„Ähm ja, es ist fangs etwas grösser geworden“, grinst Marc, als ich ihn nach dem Konzert begrüsse. – Eh ja, so ein Bitzli schon… 😉 – dabei denk ich an die kleine Fjord Show damals in Baden, wo er mit rund 10 Leuten am Stage diven war. Und ich erinnere mich an die unzähligen Dorffeste irgendwo draussen im „Gjädt“. Dabei soll es dann im Herbst noch grösser werden, wenn Trauffer zum 20 Jährigen Jubiläum mit diversen Gästen im Hallenstadion die Grösste der Alpenparties feiern wird.
Willkommen im Alpendörfli
Um 18 Uhr öffneten sich die Tore zum Eisstadion in Olten. Gross und klein, jung und alt strömten herbei. Es war ein total gemischtes Publikum, ein richtiges Familienkonzert. Die einen trugen Dirndl, die anderen Edelweisshemden. Überall sah man die Fans mit Trauffer Käppis und T-Shirts.
Der DJ mitten in der Eishalle hatte seine Pre-Show-Playlist bereits gestartet. Wurden anfangs noch diverse Chart-Hits gespielt, wechselte diese später vermehrt zu den Party-Schlagerhits. Vor allem natürlich nach dem Konzert an der Aftershowparty. Und während sich die einen mit Getränke und Essenständen des extra dafür konzipierten Alpendörfli verpflegten, deckten sich die anderen am Merchandise-Stand ein. Die Halle füllte sich dann vor allem gegen Showstart, aber einige hatten sich die vordersten Plätze schon von Beginn weg gesichert.
Seit März ist Trauffer mit seinem Tross, der drei grosse extra beklebte Lastwagen beinhaltet, quer durch die Schweiz auf Tour. Viele belächeln Trauffer und seinen Erfolg. Aber die Verkaufszahlen und die Begeisterung der stetig wachsenden Fangemeinde spricht wohl für sich selbst: Sein aktuell sechstes Album „Schnupf Schnaps + Edelwyss“ wurde innert kürzester Zeit mit Platin ausgezeichnet. Seine 13 Shows Tour ist bis auf höchstens einzelne Tickets komplett ausverkauft. Das sind jeweils Kapazitäten so um die 4000-5000 Zuschauer, wenn nicht sogar mehr.
Unterstützung aus Thun
Um 20 Uhr betrat erstmal der junge, in den USA geborene, Liam Spichiger als Cove mit seiner Akustikgitarre die Bühne. Der gerade 20 Jahre alt gewordene Musiker begann während eines halbstündigen Sets das Publikum einzustimmen. Dabei spielte Cove eigene Songs, aber auch ein Cover von seinem Idol Michael Jackson, zwar „The Way You Make You Feel“.
Ein Alpenchalb auf Tour
Der Brunnen auf der Bühne plätscherte vor sich hin. Nicht allzu lange nach Cove wurde es dann dunkel und die kleinen Fenster am Chalet leuchteten rötlich auf. Jodelgesang erklang. Es betraten drei Fahneschwinger die Bühne und begannen die grossen Fahnen zu schwingen. Indessen positionierte sich die Band und legte bei angehendem Licht los. Der Alpentainer wurde nach ein paar Takten angekündigt. Die Chalet-Tür schwang darauf unter lautem Jubel auf und „Dä mit de Chüeh“ erschien im grünen Alpenfrack, mit Wanderstock und das Örgeli auf der Rückentrage ebenfalls mit im Gepäck.
Wie er teils fast etwas atemlos über die Bühne jagt, dabei seine Witze reisst, denkt man sich auch, Trauffer ist wirklich etwas ein „Alpechalb“. Es ging richtig die Post ab. Sein „Frl. Marty“ fand Trauffer darauf unter den Zuschauern ebenfalls ganz schnell. Die Party ging nun so richtig los. Der „Special Effect“ – die schwenkenden Hintern der Bandmitglieder – inklusive. Textsicher und lautstark sang das Publikum Lied für Lied mit.
