefunden.
Es folgten aber auch immer wieder Bemerkungen und Sticheleien untereinander, Diskussionen mit dem Publikum, Unterhaltungen und Kommentare einfach mitten in den Songs. Es wurde von Lied zu Lied immer lustiger und ausgelassener. So dass Josh Carra und Sam irgendwann von der Bühne schickte, um mal Pause zu haben und alleine einen ruhigeren Song zu spielen. Aber er startete nicht, bevor er seine Bandkollegen nicht mit einer Drink-Bestellung an die Bar geschickt hatte.
Die Schweiz scheint anders
Besonders während solchen ruhigeren Liedern und Momenten schien die Band überrascht, wie still das Publikum war und aufmerksam zuhörte. Fragten sich, ob man sie mochte oder nicht. Das sei in den UK immer so ganz anders, erzählten sie uns. Da würden die einen sich vor der Bühne prügeln und die anderen breakdancen, scherzte Josh. Es gab allgemein viel zu lachen.
Josh hakte immer mal nach, ob man denn etwa Angus & Julia Stone kenne oder The Killers. Was alle fleissig bejahten. Dabei diskutierte er mit einer Zuschauerin, ob er den Killers Song denn nun überhaupt covern dürfe. Von Wretch32 schien hingegen keiner gehört zu haben. Auch wenn der mit ihm zusammen veröffentlichte Song “Don’t Go” der erfolgreichste war.
Am Ende durfte “The Answer” – gemäss Josh ja “Den einzigen Song den sie kennen!” – klar nicht fehlen. Und als sie mit “Better Man” am Ende des Sets waren, das Publikum aber nicht genug hatte, spielten sie als Zugabe einfach nochmals “Don’t Go”. Dabei liessen die beiden Männer, einer nach dem anderen, Carra an ihren Drums einfach auf der Bühne zurück und sie das Lied allein ausklingen…
Besser als beim letzten Mal
Grossartige Bandkombination, super Stimmen und wunderbare Songs: Das waren zwei tolle Konzerte mit sehr angenehmem Publikum. Als ich gefragt wurde, musste ich gegenüber ihnen dann schon auch zugeben, dass mir das Josh Kumra Konzert an diesem Abend besser gefallen hatte als damals im Soho. In der Schüür passte einfach allgemein alles.
Ich hoff, ich muss kein Jahr darauf warten, bis ich das Trio wieder live sehe. Aber zumindest The Two Romans sind schweizweit auf Tour und spielen im April bereits wieder ein Konzert in Luzern. Dann sogar mit kompletter Band. Infos und Daten dazu findet ihr unter www.thetworomans.com
Infos zu Josh Kumra findet ihr unter www.joshkumra.com oder auf Facebook.