Seit letzten November ist Michael Patrick Kelly, kurz Paddy Kelly, mit seinem neusten Album “ID” auf Tour. Es ist das erste von zwei Schweizer Tourkonzerten, das er an diesem Freitagabend im ausverkauften Zürcher Volkshaus spielte. Dass Identität in seiner Musik ein wichtiges Thema ist, wird man sich bei dem Albumtitel und der Kenntnis über seine Vergangenheit wohl denken können. Man merkt es aber auch während des Konzertes.
Das Spezielle für mich an dem Abend war, ich durfte mich ganz offiziell zu den Fotografen gesellen. Die Bedingungen waren durch das bestuhlte Konzert nicht ganz so ideal, aber es war ein unglaublich bedeutender Moment für mich.
Aber auch sonst empfand ich es als ein richtig tolles Konzert. Während über 2,5 Stunden Konzert rockte Paddy mit seiner fünfköpfigen Band nicht einfach nur die Bühne des Volkshaus, er löste auch ein Versprechen ein, schloss dazwischen Selfie-Deals ab und erhielt sogar eine neue ID. 😉
Paddy und die Schweiz
Paddy Kelly ist jetzt nämlich Schweizer. Naja, zumindest gemäss der ID, die ihm wohl ein Fan gebastelt hatte und er gegen Ende des Konzertes präsentierte. Paddy mag die Schweiz. Das machte er bisher bei jedem Besuch deutlich, auch an diesem Abend. Man nimmt ihm es auch durchaus ab. Nur ist unser kleines Land vielleicht nicht immer ganz so neutral und solidarisch, wie er uns vorschwärmte. Aber das ist eine andere Geschichte 😉
Begleitet von schweren, dröhnenden Gitarrenklängen und lautem Jubel des Publikums, lag Paddy oben auf der Treppe. Er begann das Konzert, eingetaucht in dunkles blaues Licht, mit dem Song “Lazarus”. Energisch und mit etwas leichteren Klängen ging es mit “Golden Age”, “A Little Faith” sowie “Roundabouts” weiter. Der grösste Teil der Setlist bestand dabei aus den neuen Liedern.
Schon beim ersten Takt waren die Zuschauer von ihren Sitzen aufgesprungen und der Publikumschor sofort mit eingestiegen, ohne dass Paddy zusätzlich gross was beitragen musste. Die Stimmung war von Anfang an sehr gut. Dennoch liess Paddy es sich nicht nehmen das Schweizer Publikum zusätzlich anzufeuern. So kam das Konzert mit “Flags” und der grossen Schweizer Fahne, die er sich umwarf, bereits zu einem ersten Höhepunkt.
I schänke dir mis Härz: Paddy löste Versprechen ein ♥
Das letzte Mal als Paddy im Oktober für die Promo-Tour in der Schweiz war (lest hier: Michael Patrick Kelly auf der Pilatus Stage), hatte er ja etwas eine grosse Klappe gehabt und versprochen ein Schweizerdeutsches Lied zu singen.
Er sei somit auf unseren Schweizer Musikexport Seven zugegangen und habe ihn nach einem einfachen Song gefragt. Ein Song, den die Leute am besten nach 2-3 Worte sofort erkannten und er dann nicht sonderlich viel mehr machen müsste. Er entschuldigte sich dabei auch gleich vorweg, dass er nur die erste Zeile könne. Als Entschädigung habe er dafür einige alte Songs mit dabei.
Während er so redete und witzelte, das Gitarrenintro startete, hatte das ganze Volkshaus das Lied natürlich schon lange erkannt. Paddy sang, wie er erhofft hatte, gerade mal 2-3 Worte, bevor das Publikum lautstark übernahm:
… I schänke dir mis Härz, meh han i nid, du chasch es ha, we dä wosch, es isch es guets u es git no mängi, wos würd näh, aber dir würdis gäh…
Als Schweizer müsste man den Song kennen. Ich stellte aber schnell fest, dass ich vom Text keine Ahnung hatte 😉
Wie der erste Bissen in einer Schweizer Schokoladenwerbung
Paddy startete die versprochene Serie alter Songs mit einem Medley, das mit dem einen Akkord beginne, der “wie der erste Bissen in einer Schweizer Schokoladenwerbung” sei. Eben DER Akkord. Mit diesem einen Akkord erkannte jeder sofort seinen Überhit “An Angel”. “One More Song”, ganz ungewohnt an der Gitarre statt am Piano, sowie “One More Freaking Dollar” waren ebenfalls Teil des Medleys.
