Wenn Michael Patrick Kelly, vielen vielleicht besser bekannt als Paddy von der Kelly Family, schon in der Nähe spielt, dann muss man das ausnutzen. Wobei, möglichweise habt ihr ja die letzte Staffel „Sing meinen Song“ auf VOX auch geschaut und wisst auch als Nicht-Kelly-Fan, wer Michael Patrick Kelly ist. Und in der Nähe heisst in diesem Fall über der Grenze in Deutschland. 😉 Neue Bekanntschaften, die wir in Dortmund bei den Kelly Family Konzerten gemacht haben, haben uns auf das Konzert von ihm am Honberg-Sommer in Tuttlingen aufmerksam gemacht und Schwups fuhren wir alle zusammen hin.
Tuttlingen ist eine kleine Stadt im Bundesland Baden-Württemberg mit rund 34‘000 Einwohnern. An dem Samstagnachmittag, als wir dann auf der Suche nach Mittagessen durch das Städtchen schlenderten, schien da nicht sonderlich viel los zu sein. Man begegnete aber dem einen oder anderen Kelly Fan und immer wieder wurden wir gefragt, ob wir denn die Schweizer aus der Zeitung waren. Ähm, nein, waren wir nicht ;-).
Erklärung dazu: Am Vorabend war bereits eine Gruppe Schweizer Fans angereist und hatte vor dem Festivalgelände übernachtet. Das waren aber eben nicht wir. Ich würde nicht vor dem Konzertlokal übernachten wollen.
Das Honberg-Sommer Festival
In Tuttlingen findet seit 1995 jeweils während 2,5 Wochen auf dem Gelände der Festungsruine Honburg das wunderschöne Festival statt: Der Honberg-Sommer. An dem Festival treten jeweils nationale und internationale Stars auf. Dieses Jahr waren neben Michael Patrick Kelly etwa die wunderbare Amy MacDonald, Anastacia, Samy Deluxe oder etwa unser Schweizer Soul-Star Seven im Programm. Wir trafen sogar auf eine Frau, die einen der limitierten Festivalpässe für alle 16 Konzerte besass. Dafür habe sie gerade mal € 300 bezahlt – also rund € 19 pro Konzert. Das ist doch mal super! Ich mein, wann sieht man Stars wie Anastacia schon für weniger als €20?!
Als wir eben kurz nach dem Mittag dort ankamen, sassen vielleicht 30 Leute vor dem Eingang. Die ganzen Essenstände vor dem Konzertgelände waren allerdings nicht vor 18 Uhr offen. Schade eigentlich, dass da vorab nicht schon was lief. Aber auch nach unserem Besuch in der Stadt, war bei unserer Rückkehr nicht viel mehr los. Erst so ab einer Stunde vor Türöffnung kamen dann die Leute langsam. Leider glaubten viele dann, es sei voll ok einfach vorzudrängeln.
Allerdings stand die Abendkasse auch total blöd direkt neben dem Eingang. Die Leute, die sich da noch die „Sonnenschein-Tickets“ holten, stellten sich dann einfach direkt ganz vorn in die Schlange. Sonnenschein-Tickets fragt ihr euch? Generell haben im Festivalzelt um die 1300 Zuschauer Platz. Wenn das Wetter, wie an diesem Abend, aber gut ist, verkaufen sie jeweils noch einige Tickets zusätzlich an der Abendkasse.
Der Einlass war dann schon eine kleine Katastrophe und etwas dramatisch. Irgendwie hatten die Organisatoren den Andrang beim Konzert von Michael Patrick Kelly wohl unterschätzt. Es wurde gedrückt und gedrängelt. Es war sicher nicht ganz so schlimm, wie zu früheren Kelly-Zeiten, aber sonderlich lustig war es nicht. Da wollte jeder vorne stehen. Vor allem natürlich die, die seit Stunden beim Anstehen waren.