Der Alpentainer legte den Frack dann ab und schnappt sich die Gitarre. Es wurde mit der wunderschönen, aktuellen Single „Schärischnitt“ etwas ruhiger. Gänsehaut war garantiert. Auch beim darauffolgende „Heldin“, das er unter zustimmendem Jubel den Frauen, den Müttern, widmete, die dafür sorgen, dass immer alles funktioniert.
Marc tauschte danach die Gitarre gegen sein Örgeli und begann nicht ganz ernst vom Soundcheck zu erzählen. Es sei da eine hübsche Dame aufgetaucht. Der habe er sein hinter ihm stehendes Chalet mit Doppelbett und Sauna zeigen wollen. Aber die meinte nur „sorry, du bisch einfach zjung für mi“.
Tradition ganz modern
Auch wenn Trauffer sich nicht unbedingt als Musiker sondern mehr als Entertainer sieht, sind seine Shows musikalisch vielseitig und richtig top. Er hat eine tolle Band zur Unterstützung dabei, die ihn an Gitarren, Bass, Schlagzeug, Piano oder auch Akkorden begleitet. Gitarren-Battle, wilde Bass oder Drumsoli werden dabei über den Abend verteilt gespielt. Und eben, auch er setzt sich mal an sein Holzscheit-Piano, schnappt sich das Örgeli oder greifft selbst in die Saiten.
Trauffer verbindet ausserdem die Tradition mit der Moderne. Neben Örgeli und Jogelgesang, gab es etwa Rock’n’Roll beim „Zwätschgelisi“ und Reggae während „Liire“. Dazwischen wurde noch „Zumba“ getanzt und bei „Dr Gipfel“ starteten die Zuschauer die dazugehörige Choreo, die irgendwann auf der letzten Tour entstanden war, gleich selber.
Trauffer verweist auch immer mal gerne auf ein paar Klischees, die sich manchmal bewahrheiten, manchmal halt eben doch nicht. So sprach er eine Zuschauerin auf ihren Mann und die ganzen vergessenen Feiertage an: Geburtstage vergessen? Valentinstage vergessen? Jahrestage vergessen? Und am schlimmsten etwa noch den Hochzeitstag vergessen? Er holte das Paar, das seit 34 Jahren verheiratet ist, zu sich auf die Bühne. Den Hochzeitstag habe der Ehemann allerdings noch nie vergessen.
Trotzdem setzte Marc die beiden mit einem Cüppli vors Chalet und er sich selbst ans Piano. Im Namen des vergesslichen Ehemanns – der sich eben nicht als ganz so vergesslich entpuppt hatte – sang er der Ehefrau das wunderschöne „Alphorn + Rakete“ ab dem aktuellen Album. So wunderschön romantisch-kitschig – zumindest im Herzen und vorm inneren Auge zauberte er damit ein Feuerwerk.
Wie wird man ein Rockstar
Das Paar wurde wieder an ihren Platz im Publikum entlassen und Trauffer rockte in Lederjacke zusammen mit Sängerin Moni über den Steg. Wer denn gerne ein Rockstar werden möchte, wenn er gross ist? fragte Trauffer und holte Lukas aus dem Publikum auf die Bühne. Dem Jungen wurde ebenfalls eine Lederjacke verpasst und eine Gitarre in die Hand gedrückt. Und so Griff er zusammen mit Trauffer während „Bier + Cervelat“ in die Saiten. Naja, sie taten zumindest so – Huggi und Frank spielten in Wirklichkeit die Solis für sie 😉 Die Jacke musste der Junge wieder abgeben. Die unterschriebene Gitarre durfte er aber behalten. Was für ein Geschenk!
Szenenwechsel. Lederjacke und E-Gitarre wurden abgelegt und es wurde wieder etwas traditioneller. Eine „Stubete“ folgte. Wie man das so mache, durfte sich das Publikum Songs wünschen – naja, so „alibimässig“ wenigstens 😉 . Als erstes spielten sie „Zickechrieg“ – einer meiner Favoriten ab dem „Schnupf Schnaps + Edelwyss“ Album. Darauf folgte „Obsi oder Nizi“ und zum Refrain vom „Burebüebli“ schaukelte das ganze Oltener Eisstadion „Mal ufe, mal abe, mal links, mal rechts“. „Rössli + Bären“ war ebenfalls in die Stubete integriert.
