Heute feiern Pegaus im ausverkauften Volkshaus Zürich ihren Tourabschluss. Es werden, wie der aktuelle Album- bzw. Tourtitel verspricht, nochmals „Future:Memories“ – zukünftige Erinnerungen – geschaffen. Dazu gibts die eine oder andere Überraschung.
Support aus Lausanne
Unterstützt wird Pegasus von der 26-jährigen Lausanner Sängerin Maryne. In Begleitung von Matthieu Trovato an Keyboard und Gitarre spielt sie ein abwechslungsreiches, ca. 40 minütiges Set. Die Songs stammen etwa aus ihrer 2021 veröffentlichten EP „Liquid Gold“.
So eröffnet Maryne den Abend an der Akustikgitarre ganz ruhig mit meinem Favoriten „Coachella“. Ich war zwar noch nie an dem US-Musik-Festival, aber sie schafft es mit Text und Melodie direkt die sommerlichen Festivalbilder vor meinem geistigen Auge erscheinen zu lassen.
Zu ihren mitreißenden Uptempo-Songs wie „Overdose“ oder „Overthinking“ tanzt Maryne über die Bühne. Ich stell mir vor, wie cool es wäre, wenn sie später nicht nur mit einer kompletten Band, sondern auch mit 2-3 Tänzern auftreten würde. Die passenden Bühnenoutfits trägt sie bereits. Auf Tiktok hat sie sogar kürzlich ein kleines Video gepostet, wie es mit Tänzer aussehen könnte.
Ja, Maryne stammt aus dem Welschland und wenn sie mit uns Deutsch spricht, hört man deutlich ihren französischen Akzent. Etwa wenn sie erzählt, dass sie Kartoffelsalat mag und früher selber schon Pegasus-Fan war. Deutsch übt sie noch. Verstehen tut man sie aber wunderbar. Manchmal holt sie englische Worte zur Hilfe. Ihre Songs sind ja auch in Englisch. Ihre Auftritte erinnern mich an die Anfänge ihres großen Bruders, den ihr bestimmt kennt: Es ist Bastian Baker.
Vielleicht habt ihr Maryne vor knapp 1 Jahr auch bereits bei Bastian als Support gesehen? Noch etwas zurückhaltend, wirkt Maryne genauso sympathisch wie ihr Bruder. Das liegt definitiv in der Familie. Und Ihr Programm enthält Pop-Songs, die sich hören lassen.
Bereit für neue Erinnerungen
Es wird dunkel. Das Publikum horcht auf. Es erscheint eine Zahl am weißen Bühnenvorhang. Es ist ein 5 Minuten Countdown, der startet. Uff, 5min? Wieso 5 Minuten? Naja, das waren wenigstens so in etwa meine Gedanken, als ich die Show letzten November zum ersten Mal im Bierhübeli Bern gesehen habe. Letzte Woche kam ein zweites Konzert im Kofmehl Solothurn dazu. Letzte Chance noch aufs Klo zu gehen, scherzen wir heute. Das Geschwätze im Publikum geht weiter. Gleichzeitig merkt man aber die steigende Aufregung und Ungeduld unter den Konzertbesuchern. Die beiden Mädels neben mir haben sogar extra eine Pegasus-Girlande gebastelt.
Die letzten Momente des Countdowns laufen mit alten Bildern der Band. So viele Erinnerungen haben sich aus der Vergangenheit schon angesammelt. Ich werde immer ein wenig nostalgisch. Gemäss meiner Konzerte-App ist es heute mein 78. Pegasus Konzert. 2009 hat meine Liebe für die Band am Neo1 Openair in Huttwil begonnen. Da war Keyboarder Gigi noch gar nicht dabei. Es folgten unzählige Highlights: Das WWF Earth Hour Konzert in der Zürcher Langstrasse oder die Show in der Photobastei waren einfach großartig. Ich erinnere mich an die „Human.Technology“ Tour, die Pegasus rasant das Bekanntheistlevel nach oben gepusht hat. Gesehen habe ich aber auch viele tolle grosse Shows wie das Thunfest, das Open Air auf dem Bundesplatz oder das Seaside Festival, nur um einige zu nennen.
