1. Seaside Festival 2017 Spiez – Tag 1

Rea Garvey Seaside Spiez

Eine Gartenparty mit Rea Garvey & friends? Da würdet ihr bestimmt auch nicht nein sagen. Gibt es aber nur am Seaside Festival in Spiez 😉 Es waren zwei Tage Sommer, Sonne und tolle Musik. Und für ein paar Stunden echt ein Bisschen wie in einer anderen Welt.

Tolles Line-Up an der ersten Festivalausgabe

Am Wochenende fand das 1. Seaside Festival in Spiez statt. Mitten in der „schönsten Bucht Europa’s“. Jaja, ich weiss, nicht alle stimmen diesem selbsternannten Titel zu. Aber Spiez ist doch wirklich schön. Wenn man von oben am Bahnhof runter in die Bucht geht… Das ist so ein wunderbarer Ausblick, vor allem bei solch tollem Sommerwetter mit stahlblauem Himmel. Da hätte man gerne bei den (vor allem ausländischen) Musikern Mäuschen gespielt und gesehen, wie sie auf den Ort reagierten. 🙂

Ich durfte an beiden Tagen an dem wunderbaren neuen Festival mit dabei sein. Das Programm trumpfte mit einem grossen Staraufgebot. Der erste Tag war mit Hecht, Pegasus, Züri West, Rea Garvey, Emeli Sandé sowie Lo & Leduc mehr aufs jüngere Publikum ausgerichtet. 9000 Besucher waren dafür angereist. Viele Eltern waren mit ihren Kindern gekommen. Kinder bis 12 Jahre hatten in Begleitung eines Erwachsenen sogar freien Eintritt ans Festival.

Der zweite Tag war schon Tage zuvor mit 10‘000 Besuchern ausverkauft. An den Konzerten der Rocklegenden Span, The Hooters, Manfred Mann’s Earthband, Krokus, Status Quo und ja, Trauffer (ja eigentlich ja auch schon eine kleine Legende 🙂 ) war der Altersdurchschnitt etwas höher.

Habt ihr mitbekommen, dass das Summer Days Festival (www.summerdays.ch) in Arbon das Partnerfestival ist und gleichzeitig, mit sogar den meisten gleichen Bands, stattfand? Jap, etwa Hecht, Pegasus, Trauffer, Rea Garvey oder auch Status Quo sind jeweils am anderen Tag auch in Arbon aufgetreten.

Das Festival

Das Seaside Spiez wurde von den Festivalmachern Philippe Cornu und Sacha Altermatt ins Leben gerufen. In der Spiezer Bucht wurde die riesige Bühne inmitten eines wunderschönen Festivalgeländes aufgestellt. Ich hab gehört, dass das möglicherweise sogar die alte Gurtenfestivalbühne sei, die man vor ein paar Jahren noch auf dem Berner Hausberg benutzt hatte. Vielleicht kam sie mir deshalb so bekannt vor? Haha, kleiner Scherz. Als ob ich Bühnen so genau unterscheiden könnte 😉

Was aber nicht nur ich sehr schnell feststellte, die Bühne ist unglaublich hoch. Was für Fotografen und wohl die ersten 2-3 Zuschauerreihen nicht sonderlich praktisch war, erwies sich für alle anderen aber als Pluspunkt: Man sah so vom ganzen Gelände her gut auf die Bühne.

Das Gelände erstreckte sich praktisch über das ganze Areal mit einer riesigen Auswahl an Food- und Getränkeständen sowie Bars.  Da waren die Dockbar, die Hopfen- oder Seasidebar sowie etwa das Campfire. Beim Campfire konnte man sogar seine Cervelat, wie am Zermatt unplugged, am Stecken über dem Feuer bräteln (ich hab es leider wieder nicht geschafft). Zwischen den Hauptkonzerten gab es übrigens am Campfire noch ein paar kleinere Konzerte zur Zwischenunterhaltung. Da spielte unter anderem auch Span-Frontmann Schöre Müller im Trio.

