Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass das mit dem Michael Patrick Kelly Showcases bei Radio Pilatus oder Bern 1 nichts mehr wird. Gut abgefunden nicht wirklich, ich hab irgendwie versucht das zu akzeptieren. Als mich meine Kollegin am Dienstagabend aber mit der Nachricht überraschte, dass eine Kollegin einer Kollegin noch ein Ticket übrig habe für den Mittwoch-Mittagevent von Radio Bern 1 . Ich konnte mein Glück kaum fassen und glücklicherweise konnte ich so spontan tatsächlich teilnehmen.
Michael Patrick Kelly mit neuem Album in Bern
Michael Patrick Kelly in der Mahogany Hall. Endlich ist er wieder mal zurück in Bern. Nach dem Konzert im 2014 im Yehudi Menuhin Forum war er zwar noch beim Energy Air im Stade de Suisse, ich damals aber leider nicht dabei. Um so schöner ihn hier zu sehen und vor allem wieder live zu hören. Auch wenn anders als erwartet.
Vier Jahre ist es her seit dem letzten Album „ID“. Irgendwann sei sich auch die Plattenfirma nicht mehr so sicher gewesen, ob das noch was wird. Im heutigen, unglaublich schnelllebigen Musikbusiness dauert die Entstehung eines nächsten Albums normalerweise nicht so lange. Aber Qualität braucht eben seine Zeit: Letzten Freitag wurde „B.O.A.T.S“ veröffentlicht.
Die ersten seien in Bern schon früh morgens vor Ort gewesen, trotz dass der Einlass erst um 11:30 geplant war. Die Schlange dementsprechend schon ziemlich lang, als ich an der Mahogany Hall ankam. Aber gut, bei diesem kleinen Lokal mit 120 Ticketgewinner nicht schlimm. Ein Bisschen Verzögerung gabs bis sich die Türen öffneten, aber dann sassen alle schnell an ihren Plätzen und es konnte los gehen. Erst ein kleines Introvideo, in dem sich Paddy und sein neues Album vorstellte. Dann erschien er gutgelaunt zu Interview und Albumpräsentation persönlich auf der Bühne. Radio Bern 1 Moderator Tobi Flückiger sorgte aber auch von Anfang an mit seinen Jokes, Sprüchen und seiner aufgestellten Art für beste Stimmung und Unterhaltung.
Echte Geschichten und Gefühle
„B.O.A.T.S“ – Based on a true story – heisst das neue Album von Michael Patrick Kelly, das am 12. November erschienen ist. Rechtzeitig zum Showcase war auch meine Fanbox geliefert worden. Mindestens 4-5 Mal hatte ich das Album natürlich schon gehört. Aber anders als der Moderator gefragt hatte, kann ich es definitiv noch nicht auswendig. Auch wenn Paddy über eines der früheren Releasekonzerte erzählte, dass manche Fans die Texte bereits nach 1 Tag auswendig konnten – teils besser als er selbst. So gut im Auswendiglernen bin ich da definitiv nicht.
Paddy sei es gerade in der aktuellen Zeit, in der es schwierig ist mit all den Fakenews die Wahrheit etwa in Politik oder Medien zu erkennen, wichtig, dass seine Lieder wahr und ehrlich sind. Die meisten seiner Lieder basieren auf wahren Geschichten und Gefühle. Entweder sind es eigene Erlebnisse und Gefühle oder eben solche, die ihm jemand erzählt hatte.
Die schönsten Blumen für Mama
So stellte Paddy als erstes „Mother‘s Day“ vor, ein Lied für seine viel zu früh verstorbene Mama. Eine der seltenen Balladen, die er in den letzten Jahren geschrieben habe. Vor vielen Jahren hatte Paddy schon mal das traurige Lied „Mama“ geschrieben. „Mother‘s Day“ geht nun um ein Erlebnis, das er als kleiner 5-Jähriger hatte. Damals am Muttertag, rund ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Mama, brachte Paddy Blumen zu ihrem Grab im spanischen Belascoain. Weil die Blumen auf den anderen Gräbern ringsrum aber so viel schöner gewesen seien als seine Wildblumen, sammelte er diese kurzerhand ein und legte sie alle bei seiner Mutter aufs Grab. Was ja grundsätzlich keine böse Tat war und ein 5jähriger es nicht besser weiss, lies ihn über die Jahre aber trotzdem nie so richtig los. So brachte er viele viele Jahre später für den ganzen Friedhof Blumen und sei dadurch etwas zum „Local Hero“ geworden. Das Lied wurde darauf ab CD gespielt. Der „DJ“ teils etwas übereifrig mit dem Abspielen, sorgte ebenso für den einen oder anderen Lacher.
Nie aufgeben
Als Zweites stellte Paddy mein Favoriten vom neuen Album, „Running Blind“, vor. Eine mitreissende, positive Uptempo-Nummer, die einen dazu motivieren soll, auch in den dunkelsten Stunden nicht aufzugeben. Das Lied geht um den blinden Henry Wanyoike, den Paddy vor langer Zeit kennengelernt hatte. Der 1995 erblindete Kenianer wurde durch seine Paralympicsteilnahme 2000 in Sydney bekannt. Sein Begleitläufer hatte damals kurz vorm Ziel einen schwäche Anfall, weshalb sich Henry mit Hilfe des Publikums den Weg ins Ziel selbst bahnte.
Sei einfach du selbst
Zu „Blurry Eyes“, gemäss einer kurzen Abstimmung der Favorit des Publikums, gabs das offizielle Video auf dem Bildschirm. Für den Dreh hatten sie ein altes Piano auf Ebay gekauft, das am Ende auch wieder aus dem Wasser gefischt wurde und nicht wie die Titanic nun irgendwo auf dem Meeresgrund liege. Das Wasser sei super kalt gewesen. Die Crew trug hohe, wasserfeste Anglerlatzhosen, aber er sei total nass gewesen. Das Lied geht um den ganzen Schönheitswahn, grad durch Social Media und dass man aber gut genug und richtig ist, so wie man eben ist.
Schaut euch das offizielle Video hier an
Ganz ohne Live Musik verliess uns Paddy dann aber nicht. Kurzer Hand spielte Moderator Tobi Paddy‘s Roadie und reichte ihm die Gitarre. Neben Paddy‘s Hit „Shake Away“, gab‘s zum Abschluss mit „Thank you“ nochmals einen neuen Titel.
Bald Konzert im Hallenstadion?
Unter einem Showcase hätte ich mir mehr vorgestellt. Mehr ein echtes Kurz-Konzert an 40-50min als „nur“ eine 4 Song Albumpräsentation. Aber es war am Ende interessant, ihn über die Songs erzählen zu hören und toll ihn nach Ewigkeiten mit den beiden Songs live zu hören. Gerüchten zu folge, wird er in rund 2 Wochen Tourdaten bekannt geben, darunter auch ein Konzert im Hallenstadion Zürich.
Wir sind gespannt und jetzt schon gefühlt wieder im Ticketstress 😉
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