Stahlblauer Himmel. Sonnenschein. Super warm und der berühmteste Schweizer Berg, das Matterhorn, wolkenlos. Das muss 15 Jahre her sein, seit ich zuletzt in Zermatt gewesen bin. Damals für die Tigerentenclub-Show, an der unter anderem The Kelly Family aufgetreten ist. Dieses Mal besuchte ich das Zermatt unplugged, um an dem Abend die Rival Kings endlich mal wieder zu sehen. Dadurch füllte sich nicht nur mein Vitamin D-Speicher wieder mal so richtig und ich lernte regionale Gerichte kennen, sondern neben bereits bekannten Bands entdeckte ich auch eine neue.
Ein kleiner Spaziergang durch den Dorfkern und dann ab ins Taste Village, ein Teil des alljährlichen Zermatt unplugged Musikfestivals. Ich hatte schon viel Gutes gehört, war aus diversen Gründen aber noch nie dort gewesen. In der ganzen Umgebung standen also in dieser Woche wieder diverse Bühnen, outdoor sowie indoor, mit den verschiedensten Konzerten von nationalen und internationalen Musikern und Bands. Es traten unter anderem Paulo Nutini, LP, James Gruntz, Damian Lynn u.v.m. auf. Manche Konzerte waren sogar gratis, wie an diesem Samstagnachmittag im Taste Village.
The Company of Men
Die erste Band des Tages spielte gerade und ich mischte mich unters Publikum. Die vier Männer – zwei davon Brüder – stellten sich als „The Company Of Men“ vor. Eine tolle Folk-Rockband, die ihr Publikum genau zu unterhalten wusste; einerseits mit ihren sehr schönen Songs, andererseits mit ihrer sympathischen, bodenständigen Art. Leider hatte ich nur noch einen kleinen Teil des Konzerts mitbekommen. Umso erfreuter war ich zu erfahren, dass es sich bei „The Company Of Men“ um eine Lausanner Band handelt. Da wird es bestimmt mal wieder eine Gelegenheit geben, sie live zu sehen.
In der Deutschschweiz zwar noch nicht so bekannt, versuchen sie momentan etwa mit Wohnzimmer-Konzerten auch in unserem Landesteil Fuss zu fassen. Der Bassist meinte ja, ich wäre ihm schon mal begegnet. Das wäre mir aber definitiv entfallen… Vom Ansturm der Zuschauer mit den vielen Autogrammwünschen schienen sie ja etwas überrascht zu sein. Das Ziel, mehr Alben als am Vortag zu verkaufen, hatten sie aber damit wohl erreicht. hehe.
Es gab nach ihnen eine längere Pause. Woanders wäre noch ein Konzert gewesen, ich blieb aber im Taste Village. Da gab es viel zu entdecken und ich hab endlich mal das eine traditionelle Walliser Gericht getestet, das ich bisher nur aus dem Kreuzworträtsel kannte: Den Walliser Gemüsekuchen „Cholera“. Ich sei die Zweite, die den wegen dem Kreuzworträtsel kenne, meinte der Verkäufer. Ja, der kleine Kuchen schmeckt sehr viel besser, als dass man vom Namen her vermuten könnte. Von Dorf zu Dorf jeweils ein wenig anders gefüllt, schmeckte dieser mit Kartoffeln, Lauch, Äpfeln sowie mit Raclettekäse überbacken total köstlich. Es gab an diversen Ständen aber auch noch Flammkuchen, Pizza oder etwa Risotto. Das Allerbeste aber: Mitten auf dem Platz stand eine „Brätlistelle“, an der man selber Cervelats am Stecken grillen konnte. Ich hab mir zwar keine geholt, fand diese Möglichkeit aber grossartig.
Marius Bär
Marius Bär spielte an dem späten Nachmittag schliesslich sein drittes Konzert am Zermatt unplugged. Nachdem ich ihn solo und im Trio schon mal gesehen hatte, war es dieses Mal ein Fullband-Konzert. Nach so viel singen – sowie saufen und Party machen– merke er es schon langsam und die Stimme werde immer rauer, erzählte er grinsend. Ein Bisschen froh war er wohl, dass das Festival langsam ans Ende kam. Rund 1 Stunde begeisterten er und die Band mit ihrem Blues-Rock unplugged Konzert. Während die Erwachsenen auf dem Boden sitzend oder im Hintergrund zuschauend dem Konzert lauschten, tanzten die Kids ausgelassen vor der Bühne. Zum Schluss stöpselte die Band schliesslich ihre Instrumente für die Zugabe noch ganz aus und stellten sich vor die Bühne ins Publikum, um den letzten Titel komplett akustisch zu spielen. Der Mann hat eine Wahnsinnesstimme! Richtig grossartig!
Rival Kings
Schliesslich folgte nicht allzu lange danach das Konzert, wofür ich überhaupt nach Zermatt gekommen war. Die Rival Kings spielten an dem Abend ein unplugged Konzert, das ich so noch nicht kannte. Normalerweise sind sie lauter und rockiger unterwegs, und vor allem auch elektronischer. In letzter Zeit haben sie aber öfters auch Akustikversionen ihrer Songs in den Radios gespielt, durch die ich sicher war, dass genau so ein Konzert richtig toll wäre.
Die Luzerner Band kämpfte zu Beginn etwas mit der Technik. Der Soundausgang funktionierte nur stockend. Ausgerechnet bei „War“, auf den ich mich schon enorm gefreut hatte, knackste es aus den Boxen. Nach dem zweiten Song fiel der Ton schliesslich komplett aus und es ging erst mal gar nichts mehr. Das hatte es aber wohl einfach gebraucht. Danach konnten wir einfach da sitzen, zuhören und geniessen.
Bei vielleicht 1-2 Songs hatte ich etwas das Gefühl, dass in der Unplugged-Version irgendwie doch was fehlte, aber generell liebte ich einfach jede Sekunde dieses Konzertes. Sie spielten so einige Songsversionen, die wir hoffentlich auch zukünftig wieder zu hören kriegen werden. Etwa „Echoes“ [Video hier], das sie nur zu dritt, begleitet von zwei Akustikgitarren, spielten. Dafür holte Etienne sogar seine alte Ansage wieder hervor, obwohl er an der Plattentaufe versprochen hatte, diese nie wieder zu benutzen. Ich persönlich find die Ansage halt einfach klasse. Die Reaktion des Publikums ist jeweils total lustig und unbezahlbar. Und an dem Abend hatte es viele Zuschauer, die die Band noch nicht kannte.
Ebenfalls fehlte das Stromae-Cover „Papaoutai“, das sie kürzlich bei SRF3punktch gespielt hatten, nicht und sie spielten endlich mal wieder „Citizens“. Es ist schwer für meine Begeisterung überhaupt die passenden Worte zu finden. Drei Monate hatte ich die Band nicht mehr live gesehen [zuletzt in der Amboss Rampe] und dann spielten sie ein so tolles unplugged Konzert mit all den umwerfenden Songversionen. Daneben beinhaltete die Setlist natürlich noch viele weitere Songs ab ihren beiden Alben „Citizens“ und „War“.
Es war definitiv die beste Entscheidung nach Zermatt zu fahren. Solch ein fantastischer Tag hätte ich nicht missen wollen. Ein super schöner Ort, perfektes Wetter, lecker Essen, tolle Stimmung und super Musik von wunderbaren Bands. Ich kann euch das Zermatt unplugged absolut ans Herz legen. Es ist ein Besuch wert. Mir fehlt definitiv der Repeat-Knopf für diesen Tag.
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Zermatt unplugged
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Marius Bär
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