Es gab Burger, Pizza (super leckere Caprese Pizza, yum!), asiatisch oder neben vielem anderen auch Fish & Chips. Der Kaffee, besonders Iced Latte, an den beiden Ständen war auch super. Die Glace von „Glacenheit“ war zwar etwas teurer, aber so unglaublich fein und schön abkühlend. Zwei Festivaltage reichten da gar nicht, um alles zu testen 😉

Auch sonst war das Gelände super ausgerüstet: Es gab Schliessfächer auf dem Gelände und es hatte Toiletten-Container mit richtigen WCS. Wem es zu heiss war, konnte sich im Schwimmbad abkühlen gehen. Der Eintrittspreis war im Festivalticket inbegriffen.

Die Konzerte

Am frühen Freitagnachmittag herrschte bereits die beste Stimmung: Ausgelassen und gut gelaunt, aber trotzdem total relaxt. Die „Hardcore Fans“ hatten sich gleich nach Türöffnung bereits vor die Bühne gesetzt, um ganz vorn zu sein. Wobei, das Publikum kam und ging von Konzert zu Konzert. Man kam immer wieder bis nach ganz vorn. Andere sicherten sich erst mal ihre Schattenplätzchen und machten es sich gemütlich. Dabei hatte ich davor noch überlegt, ob um die Zeit denn überhaupt schon gross wer anwesend sein würde. Das Publikum verteilte sich so gut auf dem Gelände, man fühlte sich nicht eingeengt.

Hecht

Die Zürcher Mundartband Hecht eröffnete das allererste Seaside Festival und riss die Zuschauer gleich von Beginn weg mit.  Etwa für „Gymnastique“ liess Frontmann Stefan die Zuschauer eine Gasse bilden, damit sie zu viert im Publikum ihre „Choreografie“ aufführen konnten. Bei „Fiji“ forderte er jung und alt zum Mitspringen auf, bevor Keyboarder Gisi ein wildes Solo hinlegte. Während „Adam+Eva“ sollten alle Frauen den Männern auf die Schultern sitzen. Stefan selber suchte sich ebenfalls einen starken Mann, um auf dessen Schultern mitten drin dabei zu sein.

Es gab nur wenige ruhige Momente während des Konzertes. In einem dieser Momente schwärmte der Frontmann von der schönen Spiezer Bucht und begann von dem einen einzigen Ort zu erzählen, der aber noch etwas schöner sei.

Stefan redete und erzählte, bemerkte dabei gar nicht, dass plötzlich der Ton komplett weg war und ihn keiner mehr hörte. Erst als der Techniker ihm auf die Schultern tippte, bekam er die Störung mit. Mit den In-Ears hat er sich offensichtlich weiter gehört. Naja, welches war denn nun dieser eine, noch schönere Ort? Ah „Brissago“ 😉

Für „Charlotta“ zwang die Band nochmals alle in die Knie, bevor sie sich füdlischwenkend mit „Tanze Tanze“ aus Spiez verabschiedeten. Für Hecht ging es am selben Abend nämlich für ein spätes Konzert noch an die Badenfahrt und am Folgetag ebenfalls ans Summer Days in Arbon. Drei solche Shows in so kurzer Zeit? Hui, da braucht man bestimmt kein Fitnessstudio mehr 😉

Pegasus

Es ging weiter mit Pegasus, die mit ihrem Anfang Sommer veröffentlichten Album „Beautiful Life“ endlich wieder auf Tour sind. Sie starten ihr Konzert mit „Digital Kids“ und spielten neben bekannten Titel wie „Raise Up“, „Streets Of My Hometown“ oder „Technology“ auch einige neue Songs. „Fragments“, „Lost To Be Found“ oder das wunderschöne „Get Over You“ sind etwa auf dem neuen Album zu finden.

Am Ende von „Get Over You“ schnappten sich Noah, Gabriel und Stefan ihre Akustikinstrumente und ein Mikrofon, um dem Publikum mit „Man on Mars“ und dem Beginn von „Skyline“ einen Besuch abzustatten. Zurück auf der Bühne lieferten sich Bassist Gäbu und Schlagzeuger Stefan ein Drumbattle, bevor sie „Skyline“ fortführten.

