Schon am Bern Bahnhof auf Perron Nr. 7 war klar, wo die Leute hin wollten: Mehrere kleine Gruppen stiegen in ihren Status Quo Fan-Shirts in den Zug Richtung Zürich. Nach meinem allerersten Status Quo Konzert am Seaside Spiez letztes Jahr, war ich so begeistert, es sollte nicht meine letzte Show der Briten gewesen sein. So freute ich mich umsomehr an ihrem Tourabschluss im Hallenstadion mit dabei zu sein.
Die Rote Jacke
Den Abend eröffnete die österreichische Rockband The Weight. Mit englisch-sprachigen Eigenkompositionen im 60er/70er Jahre Stil heizte die 4-köpfige Band dem Zürcher Publikum schon mal ein. Einflüsse von Altrockern wie The Who, Rollig Stones, Led Zeppelin oder Deep Purple konnte man erkennen. Frontmann Tobias tänzelte über die Bühne, haute ordentlich in die Tasten, liess das Publikum jubeln und mitsingen. Neben aufheulenden Gitarren ergänzten sie ihre Songs mit ausgiebigen Instrumental-Parts und Soli, die das Zürcher Publikum mitwippen und Köpfe nicken liessen. „STATUS“ schrie der Sänger. „QUO“ antwortete das Publikum.
Die 2014 gegründete Band The Weight veröffentlichte nach einigen EPs 2017 ihr gleichnamiges Debutalbum und war bereits mit Grössen wie z.B. Foreigner, The Boss Hoss, Rival Sons oder Bastille auf Tour. Von Beginn weg fehlte mir ja total die Leinwand. Von meinem Sitzplatz konnte ich die Bandmitglieder nicht wirklich erkennen, ansonsten wär mir bestimmt aufgefallen, dass The Weight mir nicht ganz unbekannt waren…
Nach dem Konzert stand die Band unten im Foyer am Merchstand, Gitarrist Michael Böbel in der auffälligen roten Jacke. Da fiel der Groschen sofort: Das ist die Band vom Summer Stage Basel letzten August. Über die Uniformjacke hatte ich mit Michael gesprochen, als er damals meinte, dass sie eben auffallen soll. Ich kann bestätigen, es funktioniert. Zugegeben, ich hatte das Konzert damals nicht gross mitgekriegt.
Er hatte in Basel erzählt gehabt, dass sie bereits einige Konzerte bei uns in der Schweiz gespielt hatten. So werden The Weight am 8. Dezember auch bereits wieder zurück in der Schweiz sein und im Dynamo in Zürich auftreten.
Das 1. grosse Konzert
Die Stimmung in der Frontrow war kurz vor Showbeginn schon richtig gut. Während die einen bereits vor über 20 Jahren mit Status Quo ihr erstes grosses Konzert erlebt haben, schien es für andere am heutigen Abend das erste zu sein: Der kleine Junge und das Mädchen lugten mit glänzenden Augen neugierig und aufgeregt über die Absperrung. Ihre Ohren gut geschützt mit den grossen Pamir.
Status Quo betraten breit grinsend und voller Tatendrang die Bühne, scannten die ersten Reihen und winkten den Fans zur Begrüssung freudig zu. Sie griffen nach ihren Instumenten, setzten sich an Schlagzeug und Keyboard, und legten mit „Caroline“ los.
Keine Wintertour mehr
2018 spielten Status Quo auf ihrer aktuellen “Plugged In: Live And Rockin” Tour nur reduziert Konzerte und es wird erstmals seit 30 Jahren keine traditionelle Wintertour mehr geben. Status Quo spielten bisher über 6‘000 Liveshows und verbrachten beinahe ein Vierteljahrhundert auf Reisen. Nun sei es Zeit für eine Pause und das vom November vorverlegte Zurich Konzert somit Tourabschluss. Aber bevor die Band in ihre wohlverdiente Pause ging, wurde nochmals reichlich gerockt.
Die gestandene Herren machten mit „Something bout you baby I like“ weiter und legten einmal mehr viel Spielfreude an den Tag – allen voran der fast 70jährige Frontmann Francis Rossi. Zu gerne alberten er und seine Bandkollegen rum und erlaubten sich mit Fans und Fotografen immer mal wieder ein Spässchen.
Sie waren dabei gar nicht so sehr auf Gespräche aus. Rossi erzählte dazwischen von seinem Lieblingsessen – sprach er von Rusties oder Frosties? – ansonsten konzentrierten sie sich vor allem auf ihre Beats, darauf die Gitarren knurren zu lassen und dem Publikum einzuheizen.
Hit für Hit
Letzteres gelang ihnen vor allem im Hinteren, nicht ganz vollen Bereich der Stehplätze, ausgezeichnet. Während Songs wie „The Beginning of the end“ dem Proposing-Medley oder „Roll Over Lay Down“ nutzten einige Fans den Platz und schwangen ordentlich das Tanzbein. Schritt für Schritt hüpften einige wild zum Sound ihrer Lieblingsband herum und tobten sich richtig aus. Manchmal vergass man fast die Band, weil man den Leuten beim Tanzen zusah. Ja, jung und alt feierten ihre Lieblingsband.
Es folgte Hit um Hit. Mal waren es eigene Lieder, mal gecoverte von anderen Bands. Mit ein paar wenigen Änderungen war es in etwa dieselbe Setlist wie letztes Jahr am Seaside Festival. Anscheinend neu im Programm und ein Favorit von mir war das von Gitarrist Richie Malone gesungene “Little Lady”. Eine Hommage an den verstorbenen Rick Parfitt.
Bye Bye Status Quo – aber nicht für lange
Spätestens bei „In The Army Now“ sang wirklich das ganze Hallenstadion mit Staus Quo mit. „What ever you want“ brachte dann auch die Zuschauer auf den Sitzplätze jubelnd auf die Beine, bevor die Band mit „Rockin all over the world“ ans Ende der Show gelangte. Aber die Zugabe fehlte natürlich nicht: „Don‘t waste my time“ war definitiv keine Zeitverschwendung. Man hätte den Herren noch länger zugehört. Es hiess dann aber nicht nur „Bye Bye Johnny“ sondern auch bye bye Status Quo. Jubelnd entliess Zurich die Band in die wohlverdiente Pause. Aber hey, nicht für all zu lange. Die ersten Shows für den Sommer 2019 stehen bereits und Rossi hatte in Interviews gemeint, er will noch lange weiter machen. Die Band halte sie fit.
Infos zu The Weight findet ihr unter theweightrock.com.
Infos zu Status Quo findet ihr auf www.statusquo.co.uk
Veranstalter: abc production