We Invented Paris und The Souls in Buchs

Es hatte alles mit einem kleinen Unfall angefangen. Letzten Dezember waren The Souls am Montagmorgen bei JRZ in der Glasbox. Sie hatten am Wochenende mit einem Konzertemarathon Spenden gesammelt und diese nun nach Luzern gebracht. Durch eine vorangegangene Bemerkung von Bandkollege Michi und Drängen von SRF3, sprang Frontmann Jay schliesslich nach ihrem Interview und Auftritt für eine Spende noch in den eisigen Vierwaldstättersee. Ein kurzer Spass bei dem sich Jay am Fuss verletzte. SRF3 tat das so leid und startete als Entschuldigung mit Hilfe eines anonymen Spenders einen Aufruf:

Falls das Konzert am Samstag, 13.01.2018 im Fabriggli Buchs SG ausverkauft sein wird, spende der anonyme Spender einen Betrag von CHF 200’000 an Jeder Rappen zählt.

[Hier der Beitrag bei JRZ]

Ich hab mir dann mal sicherheitshalber mein Ticket reserviert.

Schier endlose Anreise

Das Doppelkonzert von The Souls mit We Invented Paris im Fabriggli Buchs war natürlich schon lange davor bekannt. Der Plan hinzugehen stand mehrheitlich, auch wenn die Anreise ewig lang war: Mit ÖV 3,5 Stunden hin und zu später Stund 4,5 Stunden zurück. Um sich’s vielleicht noch etwas besser vorzustellen: Das Fabriggli in Buchs SG ist gerade mal eine Rund 15min Fahrt von Vaduz, Liechtenstein entfernt. Ähm ja, mir war das bis ich vor Ort war, auch nicht bewusst 😉 (Das schreit allerdings nach einem Tagesausflug nach Liechtenstein 😉 Wieso hab ich das noch nie gemacht? )

Die Konzerte von The Souls sind Anfang dieses Jahr bisher eher rar. Aber vor allem We Invented Paris waren der entscheidende Grund nicht etwa darüber nachzudenken, irgendwo näher an ein The Souls Konzert zu gehen. Ich hatte We Invented Paris ewig nicht mehr gesehen.

Das Konzertlokal

Das Fabriggli ist ein Kleintheater mit Theatersaal und Mehrzweckraum in Buchs, Kanton SG. Im Foyer wird ein kleines Bistrot betrieben. Der Mehrzweckraum hat eine Kapazität von rund 350 Personen. Der erste Eindruck war gemütlich und entspannt, kein wildes Partylokal.

Die Konzerte

Und plötzlich steht er alleine da

„Das Piano da in der Ecke wird bestimmt heute nicht braucht?“ meinte meine Kollegin kurz vor Konzertstart noch, als aber We Invented Paris Frontmann Flavian genau an diesem mitten im Publikum das Konzert mit einem ausgiebigen Pianointro startete.

Ursprünglich war eigentlich geplant gewesen, dass The Souls den Abend starteten. Wie man aber am Freitag lesen konnte, hatte sich gegen Ende Jahr bei We Invented Paris einiges geändert. Bruce und Steff haben die Band verlassen und so ist Frontmann Flavian momentan alleine unterwegs. Da haben sie nicht nur die Auftrittszeiten an diesem Abend gedreht, auch sonst musste Flavian ummodeln.

Eigentlich ist das neue We Invented Paris Album “Catastrophe”, anders als die ersten beiden Alben, viel elektronischer und sehr 80s angehaucht. Flavian habe einfach genug gehabt von der Akustikgitarre und wollte mal was Neues ausprobieren. Trotz, dass er aber jetzt Solo unterwegs ist und einiges im Programm ändern musste, war der Auftritt alles andere als eine Katastrophe.

Mit Piano und Akustikgitarre, Loopstation oder auch dem indischen Instrument, mit dem er mitten im Publikum “Requiem” spielte, war das Konzert reduzierter und ruhiger. Für eine Band nicht toll, wenn der Grossteil geht, freute ich mich allerdings, dass eben dann nicht ganz so viel Elektronik eingesetzt wurde. Etwa “Looking Back” spielte er, anders als auf dem Album an, nur an der Gitarre.

