Zum 11. Mal fand zwischen dem 10. und 14. April 2018 das wunderschöne Zermatt Unplugged Musikfestival statt. Das waren in dieser Woche, auf mindestens 1600 m, 90 Konzerte und Aftershow-Parties auf 14 verschiedenen Bühnen. Letztes Jahr zum ersten Mal für einen Nachmittag vor Ort (lest hier), war ich dieses Jahr während drei der fünf Tage mit dabei. Ich hätte es dort aber locker die ganze Woche ausgehalten.
Übernachten in Zermatt
Zur Festivalzeit eine Unterkunft zu finden, die im Budget liegt, ist nicht ganz so einfach. Zu den üblichen Touristen kommen noch die ganzen Festivalteilnehmer (Bands, Helfer, Crew, Konzertbesucher) hinzu. Trotz, dass ich bereits im Dezember gebucht hab, war meine Auswahl eher begrenzt. Man sollte also früh buchen. Ferientage musste ich auch beantragen, da es unter der Woche stattfand. Aber nach der Erfahrung vom letzten Jahr sowie mit Kodaline und The Souls im Programm, musste ich da auf jeden Fall hin 😉 . Und das Programm war ja auch generell sehr spannend.
Fürs kleine Budget
Am Dienstag ging es also ab nach Zermatt. Ich hatte ein Bett im Hotel Bahnhof gebucht. Das Mehrbettzimmer ist mit modernen Holzbetten ausgestattet, auf eine Art kleine Kojen. Da hatte jeder Gast einen eigenen Bereich mit Licht, Steckdose und praktischer Ablage. Ausserdem waren kleine Schliessfächer im Zimmer. Mit der ganzen Kameraausrüstung schlief sich damit gleich viel besser 😉
An den Bettfüssen waren kleine Bewegungslichter befestigt. Damit sah man beim Betreten des Zimmers genügend, störte aber alle anderen nicht gross. Es war zwar kein Frühstück inbegriffen, aber das Hotel besitzt eine grosse Küche, die nach belieben genutzt werden kann. Der Bäcker, Coop und Migros sind gleich um die Ecke. Für alle mit kleinerem Budget, ist das Hotel echt zu empfehlen.
Mit viel Liebe im Detail
Am Wochenende checkte ich dann im Bella Vista ein. Ein kleines, gemütliches Hotel am Hang mit Blick aufs Matterhorn (naja, durch die Bäume) – wenn es sich denn zeigte. Die Königin der Berge hielt sich ganz schön hartnäckig versteckt, als ich vor Ort war. Schon bitzli gemein. Dafür war das Hotel sehr gemütlich, der Empfang herzlich und das Personal super freundlich. Das Bett war total bequem und das Frühstücksbuffet am nächsten Tag sah nicht nur super lecker aus, mit selbstgebackenen Brötchen und grosser Auswahl schmeckte es sehr gut. Es lag so viel Liebe im Detail.
Eröffnungstag: Lieblingsort Taste Village
Den ersten Festivaltag startete ich gleich im Taste Village, ein kleines Food-Dorf im Zentrum von Zermatt. Das Wetter war leider das totale Gegenteil vom vorigen Jahr: Es war kalt, nass und schneite sogar. Zumindest wenn ich da war (pff…). Aber davon lässt sich ja keiner den Spass verderben, nicht wahr?! – ok, wenigstens nicht solange man einigermassen warm genug gekleidet ist. 😉
Das Taste Village ist nach den paar Tagen und diversen Locations nachwievor mein Lieblingsort am Zermatt Unplugged. Es ist super schön hergerichtet, die kleine Bühne umgeben von so vielen verschiedenen Food-Ständen. Jeder Stand, jede kleine Hütte war mit so vielen schönen Details ausgestattet und dekoriert. Wenn es sich zeigt, hat man direkt Blick aufs Matterhorn. Der Zutritt ist einerseits im Ticket für die Hauptkonzerte inbegriffen. Andererseits kann man sich auch separat einen Unplugged Pass kaufen.
Spezialitäten und andere Leckereien
Ich liess mir eine “Gommer Cholera” schmecken. Das ist ein Walliser Gemüsekuchen, den ich letztes Jahr entdeckt habe und so super lecker finde. Ausserdem gibts auch Pizza, Flammkuchen, Bagels, Pulled Pork-Burger, Pommes und zum Dessert Süsses wie Brownies und Mini-Cupcakes (Schokolade mit Himbeeren. Yum!). Die Auswahl ist gross.
Ein Highlight in Sachen Essen stand aber auch dieses Jahr mitten im Taste Village: An der Brätlistelle von Schweizer Fleisch kann man sich mit Stecken ans Feuer setzen und seine Cervelat selber bräteln. Die Feuerstelle war sehr beliebt und gut besucht. Die Brätlistelle ist auch gut, um nach dem ganzen Hin- und Her von Bühne zu Bühne etwas Ruhe zu finden und einfach einen Moment zu sitzen. Oder sich bei der Kälte aufzuwärmen 😉
Ein vielseitiges Musikprogramm
Neben bereits bekannten Bands und Musiker, waren dieses Jahr auch viele mir noch unbekannte dabei.
