Die letzten 1-2 Songs des tschechischen Indie-Folkpop Duos Teepee kriegte ich gerade noch knapp mit bevor bereits für Seafret umgebaut wurde. Ich blieb hinten im Publikum, auch wenn es schien, dass der Sound da in der Nische hinter dem MIschpult nicht der Beste war. Ich glaubte noch nicht so richtig dran, aber diese unsichtbare Bedrohung, die mittlerweile auch die Schweiz erreicht haben soll, verunsicherte mich trotzdem. Aber Seafret würden es bestimmt schaffen, uns für einen Abend davon etwas abzulenken…
Covid-19: Veranstaltungsverbot
Am Freitag vor dem Seafret Konzert hatte der Bund in der ganzen Schweiz ein 2-wöchiges Veranstaltungsverbot ab 1000 Personen ausgesprochen. Es wird gehofft, damit die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Alle Events darunter wurden der Verantwortung der Kantone, Veranstaltern und Eventbesuchern überlassen. Deshalb läuft es überall ein Bisschen anders. In Zürich fand an dem Abend also weiterhin alles unter 1000 Personen statt – so auch das langersehnte Konzert des aus East Yorkshire stammenden Britischen Duos Seafret. Nach langem hin und her, hatte ich mich im letzten Moment doch hin gewagt. Das Ticket einfach in den Wind schiessen und Seafret verpassen? Mein Herz blutete beim Gedanken daran. Wenn man versucht Abstand zu halten, sollte es doch gehen?
Most Of Us Are Strangers
Man solle wegen dem Virus aktuell Fremden nicht zu nahe kommen. Dass Seafret da ausgerechnet mit ihrem neuen, melancholischen Albumtitelsong “Most Of Us Are Strangers” ihre Show begannen, fühlte sich schon etwas seltsam an. Die intime, aufwühlende und explosive Stimmung, die Seafret durch ihre sanften, hypnotisierenden Melodien, den berührenden Texten und Sänger Jack’s eindringlicher Stimme hervorrufen, löste einmal mehr schon zu Beginn wieder diese kaum beschreibbaren Emotionen aus. Da schleicht sich jedesmal eine Art Verzweiflung und Trostlosigkeit ins Herz, zusätzlich aber auch dieses riesige Glücksgefühl: Etwa bei meinem all-time Favoriten “Wildfire”, bei „Tell Me It’s Real“, aber auch dem neuen “Love Won’t Let Me Leave”.
2016 zum ersten Mal als Support Act von Kodaline in London auf einer Bühne gesehen, freute ich mich Jack Sedman und Harry Draper alias Seafret zum dritten Mal bei uns in der Schweiz live zu sehen. Gänsehaut war Programm! Dieses Mal waren sie mit Drummer Aaron Haigh aber sogar zu dritt!
Kurz vor dem Release ihres mit Spannung erwarteten zweiten Albums “Most of us are strangers” (VÖ: 13.03.2020) präsentierte das Britische Songwriter Duo während ihrer 23 Shows-Tour ihre neuen Songs an diesem Abend auch in Zürich. Die neuen Songs sind vielfach dynamischer, strukturierter und grooviger. Dem Mix aus sanften Akustikrock und gefühlvollem Indie, mit dem sie ihre Fans von der ersten Stunde an begeisterten, sind sie allerdings nachwievor treu geblieben.
Verloren in Licht und Sound
Gesprächig waren die beiden nicht unbedingt, aber mit ein paar Erzählungen sowie ab und zu einem Joke brachten sie die Zuschauer zum Schmunzeln. Immer wieder gab es vereinzelte Zwischenrufe aus der berauschten Zuschauermenge. Harry griff teils so energisch in seine Gitarrensaiten, dass diese es nicht alle bis ans Ende des Konzerts überstanden. Seafret wussten, wie sie jung und alt in ihren Bann ziehen konnten. Mit der dazu passenden, bunten Lichtshow war es aber auch zu einfach, sich in ihrem Sound zu verlieren.
Infos zu Seafret gibts hier: www.seafret.com
Infos zu Teepee findet ihr hier: teep.ee
Setlist Seafret:
- Most Of Us Are Strangers
- Love won’t let me leave
- Beauty on the breeze
- Wildfire
- Atlantis
- Lie to me
- Loving you
- Tell Me it’s real
- Girl I wish I didn’t know
- Stay
- Unbreakable
- Fall
- Monsters
- Magnetic
- Be There
- Oceans
- Be my queen