Da sassen wir in den mittleren Reihen des kleinen Konzertsaals in Solothurn. Ein heller, im 19. Jahrhundert erbauter Saal mit hohen Decken, einer kleinen Bühne hinter der ein Bogen in der Wand steht. Bei bestuhlten Konzerten bietet der Raum Platz für rund 200 Zuschauer. Hinter uns über dem Eingang prangte ein Balkon, darunter sass der Techniker. Wir lauschten den drei Musikern auf der Bühne, die dem Techniker Anweisungen gaben und sich mit ihm betreffend des Sounds austauschten. Die Hauptperson in diesem Trio war eben keine andere als Patricia Kelly. Wir waren alle etwas überwältigt bei diesem Soundcheck dabei sein zu können. Schien das vor einigen Jahren ja noch so total undenkbar.
Patricia Kelly hat im März ihr neues Album „Grace & Kelly“ veröffentlicht – komplett selbstgeschrieben und produziert. Und geprägt von Krankheit und Verlusten ist dies ihr persönlichstes bisher. Es war nicht das erste Konzert bei uns in der Schweiz. Mein Ticket für die Show in Solothurn an dem Samstagabend hatte ich bereits, da wurde ich zusätzlich zum Soundcheck mit Meet & Greet eingeladen. Für einen Fan, der seit über 20 Jahren den Werdegang von ihr und ihrer Familie verfolgt (und super gerne Soundchecks schaut), ein ganz einmaliges Erlebnis.
Der Soundcheck mit Meet & Greet
Gegen halb fünf stand ich vor dem kleinen Konzertsaal in Solothurn. Gerade kam ich aus Neuchâtel, vom Bastian Baker Konzert beim „Tag der Milch“. Somit eh noch etwas aufgedreht. Ich dachte erst, es würde etwas knapp werden, war aber frühzeitig da und Patricia Kelly kam selber gerade erst etwas verspätetet an. Wir mussten uns auf den Einlass für den Soundcheck mit Meet & Greet aber trotzdem nicht mehr zu lange gedulden. Eigentlich wäre der Zutritt für die Crowdfunding-Unterstützer gewesen. Um ihre Freiheiten zu wahren, hatte Patricia Kelly nämlich einige grosse Plattenverträge abgewiesen und ihr neustes Album mit Crowdfunding teilfinanziert. Der Soundcheck mit Meet & Greet war dabei eine der Belohnungen, wozu ich schliesslich von den Veranstaltern eingeladen wurde. Damit nochmals ein ganz grosses Dankeschön an Christophe und sein Team für diese Möglichkeit!
Das Veranstaltungsteam empfing die Teilnehmer herzlich mit einem speziell für den Anlass erstellen Pass und wurden in der Zwischenzeit mit Getränke versorgt, bevor wir uns dann in den Konzertsaal zum Soundcheck setzen durften. Patricia, ganz légèr gekleidet, Haare zusammengebunden, begrüsste die Teilnehmer alle einzeln. Ihre Mitmusiker Sebastian Scobel am Piano und Daniel Brandl am Cello machten sich zusammen mit dem Techniker bereits für den Soundcheck bereit. Während rund zwei Stunden arbeiteten die vier an den richtigen Einstellungen für Instrumente und Mikrofone. Es dauerte offensichtlich länger als geplant und erhofft. Es schien nicht ganz einfach zu sein, alles richtig klingen zu lassen. Patricia erklärte den Zuschauern immer mal wieder, was sie gerade taten und wo etwa die Probleme waren. Das Konzert in Solothurn war gerade mal die zweite Show der „Grace & Kelly“ –Tour. Da mussten sich die Musiker und der Techniker auch noch etwas auf einander einspielen, aber es ist natürlich auch jeder Konzertsaal anders. Die Bühne war ja nicht all zu gross und der Bogen im Hintergrund hätte da auch so seinen Einfluss.