Für „Last night on earth“ wollte Gäbu gleich den See überschwappen lassen. Gut gelaunt sorgte aber vor allem Frontmann Noah zwischen den Songs mit Geschichten und Anmerkungen zur Band für Unterhaltung. Für die neuen Songs habe er etwa mit Gäbu zusammen gewohnt, allerdings wohl zum ersten und letzten Mal. Er versuchte sich als YB-Fan beim Spiezer Publikum gut zu stellen. Schlagzeuger Stefan sollte ausserdem verkuppelt werden.

Viel zu bald kamen sie mit ihrer grossen Ballade „I Take It All“ ans Ende des Konzertes.

Züri West

Seit 27 Jahren seien Züri West nicht mehr in der Gegend gewesen. Umso mehr freuten sich die Fans der Band um Kuno Launer auf die alten, aber auch neuen Hits. Ihr neustes Album „Love“ ist im Mai erschienen.

Auch freuen taten sich Kuno’s beiden Kinder, wie er erzählte, die mit dem Seaside Festival zum ersten Mal ein Openair besuchen durfte. Somit sang er ihnen den Lieblingssong „Fingt zGlück eim?“. Für mich war es zwar nicht das erste Openair, aber das erste Züri West Konzert.

Glaubte ich zu Beginn des Konzertes, dass ich eh kein Lied der Band kenne, waren es dann doch das eine oder andere (Jaja, „Züri West MUSS man kennen“ hab ich genug zu hören gekriegt 😉 ). Allen voran natürlich „I schänke dir mis Härz“, aber auch „Göteborg“ und „I ha di gärn gha“. Relaxt verfolgten die Festivalbesucher  das Konzert, liessen sich auch gerne mal zum Mitsingen hinreissen.

Rea Garvey

Das Herz schlug doch ein wenig schneller bis endlich der schwarze Vorhang fiel und das kunterbunte Bühnenbild des Iren erschien. Rea Garvey, ehemaliger Reamonn Frontmann und The Voice of Germany Juror, freute sich sehr auf den Auftritt in Spiez. Ob wir wüssten, wie wunderschön es hier sei und ob wir von dem allen nicht etwas zu viel hätten? Er würde sonst den einen oder anderen Berg gleich mitnehmen. Ich hatte Rea Garvey vor Jahren schon mal am Argoviafäscht gesehen und war dieses Mal wieder genau so hin und weg von ihm. Aber nicht nur ich: Er begeisterte das Publikum mit seiner sympathischen Art, dem irischen Akzent und vielen musikalischen Facetten.  Mal spielte er das wunderschöne, ruhigere „Candellight“, das er für seinen Vater geschrieben hatte. Dann drehte er mit dem irisch-folkigen „Can’t Say No“ auf und auch beim synthielastigen „Can’t Stand The Silence“ wurde es gleich viel wilder. Ausserdem gehörten natürlich einige Reamonn-Hits in die Setlist: „Through The Eyes Of A Child“ widmete er zwei Schweizer Freunden. „Supergirl“ hatte er damals für seine Frau geschrieben.

Rea’s Frau habe ihm ausserdem zu Konfetti geraten, die das Publikum so richtig zum Ausflippen bringen würden. Somit gab es während „Saving An Angel“ einen riesigen Konfettischauer. Seine Frau hatte recht, es funktionierte 😉 Zusätzlich mit seinen Geschichten und Erzählungen feuerte er das Publikum an.

Rea entdeckte schliesslich etwas oberhalb des Konzertgeländes einige Anwohner in ihrem Garten. Die fühlten  sich dummerweise aber so gar nicht angesprochen und die Unterhaltung fiel erst sehr einseitig aus. Stellt euch vor, eine Gartenparty mit Rea Garvey, Pegasus und Co… Nachdem Rea dann die Aufmerksamkeit der Nachbarin im Nebenhaus erlangte, bemerkten ihn auch die eigentlichen Angesprochenen. Aus dem Publikum kamen Begeisterungsstürme, als diese endlich zurückwinkten.