Die Silhouetten der Musiker erscheinen am Vorhang, als das Publikum – Jung und Alt, Gross und Klein – von 10 runter auf 1 zählt. Der weisse Vorhang fällt. „A Future Memory“ beginnt heute on point und Pegasus startet voller Energie in die Show. Wir sind alle bereit für die neuen Erinnerungen.
Ab auf den Mars
„Whoever you are“ folgt temporeich. Das Publikum lässt sich schnell mitreißen. Ein ausverkauftes Volkshaus Zürich ist natürlich etwas ganz besonderes. Das merkt man der gut gelaunten Band an. Vor allem hat Pegasus zuletzt vor fünf Jahren in Zürich gespielt. Naja, das Hallenstadion dabei ausgeschlossen, denn das war nochmals was ganz anderes (meinen Bericht dazu könnt ihr übrigens auf Szenemagazin.ch lesen). Ein Teil der Bieler Band ist mittlerweile in Zürich zuhause. Es ist also eine Art Heimspiel. „Come Home“ singen sie dazu, bestimmt mit Biel in Gedanken und Herzen.
2013 sinnierten Pegasus auf ihrem Album „Human.Technoloy“ bereits über die „Technology“ und was sie womöglich alles bewirken kann. Vielleicht irgendwann der erste Mann auf dem Mars zu sein? „Man on Mars“ heisst ihr Song dazu. Aktuell hat Elon Musk zwar wegen des Kaufs von Twitter wohl kaum Zeit und Interesse an der Planung seiner Mars-Mission, befürchtet Pegasus-Frontmann Noah. Aber vielleicht wird der Tesla-Erfinder die Entwicklung bald wieder aufnehmen. Dafür hätte ja Pegasus den perfekten Soundtrack zur Inspiration.
Ob Pegasus da direkt zum Mars mitfliegen würden? Vielleicht eher nicht, jetzt da drei der fünf Musiker die wahre Liebe gefunden haben und verheiratet sind. Wer noch heiraten möchte, kann sich am Ende der Show beim Hintereingang mit Brønner treffen, macht Noah schmunzelnd Werbung für den Drummer. Der sei noch zu haben. Für „True Love“ setzt sich Noah erneut ans Piano und Simon gesellt sich mit der Mandoline zu ihm hin. Ein Lied für die Pärchen im Publikum. Die sanften Klänge gehen mitten ins Herz.
Bis der Boden mithüpft
Weiter geht es mit „Last Night On Earth“. Es wird wild. Der letzte Abend auf Erden wird es heute wohl noch nicht. Wobei wir uns in den ersten Reihen für einen Moment gar nicht so sicher sind. Denn als Bassist Gäbu alle auffordert mitzuhüpfen, fühlt es sich plötzlich an, als stünden wir auf einem Trampolin. Der Boden hüpft direkt mit. Schockmoment! Das ist doch sicher nicht normal. Aufhören zu Hüpfen geht gar nicht. Es federt einfach weiter. Naja, der Boden hält bis zum Ende. Ein Security kann uns schliesslich erklären, dass dieser vorderste Teil des Bodens tatsächlich ein Deckel ist. Man sieht das deutlich, als alle Zuschauer weg sind. Deshalb hat der Boden mit gehüpft. Anscheinend hält der da aus.
Pegasus fahren danach mit „Lay Low“ wieder etwas ruhiger fort. Ein Lied, das sie lange nicht mehr gespielt haben, weil es etwas schwierig zu singen sei. Aber dann hat es Soulsänger und Sing meinen Song-Host Seven in der gemeinsamen Sendung gecovert. Dadurch wurde Pegasus inspiriert, das Lied wieder im Programm aufzunehmen.