Und da sassen wir also ruhig, flüsterten höchstens, wenn wir uns ab und an untereinander kurz austauschten. Alle waren eben etwas überwältigt. Als Teenager himmelten wir die Kellys von weit weg auf der grossen Bühne an. Irgendwie schienen sie immer eine Ebene höher zu sein als wir und total unerreichbar. Noch bis vor wenigen Jahren hätten wir uns nicht mal erträumen lassen, dass wir mal in einem Soundcheck eines Kellys sitzen würden, einen etwas privateren Einblick kriegten, als nur während sie für die Show auf der Bühne standen. Und nun sind da diese Momente, die plötzlich ganz einfach und so normal wirken. Alles irgendwie auf der selben Stufe, super schön und relaxt. Klar wünscht man sich die grossen Kelly Konzerte immer wieder mal zurück, aber gerade mit dem Älter werden und den ganzen Hintergrundinformationen zu der Kelly Family erkennt man die Unterschiede und weiss die jetzige Zeit, und solche Erlebnisse, zu schätzen.
Für diejenigen, die nach dem Konzert gleich los mussten, um etwa den Zug zu erwischen, nahm sich Patricia schliesslich direkt im Anschluss des Soundchecks Zeit um Autogramme- und Fotowünsche zu erfüllen. Sie hatte zwar nicht mehr ganz so viel Zeit, da sie sich noch fürs Konzert fertig machen musste, aber widmete und konzentrierte sich in den paar wenigen Minuten voll und ganz auf ihre Fans. Sie ist so eine aufgestellte, herzliche und liebenswerte Frau. Es ist jedes Mal eine Freude sie zu treffen, auch wenn es nur für kurz ist. Und wir hatten ja nun ganze zwei Stunden mit ihnen verbringen können. Normale Meet & Greets dauern ja generell nicht viel länger als ein paar wenige Minuten.
Das Konzert
Nach 19 Uhr wurden schliesslich auch die restlichen Konzertbesucher eingelassen. Das Konzert war
ausverkauft. Nach 20 Uhr begann Patricia mit ihren Mitmusikern das erste Lied: „Little Mama“ ab dem aktuellen Album „Grace & Kelly“. Ein sehr jazziges Stück. Ihr neues Album ist ein eher ruhiges, aber sehr rhythmisches Album mit Folk, Soul und Jazz-Einflüssen. Pianist Sebastian witzelte zwischendrin mal, dass wenn man den Albumtitel „Grace & Kelly“ schnell ausspreche, klinge das wie „Crazy Kelly“, was super passen würde. Das stritt nicht mal Patricia selber ganz ab. Auch sie hat den typischen Kelly-Humor.
Es folgten die Kelly Family Lieder „Key To My Heart“ und „Like A Queen“, wobei Patricia ihre ausgeprägte Stimme hervorbrachte – mal sanft und leise, dann wieder laut und kräftig – und das Publikum erneut absolut beeindruckte. Patricia erzählte zwischen all ihren Liedern immer wieder diverse Geschichten und Erlebnisse. Sie erwähnte darauf nochmals wie Christophe und sein Organisationsteam damals mit der Lesung in Biel die ersten Fans waren, die angefangen haben Events mit ihr zu organisieren. Es folgten darauf viele weitere Fans, die es ihnen an den verschiedensten Orten gleichtaten. So konnte Patricia Konzerte spielen und Lesungen halten, die sonst wohl nicht möglich gewesen wären. Unter anderem erzählte sie dabei auch von der Lesung in einer Schule in Sulgen. Eine ganz neue Erfahrung mit all den Teenager. Es entstanden zwischen den Liedern auch immer wieder Diskussionen zwischen der Band. Sie stellten dabei sogar fest, dass nur ein ganz kleiner Teil des Publikums aus Solothurn war. Die Mehrheit war von ausserhalb extra angereist.
