Konzertbericht: Ein Rückblick auf James Blunt’s “Who We Used To Be” Tour

James Blunt mag die Pünktlichkeit der Schweizer. So ging auch das Saallicht ziemlich exakt um 21 Uhr aus. Die vierköpfige Band machte sich im Dunklen an ihren Instrumenten bereit. Ein elektrifiziertes Intro startete. Mein Herz schlug vor Aufregung etwa genauso wie das leuchtende EKG auf der riesigen LED Leinwand im Hintergrund. Bilder des britischen Musikers erschienen an der Leinwand. Der Feelgood-Song “Beside You” begann rhythmisch mitreißend, als James endlich mit seiner roten Gitarre die Bühne betrat und direkt für gute Laune sorgte. Es wurde sofort mitgeklatscht, gesprungen und mitgesungen. Diejenigen, die auch heute noch ein Schnulzen-Konzert erwartet hatten, wurden mit den ersten Songs bereits eines Besseren belehrt. 

Endlich sah ich James Blunt wieder live! Es ist meine 12. Show von ihm. Es könnte die 13. sein, wäre da Covid nicht dazwischen gekommen. Nachdem James Blunts’ 2020er Tour wegen der Pandemie um rund 3 Jahre verschoben wurde, sass ich schließlich am Tag des Konzertes Covid-positiv und mit gebrochenem Herzen zuhause. Umso besser fühlte sich dieses Konzert nun an! Spätestens bei “Carry You Home” bekam ich feuchte Augen. Es fühlte sich richtig gut an, ihn endlich wieder live zu hören und zu sehen. Dabei seine Songs von “Wisemen” bis “Postcards” lauthals mitzusingen, Handys und Hände zu schwenken – und wenn’s denn sein musste, runter in die Knie zu gehen. Für James Blunt machen wir das! Und man will ja auch nicht in einer 15’000er Halle diejenige sein, auf die er zeigt, weil man stehen bleibt…

“Ich habe euer Geld bereits!”

Ein neues Album, neue Jeans und dieselbe alte Scheissband habe er auf der neuen Tour mit dabei, grinste James frech und versicherte, wir würden die nächsten 3 Stunden nur neues, ungehörtes Material hören. Schwierig fand das Publikum und gab deutlich zum Ausdruck, dass es doch auch einige alte Hits hören wollte. “Tja, ich habe euer Geld bereits!” winkte James lachend ab. Im Verlaufe des Abends bewies James, dass er mit seinem trockenen, britischen Humor, seiner Ehrlichkeit und seinem Charm immer noch gut und erfolgreich unterwegs ist. Schließlich füllt er auch nach 20 Jahren Karriere noch die grossen Arenen. Das Publikum ist dabei durchmischt, inklusive vielen jungen Fans. 


Erwachsen geworden

“Who we used to be” ist James Blunts’ siebtes Studioalbum. Der britische Singer-Songwriter, der viel Zeit bei uns in der Schweiz (Verbier VS) verbringt,  hat einmal mehr ein solides Pop-Album geschaffen. Neben tollen Uptempo Songs, enthält es auch die grossartigen, gefühlvollen Balladen, für die James Blunt bekannt ist. “Who we used to be” ist ein Album über die Freude sowie Herausforderungen des Lebens, über das Altern und über Verluste. James sagt darüber nicht nur, dass es ein erwachsenes Album sei, man hört und fühlt es auch. Der Musiker erreichte mit “Who we used to be” Platz #4 in den Schweizer Album-Charts und schaffte es in seiner Heimat Großbritannien auf die #3. 

Vom Lichtermeer zu den Elektrobeats

James Blunts’ Debütalbum “Back To Bedlam”, das unter anderem die Debutsingle “High” sowie seinen Überhit “You’re Beautiful” beinhalten, veröffentlichte der ehemalige Soldat vor fast 20 Jahren. Natürlich durften beide Songs im heutigen Set nicht fehlen. Das Album gehört zu den 10 meistverkauften Alben des damaligen Jahrzehnts. 

Während der damaligen Albumaufnahmen in Los Angeles lebte James lange bei Star Wars-Schauspielerin Carrie Fisher (Prinzessin Leah). Für sie hat er “Dark Thought” geschrieben, mit dem er ihren Tod verarbeitete. Ein wunderschöner Piano Song, der auf seinem neuesten Werk sowie der aktuellen Toursetlist zu finden ist. 


Komplette Bildstrecke: James Blunt im Hallenstadion Zürich

Zu “Glow” verwandelte der James Blunt das Hallenstadion in ein riesiges Lichtermeer und weil es ihm so gut gefiel, gleich nochmals während “Same Mistake”. Menschenscheu ist er ebenfalls kein bisschen – schmiss er sich zu “Coz I love you” gleich kurzerhand ins Publikum und liess sich von diesem für ein wenig Crowdsurfing auf Händen tragen.

 Ein kleines Tänzchen zu meinem Favoriten “Postcards”, Elektrobeats zu “OK” und natürlich Gesangschöre zu all seinen Hits: Es war einmal mehr unglaublich abwechslungsreich und wohltuend. Das einzig Negative: Es hätte noch viel länger als die rund 90 min dauern dürfen. 

Zum Glück spielt James Blunt diesen Sommer gleich noch an zwei Festivals: Am Summerdays Arbon und am Seaside Festival Spiez.


Tors eröffneten für James Blunt 

Als Support wurde James Blunt übrigens von der Indie-Folk-Band Tors unterstützt. Als sie im Oktober 2022 mit dem ESC-Teilnehmer Sam Ryder im Zürcher Papiersaal spielten, schrieben mir bereits einige Kolleginnen “die würden dir gefallen”. Und sie hatten alle recht: Tors sind grossartig!

Tors sind die beiden Brüder Matt und Theo Weedon sowie ihr Freund Jack Bowdenatt. Die drei stammen aus der Grafschaft Devon, im südwestlichen England, und begannen im November 2016 ihre Musik zu veröffentlichen. Der Bandname stammt von antiken Steinskulpturen, die im Dartmoor Nationalpark standen, in dem sie als Kinder die Wochenenden verbrachten. 

Tors wissen, wie sie ihr Publikum erreichen können. Wunderschön, harmonisch und melodiös, dennoch unglaublich mitreißend, führten Tors auf ihre sympatische Art durch das kurze Set. Mit Songs wie “Miracle”, “Happy Enough” oder “Amsterdam”, das kurzerhand zu Zurich wurde, liebte sie das Publikum vom ersten Ton an. 

Komplette Bildstrecke: Tors im Hallenstadion Zürich


Eigene Tour im September

Nach der Show gaben Tors schliesslich noch Autogramme und machten Fotos. Da holte ich mir direkt ihr Album “Anything can happen”. Im September geht das Trio zudem auf eigene Tour. Da will ich auf jede Fall dabei sein. Solltet ihr auch! 

Insgesamt war der Abend mit James Blunt und Tors nicht einfach nur ein Konzert, sondern eine unvergessliche musikalische Reise durch Höhen und Tiefen des Lebens. Die Setlist, von “Beside You” bis zu den Zugaben “Monsters”, “Bonfire Heart” und “1973”, spiegelte die Vielfalt und Qualität von James Blunts Karriere wider. Ein Abend, der die Liebe zur Musik und die Verbindung zwischen Künstler und seinem Publikum zelebrierte.

Setlist James Blunt

weitere Informationen findet ihr unter:
www.jamesblunt.com
tors.band