Für „Superlove“ oder „Spiderman“ nutze er seine Keytar. Ein aus dem Jahr 1987 immer noch gut erhaltenes Instrument, das genau perfekt zwischen “mega peinlich” und “super cool” sei. Genau dieses Instrument verleiht eben dem neuen We Invented Paris Sound auch seinen 80s Touch. Ab und an nutzte Flavian auch zusätzlich noch seine “Band aus der Box” und liess beim einen oder anderen Song dann eben den Laptop laufen.

Magische Momente

Es war ein sehr berührendes und persönliches Konzert mit mehreren richtig magischen Momenten. Flavian erzählte, dass eben das Ende des letzten Jahres nicht ganz einfach für ihn war. Einerseits entschieden seine Bandkollegen aufzuhören und andererseits sei er gezwungenermassen für ihn und seine Familie auf Wohnungssuche. Das erweise sich in Liestal nicht als einfach.

Dabei sei ihm allerdings durchaus bewusst, dass er auf ziemlich hohen Niveau jammere und hat dies auch in einen neuen Song verpackt. Den sang er spontan zusammen mit den Souls am Piano. Das war Gänsehaut pur! [Video hier] Können sie den Song nicht gleich so zusammen aufnehmen?

JRZ Spendenziel erreicht

Nach einer kurzen Umbaupause wurde bekannt, dass das Konzert bis auf rund zwei Dutzend Tickets ausverkauft sei. The Souls übergaben dann noch ganz offiziell die anonyme Spende von CHF 200’000. Aber wisst ihr, die hatte der Spender ja eigentlich eh schon letzten Dezember an Jeder Rappen zählt zugesagt. Wie sich aber zeigte, war ein Großteil der Zuschauer tatsächlich durch den SRF3-Aufruf noch auf das Konzert aufmerksam geworden. Somit war ja das Ziel definitiv erreicht worden.

Mit viel Energie und bester Laune

Jay’s Fuss war rechtzeitig aufs Konzert wieder verheilt und auch sonst hatte die einmonatige Konzertpause der Band offensichtlich sehr gut getan. Was für ein tolles und energisches Konzert das war! Sie sagten nicht nur, dass sie die Auftritte schon vermisst hatten, man merkte es ihnen auch an.

Das Konzert spielten The Souls mit derselben Setlist wie die letzten paar Male, starten mit dem neuen, nach wie vor unbetitelten Song und fuhren mit der Single “Move On” weiter. Fehler nahmen sie mit viel Humor und auch sonst schien die Band richtig gut gelaunt und voll in Fahrt.

Während die einen der Band den Winter sehr geniessen, freuen sich die anderen dann aber doch schon sehr auf den Sommer und so brachten Sie mit “Fighting In The Moonlight” etwas sommerliche Klänge und Wärme in den Saal. „Gimme Something Good“, „Stay“ und auch das Theremin-Solo fehlten nicht.

Für “Tandem” stellte sich die Band dann mit zwei Akustikgitarren, wie das Flavian davor schon gemacht hatte, ebenfalls nochmals ins Publikum. Mehrstimmig, wunderbar harmonisch, einfach schön!

Lange Fahrt hat sich einmal mehr gelohnt

Da Jay direkt vor der Zugabe noch die Band ausführlich vorstellte, reichte es für mich leider nicht mehr ganz alle Songs zu hören. Aber trotz, dass die lange Reise etwas mühselig war, hatte sie sich einmal mehr gelohnt. Es waren zwei wunderbare Konzerte, ein richtig toller Abend. Nur, das nächste Mal guck ich vielleicht doch nochmals genauer nach einem Hotel 😉

 

Infos zum Lokal, den beiden Bands und die nächsten Konzertdaten findet ihr hier:
www.fabriggli.ch
www.weinventedparis.com
www.thesouls.ch

 

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