Pegasus’ Erzählungen drehen sich allerdings mit diesem Lied in eine andere Richtung. Wahre Liebe kann auch wieder zerbrechen. Freundschaft & Liebe können auseinandergehen. So versuchte man über den Verlust hinwegzukommen: „Get over you“. „Get Over You“ führt Pegasus zu viert in den hinteren Teil des Volkshaus Saals auf eine kleine Bühne. Dort erklärt Noah einmal mehr, dass ihr Freund Stress auch heute leider nicht dabei sein könne, um mit ihnen „Elle“ zu singen. So übernimmt Simon Stress’ Part. Wir erwarten schon, dass Noah scherzt, Stress habe den Zug verpasst. Aber tatsächlich meint dieser heute, dass Stress in Indonesien sei. „Was, echt jetzt?“, lachen wir fragend. Wir lieben Simon‘s „Elle“ Version übrigens. Er dürfte auch der eine oder andere Solopart mehr übernehmen.
Noah singt „Better man“, während die anderen zurück auf die Bühne kommen. Drummer Brønner und Bassist Gabriel machen sich für ihr Drum Battle bereit. Ja, mit dem „Future: Memories“ Album kam bereits letzten Sommer ein neues cooles Battle in die Show. Ich feiere es total. Es enthält richtig tolle mitreißende Beats und die coolsten Melodien. Mit dem passenden Licht ist es irgendwie hypnothisch. Ich bin sowieso vom Licht der ganzen Show begeistert. Die Lichtshow enthält viele kräftige und klare Farben. Die Lichter an der Wand sind super. So schön!
Überraschungen inklusive
Mit „Skyline“ kommt die Show grundsätzlich schon ans Ende. Naja, Noah meint immer, sie könnten ja 4 Stunden oder manchmal die ganze Nacht durchspielen. Machen sie auch heut nicht. Egal wie sehr wir dafür applaudieren und die Idee bejahen 😉 Dafür folgt Überraschung Nr 1: Zum ersten Mal in der Pegasus Geschichte gibts Konfetti. Ganz vorne in der Mitte hat man aber leider wenig davon. Es schiesst einfach über unsere Köpfe hinweg nach hinten.
Die nächste Überraschung ist ein Gast. Oder sagen wir 1,5 Überraschungsgäste? Während der Tour hat Support Act Maryne jeweils mit Noah zusammen „Vicotria Line“ gesungen. Heute ist mit Anna Rossinelli tatsächlich mal wieder seine Original Duettpartnerin vor Ort. Mit dabei trägt sie, gut sichtbar, ihr noch ungeborenes Baby. Im März soll der Geburtstermin sein, hab ich irgendwo mal gelesen. Aber zurück zur Performance: Viele Versionen und Duett-Partnerinnen habe ich seit der Veröffentlichung von „Victoria Line“ im 2020 hören dürfen. Aber So besonders und schön jede Version auch war, es gibt halt nichts übers Original.
Mit den drei letzten Songs verabschiedet sich Pegasus von ihrem Publikum: Once in a life time – „…not even memories last forever…“, heißt es darin. Diese werden jedoch ganz bestimmt lange hinhalten. Mein zweiter Favorit „Metropolitans“ ist ebenfalls im Programm, und – wie kann es anders sein – “I take it all” macht den Abschluss, inklusiver zweiter Konfetti-Dusche.
Wir nehmen sie definitiv alle mit, all die tollen neuen Erinnerungen aus der “Future:Memories” Tour. Aufgrund der neuen „Future:Memories“ Songs mit den wundervollen Melodien und Texten, der passenden Geschichten und Anekdoten sowie das gesamte Licht, hat mir diese Tour besonders gut gefallen.
Spezielle Events stehen bevor
Wer noch nicht genug Erinnerungen mit Pegasus gesammelt hat, dem stehen noch ein paar ganz spezielle Shows bevor:
18.02.2023 Das Zelt, Lenk (immer irgendwie magisch)
27.05.2023 spielen Pegasus in Aarau mit Symphonie Orchester (!!! – man erinnere sich an die KKL Show)
10.06.2023 Stars Of Sounds Aarberg: Es ist immer so schön im Aarberger Stedtli! Pegasus spielten dort 2019 ihre einzige Festivalshow.
07.07.2023 Trouble A Music Festival: Kenn ich nicht, aber Sommerfestival & Pegasus passt immer.
Gerüchten zufolge könnte es im Herbst Zusatzshows geben. Da lassen wir uns doch mal überraschen!
Infos zur Band findet ihr unter www.pegasustheband.com