Schlussendlich zeigte sich aber, dass vor allem so die ersten 3 Reihen um ihren Platz kämpften. Alle danach schienen relativ relaxt und ruhig daher zu kommen. Meine Kolleginnen standen etwas seitwärts bereits zwischen 1.-3. Reihe verteilt. Sobald dann der Support anfing, spätestens beim Start von Paddy’s Konzert, schien auch plötzlich viel mehr Platz da zu sein. Alle hatten sich etwas verteilt. Da hatte ich dann auch nicht mehr ständig den Ellenbogen von der hinter mir im Rücken.
Jona Bird eröffneten den Abend
Die Mannheimer Folk-Elektro-Band Jona Bird war Support und eröffnete den Abend. Viele meckerten schon, dass es nun eine Vorband gab und führten etwas seltsame Diskussionen über den Bandnamen. Von der Ankündigung und Erscheinung der Band her, konnte ich mir sofort vorstellen, dass sie mir gefallen könnten. Musikalisch gesehen, fand ich sie dann auch ganz gut, gesanglich vielleicht etwas weniger. Lieblingsband werden sie wohl nicht, aber alles in allem fand ich sie schliesslich ok.
Michael Patrick Kelly rockte Tuttlingen
Michael Patrick Kelly, oder Paddy wie ihn die Fans nachwievor nennen, spielte mit seiner 5-köpfigen Band ein grossartiges, rund 2 Stündiges Konzert. Sie starteten die Show mit „Golden Age“ ab seinem neuen Album „ID“ und spielten einen tollen Mix aus all seinen Solo-Alben, einigen Songs aus der Kelly Family Zeit sowie tollen Covers.
Vom ersten Ton an merkte man, das Konzert, seine Lieder, waren rockiger als etwa bei den letzten Konzerten, die ich von ihm gesehen hatte. Er scheint nun so viel selbstbewusster und sicherer als damals. Seine Stimme war klar und sicher, ob nun in den hohen oder tiefen Tonlagen. Damit verzauberte und bewegte er sein Publikum Titel für Titel.
Während „ID“, zu dem er gerade am Vortag ein Video veröffentlicht hatte, kletterte er etwa auf der Seite das Gerüst hoch. Bei „Flags“ hielt er nicht nur Ausschau nach all den Länderflaggen unter den Konzertbesuchern, sondern hatte auch die grosse Nationen/Friedensflagge wieder mit dabei. Er erzählte Geschichten, Erlebnisse und machte seine Witze und Spässe.
„Seid ihr meine Freunde?“, fragte er etwa während „Friends R Family“. Er ergänzte darauf warnend: „Freunde lässt man nicht fallen!“, bevor er sich auf die Hände der Menge fallen und einmal quer übers Publikum und wieder zurück transportieren liess. Ja, Paddy zeigte sich sehr publikumsnah.
Das toppte er schliesslich noch, als er das Plakat eines Fans, die ein paar Reihen hinter mir stand, vorlas. Paddy liess extra das Licht im Publikum erhellen, damit er es lesen konnte und meinte darauf, da käme er wohl jetzt nicht mehr raus. Die junge Frau wünschte sich ein Selfie mit Paddy. Somit sprang der Musiker kurzerhand von der Bühne runter und begann mit den Fans in der ersten Reihe Selfies zu schiessen. Das Dumme nur: Das Mädel mit dem Selfie-Plakat, das die Aktion ausgelöst hatte, kriegte keines ab. Da stand sie einfach zu weit hinten für.
Nachdem gerade erst die letzte Staffel „Sing meinen Song“, bei der Paddy mitwirkte, zu Ende gegangen war, sang er auch einige Titel aus der Sendung. Darunter war etwa sein eigener Song „Mama“, den Lena Meyer-Landrut so wunderschön gecovert hatte. Bevor er diesen anstimmte, bestellte er von der Bühne aus aber erstmals sechs Bier an der Bar. Diese wurden dann kurz darauf tatsächlich zu ihnen zur Bühne gebracht. Es folgte das Silbermond Cover „Krieger des Lichts“. Das Lied passt wirklich wunderbar zu ihm und klang super. Auch Mark Forsters „Flüsterton“ stand auf Paddys Setlist.