Nach „Oh My Love“ musste sich Rea entschuldigen. Die geplante Zugabe konnte trotz Ankündigung nicht mehr stattfinden. Er rede, wie sein Vater, einfach immer zu viel und würde sonst Emeli Sandé in Verzug bringen. Mit der sympathischen,  fairen Entschuldigung nach diesem grossartigen Konzert nahm ihm das aber wohl keiner übel.

Emeli Sandé

Die Stimmung wurde mit dem Konzert von Emeli Sandé etwas ruhiger. Die Britin, zurzeit mit dem zweiten Studioalbum „Long Live The Angels“ auf Tour, zog mit ihrer wunderschönen, kraftvollen Stimme und tollen Bühnenpräsenz die Zuschauer schnell in ihren Bann. Einen Moment lang fühlte es sich überhaupt nicht so an, als stünde man in der Spiezer Bucht. Es war ein wenig magisch, fast wie in einer anderen Welt.

Ihr kennt bestimmt den Song „Read all about it“, den Professor Green mit Emeli’s Zusammenarbeit vor ein paar Jahren veröffentlicht hatte. Ebenso bekannte Hits sind „Next To Me“, „Beneath You’re Beautiful“, „Free“ sowie „Heaven“. Für zwei Songs, darunter „Clown“, setzte sich die talentierte Musikerin sogar ans Piano.

Etwas überraschend beendete sie das Konzert allerdings rund 15min früher als geplant. Möglicherweise hatte sie etwas Probleme mit der Stimme gehabt?

Lo & Leduc

Mit ihrem Konzert am Seaside Festival wurde nicht nur der erste Festivaltag beendet, Lo & Leduc feierten gleichzeitig ihren Festival-Tourabschluss. Es stieg zur später Stund nochmals eine wilde Party, welche sie mit „Walter“ ab ihrem aktuellen Album „Ingwer & ewig“ begannen.

Sie spielten etwa neben „Damevelo“ auch meine Favouriten „Mond“ sowie „Bini bi dir“.  Bereits vor der Show hatte ich munkeln gehört, dass  Manillio auf dem Gelände gesehen wurde. Der sprang dann für „Räuber & Poli“ zur Band auf die Bühne. Und schon streckten alle ihre „Pistolen-Hände“ in die Luft.

Bei der Bandvorstellung kam Lo mit den teils neuen Technikern etwas durcheinander.  Den kleinen Patzer nutzte er allerdings gleich für sich und baute ihn später in seinen Freestyle ein. Dafür holte sich Leduc dieses Mal die Wörter nicht aus dem Publikum, sondern beim Kameramann zu seiner linken. Die Bühne war einfach zu hoch, um zum Publikum zu gelangen.

Der Bass dröhnte und liess den Boden unter den Füssen vibrieren, während Lo Worte wie „liecht“, „Tiefescherfi“ oder „ke Gäld“ in seine Reime einbaute und die Band das Publikum mit tollen Melodien, Beats und Wortgewandtheit entzückte.

Zum wirklich erfolgreichen Konzertende und Abschluss des 1. Seaside Festivaltages durfte dann ihr Überhit „Jung verdammt“ natürlich nicht fehlen.

Ein erfolgreicher erster Festivaltag

Züri West Frontmann Kuno Lauener meinte an diesem Nachmittag während ihres Konzertes „das Festival hat was“. Es gab während des Tages einige technische Probleme, trotzdem war da viel mehr als nur ‚es hat was‘ an diesem 1. Seaside Festivaltag. Es machte Lust auf mehr und man freute sich doch sehr auf den zweiten Tag.

Mit dem bereitgestellten Extrazug ging es ab nach Hause. Der STI-Fahrer in Thun schien da fast etwas überrascht und überfordert ab so vielen Moonliner-Fahrgästen (zumindest auf dieser Linie 😉 ). Und da ging ihm auch noch das Ticketdruckpapier aus. Ooops!

Vom zweiten Festivaltag erzähle ich euch dann in einem separaten Beitrag. 🙂

 

Infos zum Festival findet ihr auf www.seasidefestival.ch

Infos zu den Bands findet ihr hier:

www.hechtimnetz.ch
www.pegasustheband.com
zueriwest.ch
www.reagarvey.com
www.emelisande.com
lo-leduc.ch