Mit “No Fuss No Buzz” wurde es richtig wild und bei “Ares Qui” starteten er und die Band eine spanische Party. Mit Paddy nun am Bass stand nicht nur er ständig im Vordergrund, er liess auch mal seiner Band den Vortritt. So gab es von jedem einzelnen Bandmitglied ausgiebige Solos. Später im Konzert dann auch noch vom Drummer, der übrigens erst seit kurzem in der Band dabei ist.
Hatte ich einerseits doch auch mal so die Gedanken, dass der eine oder andere Part sich dabei fast etwas lang zog, musste ich aber auch sagen: Hey, wo kriegst du solche Soli an heutigen Popkonzerten sonst zuhören…?! Eher selten.
Mal ruhig und verträumt, mal richtig rockig, dann plötzlich funky und mit eben auch diesem spanischen Flair. Paddys Pop/Rocksongs mit all den verschiedenen Einflüssen, vor allem gerade auch in den neuen Titeln, sind modern. Teils bietet der Musiker dazu neues und ungewohntes, trotzdem ist alles eigen und authentisch.
Requiem
Chester Bennington, Chris Cornell, George Michael oder die kürzlich verstorbene Cranberries Sängerin Dolores O’Riordan waren nur einige der Namen, die bei „Requiem“ auf der Leinwand genannt wurden. Namen von Musiker, die viel zu früh aus dem Leben schieden. Unerwartet, teils aus ‘freiem’ Willen. Soweit sei es damals bei ihm selber zum Glück nicht gekommen.
Requiem ist ein Lied über den Tod und den Versuch damit umzugehen. Also nicht unbedingt religiös. Andere Lieder sind da stärker geprägt vom Glauben. Seinen Glauben hatte Paddy aber auch noch nie versteckt. Ohne ihn wäre er nicht da, wo er jetzt ist, beteuerte er auch an diesem Abend. Deshalb ist der Glaube natürlich immer ein Teil seiner Musik und der Shows.
Manche sagen Popmusik und Religion gehe nicht zusammen. Manches erscheint sicher auch mal speziell, aber ich kann es als Teil von ihm akzeptieren. Und ich meine, gerade das versucht er mit seiner Musik und seinem Auftreten doch auch zu vermitteln. Akzeptanz, Nächstenliebe, Menschlichkeit: Am Ende sind wir alles Menschen, alle gleich.
Der Bier-für-Selfie-Deal
Nach einer kurzen Pause ging es zügig weiter mit “Renaged” und “Awake”. Eigentlich wollte Paddy auch gleich für den nächsten Song ansetzen, als er aber via Plakat im Austausch eines Selfies Bier für die ganze Band angeboten bekam. Tja Leute, so macht man das 😉
Während der Partner der Plakat-Bastlerin das Bier organisierte, erzählte sie Paddy von dem 25-jährigen Foto, das sie mit ihm hatte. Der Musiker willigte damit sofort zum Selfie ein. Der Haken? Die Frau hatte gar keine Kamera. Eine andere Zuschauerin bot sich somit als Fotografin an, allerdings nicht ohne ebenfalls ein Foto mit ihm zu bekommen. Da war Paddy wohl ganz erleichtert, als der Mann das Bier brachte und dazu grinsend meinte, seine Dienste seien hingegen gratis 😉
Es gab während des ganzen Abends so viel zu lachen und Paddy wusste enorm viel zu erzählen. Da verlangten auch die Bandmitglieder immer mal wieder, dass er doch mal hinmachen sollte. Auch sonst wirkte einmal mehr super sympathisch und zeigte sich sehr publikumsnah.