Es folgte eine abwechslungsreiche Setlist aus ihren neuen Lieder, einigen älteren und eben auch alte Familien-Lieder, wie wir das von früheren Shows bereits kannten. So schnell schwelgt man dann wieder in Erinnerungen. Dass bei Kelly Konzerten, auch jetzt bei den Solo-Shows, Kinder im Publikum sind, teils noch sehr kleine, ist nichts ungewöhnliches. Die Kellys selber standen teils mit ihren Babies auf Bühnen. Aber als dann das Baby einer Zuschauern anfing zu schreien, meinte Patricia dann doch, dass so ein Konzert vielleicht doch nicht so geeignet sei für die ganz Kleinen. Sebastian witzelte dann aber, dass es nur wegen seinem Gesang angefangen habe zu weinen. „Always The Same“ war dann der letzte Song vor der kurzen Pause. Dabei liess Patricia auch das Publikum mitsingen.
Direkt nach der Pause entdeckte Patrica eine 64jährige Frau in der ersten Reihe und war ganz begeistert, sie da zu sehen. Vor allem auch davon, dass dieser ältere Fan offensichtlich auch noch die Zeiten mit den Kelly-Eltern mitbekommen hatte. Im zwieten Teil folgten dann gleich viele weitere neuen Lieder wie „I’ll Get Up And Walk“, „Let’s Go Dancing On The Roofs“, „I Don’t Want To Fight“ und das Trio spielte wohl ziemlich alle Titel des neuen Albums.
Nach den ganzen neuen Stücken wollten sie „No Lies“, ab dem Kelly Family Album „Wow“ anstimmen, aber Daniel hatte seine Noten vergessen. Somit rannte er kurz in den Backstage hoch, um diese zu holen. Natürlich mit Zeitstoppen. Um die Wartezeit aber zu überbrücken, führte Patricia ein „Q & A“ – Fragen und Antworten – durch. Erst waren die Zuschauer sehr zurückhaltend, aber es folgten doch noch ein, zwei Fragen. Eine davon war, wie denn ihre aktuelle Single „They Cut Me Down“ entstand. Dabei verarbeitete sie darin, die schwere Zeit während ihrer Brustkrebserkrakung und wie sie sich nicht unterkriegen lassen wollte. Sie versuche immer positiv zu sein. Als Daniel zurück war, sie den Q & A beendete, stellte Patricia fest, dass auch sie zu dem Song gar keine Noten bereit hatte. Sie holte sie aber nicht mehr extra und spielte ohne.
Nach ein paar weiteren Liedern, unter anderem den Kelly Family-Song „Love Music und Sun“, zu der die Fans auch die zugehörige ‚Choreografie‘ nach wie vor kennen, folgte auch schon bald die Zugabe. Da mussten ich und zwei andere aber bereits frühzeitig los, um die Züge zu erwischen. Wir versuchten natürlich, so leise und unauffällig wie möglich den Saal zu verlassen, um keinen zu stören. Blieben aber nicht unbemerkt. Naja, wie auch, so aus der zweiten Reihe. Da verabschiedete und bedankte sich Patricia während unseres Abgangs noch bei uns. Und nach dem eindrucksvollen und wunderbaren Abend, freuen wir uns natürlich bereits aufs nächste Konzert. Vielleicht dann sogar mal mit kompletter Band…? Sie hatte kommende Fullband-Konzerte auf jeden Fall während der Show mal erwähnt.
Setliste:
- Little Mama
- Key To My Heart
- Like A Queen
- ?
- I’ll Hide Under Your Coat
- ?
- Always The Same
- I’ll Get Up And Walk
-Pause- - Let’s Go Dancing On The Roofs
- I Don’t Want To Fight
- Don’t You Speak
- ?
- No Lies
- Don’t Say A Word
- Love Music ’n‘ Sun
- Beautiful Life
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Infos über Patrica Kelly auf www.patricia-kelly.com