“hey sarah!! werum zum hänker chunnsch du sowiiiit?” wurde ich gefragt, als ich verkündete, dass ich beim Konzert von Pablopolar in St. Gallen dabei sein werde. Naja, alle anderen fragen das wohl schon lange nicht mehr.
Ja ja, St. Gallen liegt halt nicht direkt um die Ecke: rund 230 km, 3 Stunden Zugfahrt. Wieso ich für eine Band ans andere Ende der Schweiz reise? Weil ich es kann. Weil ich gerne reise und die Band sehr gerne mag. Und im Fall von Pablopolar dauert es bis zum nächsten Konzert viel zu lange, um nicht nach St. Gallen zu fahren. Der Weg ist auch das halbe Ziel, oder so ähnlich. Ich fahre gerne Zug. Ich mein, im Zug sitzen, Musik auf den Ohren , die Gegend und Leute beobachten. Den wunderschönen Sonnenuntergang bewundern und der Sitznachbarin beim Schwärmen am Telefon über genau diesen Sonnenuntergang zuhören. Man lernt andere Orte und Städte etwas kennen, evtl. neue Leute mit denen man gute Unterhaltungen führen und einen tollen Abend verbringen kann. So wie eben in St. Gallen. Und hey, hätte sich das letzten Herbst einrichten lassen, wär ich auch nach Polen gefahren…
Im Hotel Elite, das keine 5min Fussweg von der Grabenhalle weg ist, eingecheckt, hab ich bis nach Türöffnung noch etwas gewartet. Ich versuchte zuvermeiden, die Erste (und evtl. Einzige) zu sein. Ich hab ganz ehrlich nicht viele Zuschauer erwartet. An keinem der 3-4 Konzert, die ich in der Grabenhalle gesehen hab, war es sehr voll. Ok, vielleicht damals bei Pegasus. Es war aber an dem Abend wie erwartet eben nicht so voll. Dabei ist die Grabenhalle ein echt tolles Lokal. Es spielen immer wieder super Bands dort. Einheimische meinten allerdings, das sei halt so ein wenig das Hipster-Lokal von St. Gallen… komische Begründung, ich weiss. Man hat doch echt mehr davon, dort Eintritt zu bezahlen als irgendwo in so nem Elektroclub… Ausserdem kostet da ein Eistee nur CHf 3. Ich kann mich an kein anderes Konzertlokal erinnern, das günstiger Getränke verkauft.
Marius war Support Act vom Support Act, oder so ähnlich. Pablopolar & The Drops spielten an dem Abend ein Doppelkonzert, also gabs eigentlich zwei Hauptacts. Beide spielten je eine rund einstündige Show. Davor spielte aber eben noch Marius ein kurzes Supportset von etwa 30min. Marius, ein junger Strassenmusiker aus dem Appenzell, sei momentan im Militär, aber danach wolle er sich wieder der Strassenmusik widmen. Im Moment sei es ein grosses Ziel in der Top 8 des Waldbühne-Votings zu bleiben. Man solle doch für ihn voten gehen. Der 21jährige bewies in seinem Set aus Cover-Songs und eigenen Liedern, dass er echt eine gute Stimme hat mit hohem Wiedererkennungswert. Seine eigenen Titel gefielen mir besser als die Covers. Er schien auch recht nervös, die Erfahrung fehlt ihm. Wer Singer/Songwriter und etwas ruhigere Musik mag, dem würde er wohl gefallen. Ich hab gelesen, er wolle 2016 mit Hitmill ein Album produzieren. Mal gucken wie das wird…
“Kommt alle einen Schritt näher!” – Tolles Gefühl, wenn der Frontmann darum bittet, du “gehorchst”, näher an die Bühne rutschst und realisierst, du warst wohl grad die Einzige, die sich bewegt hatte… ähm, nicht! Mensch Leute…?! Eine richtige Schweizer Krankheit, wie eine Kollegin von mir das nennt. The Drops sind mit ihrem neuen Album „Adios“ auf Tour und an diesem Abend fand ich ihr Konzert richtig gut. Was auch immer in St. Gallen anders war als vor ein paar Monaten in Basel an der Plattentaufe. The Drops haben echt tolle Pop/Rock-Songs, mit so einigen Ohrwürmern darunter. Coole Solis und Open ends in ihren Songs. Also ja, die rockten ganz schön an dem Abend. Eindeutige Favouriten waren etwa „Eleanor“, den ich seit Anfang an mag, „Home“ ist wunderschön und die erste Single ab dem neuen Album,“Kuo Samui“, macht echt Spass. Letzterer bringt etwas Sommerfeeling ins Konzertlokal, vor allem mit den Palmen auf der Bühne.
War das Publikum bei The Drops doch sehr zurückhaltend, änderte sich die Stimmung fast auf einen Schlag als Pablopolar die Bühne betraten. Sie spielten so die übliche Toursetlist mit „Colorize“, „A Thousand Years“, „Everything is inbetween“, „Ambulance“, „Peter Pan“, „Guiding Light“ oder „Monterey Bay“. Sehr energisch, wie ich das von dern Shows davor bereits kannte. Das Publikum rutschte da auch gleich von sich aus nach vorn an die Bühne und bis zum Schluss tanzte so ziemlich jeder im Raum mit, einige sogar sehr ausgelassen. Im ersten Moment fast etwas sehr überrascht von dieser Stimmungswendung, wars einfach nur cool dieser Wandel mitanzusehen. Eigentlich liess sich das Publikum bisher immer gut von der Band mitreissen, aber man weiss halt doch nie so ganz. Andere Orte, anderes Publikum halt. Ja, da steht man dann da vor der Bühne und ist einfach nur super happy und zufrieden dazusein.
Als Zugabe gabs nicht nur noch mehr Songs, sondern auch eine Tulpe fürs Publikum. Die wurde übrigens von einer jungen Frau gefangen, die einfachmal mit ihrer Freundin vorbei gekommen ist, ohne zu wissen, was sie erwartete. Solltet ihr auch öfters mal versuchen 😉 Und als allerletztes spielten sie dann doch auch noch „Long Distance Call“. So als allerletztes auf der Setlist, hab ich immer Angst, dass sie den auslassen könnten. Der Song ist so wunderschön.
Es war so ein tolles Konzert, ein toller Abend, und da soll einer behaupten, der Weg habe sich nicht gelohnt. Ich freu mich jetzt schon auf den März, wenn Pablopolar und The Drops dann in Baden nochmals ein Doppelkonzert spielen. Einziger Haken daran: Es dauert noch EWIG!
Youtube-Playlists: Pablopolar | The Drops | Marius
Infos über die Bands findet ihr hier:
Pablopolar
The Drops
Marius