Schnupf Schnaps + Nacktwanderer
Trauffer weigerte sich darauf „Wanderer“ zu spielen. Ob sich denn überhaupt alle die CD bis zu diesem allerletzten Lied angehört hatten? Aber natürlich! Und so gab er sich geschlagen. Plötzlich schlich sich während des Liedes allerdings ein nackter Wanderer im Hintergrund über die Bühne. Ja, wer genau hinguckte – wobei das von ganz hinten eben gar nicht so klar war – sah, dass es ein Kostüm war 😉 Gespielt überrascht wurde das Lied damit sofort abgebrochen und mit dem „Schacherseppli“ die Stubete beendet. Aber nicht bevor noch die Motorik und Reaktion des Publikums mit einem Klatschspiel getestet wurde.
Nebelfontänen schossen anschliessend in die Luft als Trauffer zum Albumtitellied „Schnupf Schnaps + Edelwyss“ energisch über die Bühne wirbelte, das Publikum dabei animierte mitzuhüpfen und zu tanzen. Dazu gehörte auch eine kurze Schnupfpause mit den Fans, bevor es mit „Sennesinger“ bereits dem Konzertende entgegen ging. Nicht aber ohne die Band noch genau vorzustellen und sie sich mit den eigenen Soli selbst präsentieren zu lassen.
Mühe mit den Dekopflanzen
Die Chalet-Tür öffnete sich erneut und Trauffer kam wieder hinter der Bühne hervor. Es ging mit „Mühe mit de Chüeh“ in die Zugabe. Alle mal schön mitschunkeln und laut mitsingen. Ob denn die ganz hinten genau so mitsangen wie die vorn? Das musste rausgefunden werden. So liess Trauffer eine Gasse durchs Publikum bilden und rannte nach hinten zum Mischpult. Während er dort mit den Zuschauern sang, drückte ihm plötzlich jemand eine der Dekopflanzen in die Arme. Ganz hinten bei den Getränkechalets winkten einige mit weiteren Pflanzen. Ähm ja, er würde die einfach dann gerne noch zu den nächsten Konzerten mitnehmen, grinste Trauffer und verzog sich gegen Ende Lied dann wieder zurück auf die Bühne.
„Geissepeter“ war zwar durch die Medien höchst umstritten gewesen und ganz schön auseinander gerupft worden, deshalb fehlte es aber trotzdem nicht im Programm . Mit einem Trauffer-Konfetti-Regen erreichte die Show währenddessen ihren Höhepunkt. Es wurde nochmals wild gefeiert bevor sich Trauffer und die Band mit dem wunderschönen „Alpzyt“, der damalige Abschiedssong aus ihrem selbstgebauten Tonstudio im Justistal, endgültig verabschiedeten.
Die grösste Alpenparty mitten in Zürich
Das waren über 2 Stunden Konzert: abwechslungsreich, super unterhaltsam und voller, unglaublicher Energie. Man kann von Trauffer halten, was man will, aber er stellt mit Band und Crew eine unglaubliche Show auf die Bühne. Und es ist auch egal, wie gross die Konzerthallen sind, er wirkt bodenständig und publikumsnah. Nimmt sich dabei aber selbst auch nicht all zu ernst. Will man weg vom Alltag mal wieder schön Feiern und Party machen, dabei aber auch schöne, gefühlvolle Momente und etwas Gänsehaut erleben, ist man bei Trauffer auf jeden Fall richtig.
Als wär das alles aber nicht etwa schon genug, setzt Trauffer sich nach den Konzerten jeweils auch noch bis zu 2 Stunden zu den Fans und kümmert sich um deren Autogramm- und Fotowünsche.
Bis zum Tourende am 26. Mai verbleiben noch 3 Konzerte, danach gehts in die Festivalsaison. Bevor er schliesslich eine längere Pause macht, zieht Trauffer im Herbst noch ins Hallenstadion. Am 23. November findet in Zürich die grösste seiner Alpenparties statt. Die Tickets dafür gibt es bei Ticketcorner.
Sämtliche Konzertdaten von Trauffer findet ihr auf www.trauffermusic.ch.