Wie an all seinen Konzerten bereits erlebt, folgte auch an diesem Abend die „Friedensminute“. Diese Schweigeminute führte er jeweils aus diversen Gründen durch: Sei es aufgrund aktueller Geschehnisse und zugunsten des Weltfriedens, in Gedanken an Bekannte und Verwandte mit Problemen oder etwa aus eigenen, persönlichen Gründen. Das war dann allen selbst überlassen. Auch wenn Paddy sehr religiös ist, wirkt das, wenn denn, mehr spirituell. Bestimmt ungewöhnlich für so ein Pop/Rock Konzert und nicht alle schafften es mal 1 Minute still zu sein, aber es hat tatsächlich irgendwas Verbindendes an sich.
Ich freute mich über die Ballade „One More Song“, für die sich Paddy ans Piano setzte und der Gitarrist darauf stieg. Da erinnerte ich mich gleich an seinen Bruder Joey, wie er damals bei der Kelly Family in seinem Glitzeranzug und den Plateauschuhen da oben stand. Es folgte „No Fuzz No Buzz“, den The BossHoss bei „Sing meinen Song“ gecovert hatten.
Mit „Ares Qui“ startete Paddy eine kleine spanische Party, die auch ein wildes Congas-Solo seinerseits enthielt. Was natürlich nicht fehlen durfte, war „An Angel“. Seine aktuelle Version ist aber nicht mehr ganz dieselbe, wie damals in den 90ern. Leicht abgeändert gefällt sie mir aber auch so super gut und mit dem zusätzlichen Lichtermeer umso mehr.
Bei „Shake Away“ ging dann auch wieder ziemlich die Post ab. Es schien als würde jede einzelne Person mitsingen. Vor allem in den vorderen Reihen sprangen und hüpften viele mit. Das war dann ein totaler Gänsehautmoment alle im Chor zu hören. Vor allem eben auch nachdem man erst kürzlich im TV mitgekriegt hatte, wie viel das Lied Paddy bedeutet und es eben ein Neuanfang für ihn war. Es war ein sehr erfolgreicher Neuanfang. Da kann man gut verstehen, dass er sich nun darauf konzentrieren will und nicht mit seiner Familie tourt. Auch, wenn man sich das als grosser Fan natürlich wünschen würde.
Mit der Powerballade „Here To Stay“ verabschiedeten sie sich schliesslich. Am Ende des Liedes verliess erst Paddy die Bühne, bevor dann ein Musiker nach dem anderen sein Instrument ablegte, sich verabschiedete und die Bühne verliess. Bis eben am Schluss nur noch der Drummer übrig blieb. Ohne Zugabe endete der Abend aber natürlich nicht. Paddy und einer seiner Gitarristen kamen zurück, setzten sich auf Hocker hin und holten einige Kinder auf die Bühne. – „Aber Mamas bleiben unten!“ – Die sassen dann während der ersten Zugabe, Bob Dylan’s „Jokerman“, um sie versammelt auf der Bühne. Erst nach „Hope“ war das Konzert dann wirklich zu ende.
Langsam löste sich das Publikum vor der Bühne auf, bzw. man wurde ziemlich schnell aus dem kleinen Zelt geschmissen ;-). Lange hallte das tolle Konzert einem noch nach, während man sich um den Merchandisestand scharte, sich nochmals was zu essen und trinken holte oder sich gleich auf den Heimweg machte.
Ich freue mich schon darauf Paddy im 2018 in Zürich wieder zu sehen. Tickets gibt es bei Ticketcorner.
Infos zum Festival findet ihr hier: Honberg-Sommer
Infos zu Michael Patrick Kelly findet ihr auf seiner Webseite www.michael-patrick-kelly.com
Infos zum Support Act Jona Bird findet ihr hier: www.jonabird.de
Videos findet ihr in meiner Youtube-Playlist: Michael Patrick Kelly live in concert