Immer wieder hört man Songs von The Lumineers im Radio und so oft hatte ich viel Gutes über die Band gehört. Nun, nach rund 3 Jahren, ist die Band mit ihrem zweiten Album „Cleopatra“ nach Zürich zurückgekehrt und ich konnte dank Mainland Music dabei sein. Jetzt weiss ich auch, wovon die Leute immer so sehr geschwärmt haben – und absolut zu recht!
The Lumineers sind Frontmann Wesley Schultz, Neyla Pekarek und Jeremiah Fraites, ein Folk-Trio aus Denver, das mit drei weiteren Musikern tourt. Byron Isaacs, Stelth Ulvang und der Dritte weiss ich leider nicht mehr, wie er heisst. Ihren Durchbruch feierten sie 2012 mit ihrem Debutalbum „The Lumineers“ und vor allem ihren Hit „Ho hey“ kennt wohl jeder.
Kurz vor 20 Uhr betrat der Support Act die Bühne des X-Tra. Afie Jurvanen aus Toronto, Kanada spielte unter seinem Künstlername Bahamas mit seiner Band ein rund halbstündiges Set. Ihre Musik geht auch so in die folkige Richtung. Bis zum Ende ihres Auftritts hatten sie sich nicht richtig vorgestellt, mitgekriegt hätten wir es auf jeden Fall nicht. Ich bezweifle aber eh, dass das für das Publikum noch von Interesse war. Keine Ahnung was mit der Band los ist – oder war. Sind sie so fix und fertig vom Touren? Die Sängerin säusle ja nur so vor sich hin, meinte meine Kollegin, und der Bassist sah aus, als würde er bald einschlafen. Ich hab wohl noch nie zuvor eine so träge und freudlos wirkende Band gesehen. Am Geschwätze des Publikums, das immer lauter wurde, urteilten wir, dass andere das wohl ähnlich sahen. Das war ein eher irritierender Auftritt.
Umso unglaublicher waren The Lumineers. Ihre Musik, ihre Songs sind live noch viel lebendiger, viel energischer und einfach wunderschön. Es war gleich ne 300% Steigerung zum Support, wenn nicht mehr. Okay, teils war es schon etwas erschütternd, wenn Frontmann Wesley erzählte, woher manche Textinspirationen kamen: „Charlie Boy“ hatte er für seinen Bruder geschrieben, der aus dem Krieg nicht mehr zurückkehrte. „Gun Song“ schrieb er, nachdem er zufällig eine Pistole in der Sockenschublade des Vaters fand, von der er nie etwas geahnt hatte. Waffenbesitz ist in den USA ja bekanntlich ein sehr kontroverses Thema. Und für eben diesen an Krebs verstorbenen Vater hatte er das Lied „Long Way From Home“ geschrieben.
Starten taten sie das Konzert mit „Sleep On The Floor“. Dazu veröffentlichten sie gerade kürzlich ein Video, das mit den vorangegangenen von „Cleopatra“ und „Angela“ verbunden ist. Geht und seht sie euch doch mal an. Und darauf folgten sofort Hit auf Hit: Der zweite Titel war bereits das bekannte „Ophelia“, der vierte „Ho Hey“. Wesley erzählte dazu, dass ja viele Paare „Ho Hey“ an ihrer Hochzeit spielen, es aber eigentlich ein Trennungslied ist. Für das Lied stand die ganze Band am vorn am Bühnenrand mit Akkustikgitarre und Mandoline. Bevor sie den Song aber spielten, bat Wesley das Publikum den Song seinetwegen noch zu filmen, aber doch danach die ganzen Handys wegzuräumen. Das funktionierte sogar echt gut. Sie klangen so unglaublich schön und super harmonisch, mit dem Publikum als Chor integriert.
Ständig wechselten die einzelnen Bandmitglieder Instrumente untereinander – Piano, Gitarre, Mandoline, Bass, Kontrabass, Basedrum oder einfach auch mal nur ein gewöhnlicher Schellenring. Neyla Pekarek, die einzige Frau in der Gruppe, war auch die einzige, die hauptsächlich bei ihrem Cello blieb, es höchstens mal zur Seite stellte, um sich vorn an den Bühnenrand zu stellen. Alle anderen wechselten ständig die Instrumente. Da sass etwa sogar Drummer Jeremiah plötzlich am Piano. Es folgten Songs wie „Cleopatra“, „Classy Girls“, „Slow it down“ oder „Submarines“. Mal war es ruhiger, mal wieder etwas wilder. Mal balanzierte Wesley über die Eisenstangen vor der Bühne und sprang ins Publikum, wanderte durch die Zuschauer, um neben uns wieder über die Absperrung zurück auf die Bühne zu klettern. Irgendwann stand Stelth sogar auf dem Piano oben oder spazierte mit der Gitarre unterm Arm ebenso über die Stangen, um das Publikum noch etwas mehr anzuheizen. Sie wussten absolut zu begeistern.
Gegen Ende Konzert drehten sie mit „Big Parade“ nochmals richtig auf. Es begann erst etwas ruhiger und endete in einem riesigen, weissen Konfettiregen, der den ganzen Boden total bedeckte. (Das wird wohl wie bei Coldplay enden und werde Tage später in meiner Wohnung wohl noch Konfetti finden. Hehe.) Wir standen ausserdem viel zu nahe an den Konfetti-Kanonen und drohten teils schon fast an den Papierfötzelchen zu ersticken. Standen da mit geschlossenen Augen, den Mund zusammengepresst und liessen uns berieseln… Aber es war ein Heidenspass. Eek, es schneite.
The Lumineers spielten drei Zugaben, darunter schien das Publikum vor allem „Stubborn Love“ sehr gut zu kennen. Es war schön zu sehen, wie sehr der Grossteil des Publikums richtig aus sich rausging. Die Schweizer wissen doch wie das geht und The Lumineers haben es aus ihnen rausgeholt. Und das Konzert endete, bevor ich los musste. Einfach super! Als Setlistsammlerin hatte ich allerdings schon fast ein Herzinfarkt, als sie beim Verabschieden die ganzen Setlist zusammenknüllten und in die Zuschauer katapultierten. Gut, fair, dass nicht immer nur die Vordersten was abbekommen. Aber die schönen Setlists… aiaiai!
Am 3. Juli 2017 spielt die Band ein Zusatzkonzert im Volkshaus Zürich. Ich empfehl euch unbedingt hinzugehen. The Lumineers sollte man wirklich einmal im Leben gesehen haben.
Mehr Infos:
www.thelumineers.com
www.mainlandmusic.com