Er drehte etwa eine Runde durch den ganzen Saal und klatschte die Hände ab, die er beim vorbeirennen erwischte. Bei “Happiness” tauchte er für ein kurzes Foto ins Publikum und blieb dann auch für eine Weile gleich dort, um mit den Zuschauern zu singen. Der Security-Mann stand zwar immer zur Stelle, aber die Stimmung war gelassen und ich hatte das Gefühl, dass es -anders als früher – auch ohne Sicherheitsleute funktioniert hätte.
Sing meinen Song
Neben den meisten eigenen Liedern spielten sie zusätzlich Covers von Paddys “Sing meinen Song”-Kollegen. Die VOX-Sendung trug seit der Ausstrahlung viel zu seinem Karriereverlauf bei. Das merkte man unter anderem daran, wie schnell das Volkshaus ausverkauft war. Und auch für das Zusatzkonzert im Mai gibt es bereits keine Tickets mehr.
Er sei in dieser Sendung nicht nur musikalisch sondern auch menschlich gewachsen. Der erste Titel war “Memories” von Gentleman. “Flüsterton” von Mark Forster liess er leise und sanft in die Schweigeminute, Friedensminute wie er sie nennt, übergehen. Das war dann aber noch nicht alles von den Sing meine Song-Kollegen. Bei “ID” wurde nämlihc Gentleman’s Part auf der Leinwand eingeblendet. Schade, waren die beiden nicht gemeinsam auf Tour.
Michael Patrick Kelly ist bald wieder zurück
Mit “Shake Away” kam das Konzert schon bald zum Ende, aber das Publikum war so ausser Rand und Band, er hätte noch eine Ewigkeit weiter machen können. Mit dem sehr emotionalen “Last Words” wurde es nicht nur wieder etwas ruhiger, der Kreis schien sich damit zu schliessen: Paddy lag zum Schluss, am Ende der Show, wieder oben auf der Treppe.
Für die Zugabe kehrte die Band nochmals zurück auf die Bühne und spielte mit “Holy” den einzigen Song ab seinem spirituellen Album “Ruah”. Erst mit “Hope” verabschiedeten sie sich nach dem 2,5 stündigen Konzert endgültig, wobei das Publikum wohl noch einiges länger zugehört hätte.
Es war auf jeden Fall ein beeindruckendes Konzert: absolut unterhaltsam, abwechslungsreich und bewegend. Musikalisch sowie qualitativ top. Paddy und seine Band scheinen jedes Mal noch ein wenig besser zu sein.
Gut, es gab 2-3 kleine Sachen, bei denen ich mich schon gefragt habe, ob mich das nun störte. Die sind aber im Ganzen kaum der Rede wert. Ich freu mich jetzt schon, dass Michael Patrick Kelly am 5. Mai mit seiner Band nach Zürich zurückkehrt und ich mir dafür ein Ticket ergattern konnte.
Wer kommt auch? Ich würd euch ja gerne sagen, kommt alle, es ist so toll! Leider ist das Konzert aber bereits ausverkauft. Ich bin mir aber sicher, so erfolgreich seine Konzerte sind und so gerne Paddy die Schweiz besuch, wird ein neues Datum bestimmt nicht zu lange auf sich warten lassen.
SETLIST
- Intro & Lazarus
- Golden Age
- A Little Faith
- Roundabouts
- Flag
- Ig schänke dir mis Härz (Züri West Cover)
- Medley: An Angel, One More Song & One More Freaking Dollar
- No Fuzz No Buzz
- Ares Qui
- Requiem
—Pause— - Renegade
- Awake
- Higher Love
- Friends R Family
- Memories
- Flüsterton
- Happiness
- ID
- Shake Away
- Last Words
— Zugabe— - Holy
- Hope
Infos zu Michael Patrick Kelly findet ihr übrigens hier:
www.michael-patrick-kelly.com