Veronica Fusaro ganz alleine auf der Bühne
Mein erster Festivaltag startete musikalisch mit Veronica Fusaro. Die Thuner Musikerin beeindruckte an diesem Nachmittag die Zuschauer mit ihrem Soloauftritt im Taste Village. Ganz alleine auf der Bühne, das brauche schliesslich Mut.
Mit ihrer neuen EP ist sie öfters wieder mit ganzer Band unterwegs, allerdings nicht an diesem Festival. Ihr neustes, im Februar veröffentlichtes Mini-Album “Ice Cold” beinhaltet Songs wie den Ohrwurm “Better If I Go”, der regelmässig an den Radios gespielt wird. Daneben sind “Off You”, “Goddamn”, “I Still” und “Never Getting Down” zu finden.
Veronica spielte ihre Songs an Akustikgitarre mit Unterstützung einer Loop-Station. Natürlich waren auch einige ältere Songs auf der Setlist zu finden.
[komplette Bildstrecke: Veronica Fusaro]
Ein persönliches Highlight ist immer wieder ihre Version von “Wayfairing Stranger”, die sie jeweils nur mit Hilfe der Loopstation singt. Den kenn ich durch Ed Sheeran, lieb den aber auch von ihr. Es war einmal mehr ein schöner Auftritt und ein gemütlicher Start in die Festivaltage.
The Souls zauberten die Sonne herbei
Nach einem kurzen Umbau ging es mit einer weiteren Thuner Band weiter, mit The Souls. Dass sie nicht viel brauchen, um ihre Songs mit ihren tollen Stimmen und wunderbaren Harmonien zur Geltung zu bringen, hatten sie oft schon beweisen. Das Wetter war in der Zwischenzeit auch noch besser geworden und teilweise konnte man das eine oder andere blaue Loch am Himmel entdecken. Dadurch füllte sich das Taste Village noch mehr und die Zuschauer versammelten sich für die Band zahlreich vor der Bühne.
[komplette Bilderstrecke: The Souls / Taste Village]
Trotz des kalt-nassen Wetters herrschte eine so wunderbare Stimmung im Taste Village. Und zumindest ums Herz wurde einen so richtig warm. The Souls rockten zu “Live” und “Something Good” ihr Unplugged Set. Und während sie mit Songs wie “Silverrain”, “Fighting in the moonlight”, “Stay” sowie der kompletten Akustikversion von “Tandem” begeisterten, zeigte sich sogar irgendwann die Sonne etwas.
Ihre Clubtour, auf der sie nachwievor ihr Album “Close my eyes” mit dabei haben, wird mit einem ausverkauften Konzertwochenende im Mokka Thun enden, bevor es bereits wieder in die Festival Saison übergehen wird. Dabei werden sie an einer der zwei Shows ebenfalls ein spezielles Unplugged Konzert spielen. Neben ein paar wenigen Festivalshows, sind es die letzten paar Konzerte der “Close My Eyes” Ära.
Kodaline nach Tourverschiebung zurück in der Schweiz
Gleich nach dem Konzert der Souls ging es weiter ins Zelt. Wie war ich enttäuscht gewesen, als die irische Band Kodaline ihre ganze Europa-Tour verschoben und somit auch das Schweizer Konzert letzten Herbst wieder abgesagt haben. Umso erfreulicher war, dass sie an diesem Abend am Zermatt Unplugged auftraten. Einer der Hauptgründe überhaupt unter der Woche ans Zermatt Unplugged gefahren zu sein. Leider überschnitt sich das Kodaline Konzert mit dem Konzert ihrer Landesgenossen, dem Dublin-Duo Hudson Taylor im Vernissage. Hat es jemand von euch gesehen? Kodaline gingen bei mir aber einfach vor.
Den Bericht zu Kodaline am Zermatt Unplugged findet ihr HIER.
Mädelsabend mit Sarah Connor
Nach Kodaline trat Sarah Connor im The Alex auf. Ich hatte schon etwas Angst gehabt, dass sich die Konzerte überschneiden würden und es nicht funktionierte, sie zu sehen. Wenn ich schon in Zermatt war an diesem Abend, wollte ich sie gerne live sehen. Wie der “Mädelsabend” mit Sarah Connor schliesslich war, lest ihr im Bericht HIER.
Blue Lounge: Mit den Souls auf den Berg
Der nächste Tag brauchte unglaublich viel Überwindung. Ich hab mir x-mal überlegt, ob ich wirklich am zweiten Zermatt Konzert der Souls teilnehmen soll . Die Blue Lounge ist nämlich oben an der Blauherd Bergbahnstation – auf über 2600 m über Meer. Um da hoch zu kommen, fährt man erst mit der super steilen (!) Zahnradbahn und steigt dann bei der Suneggä-Station ins Achtergondeli um. Mit meiner Höhenangst eigentlich so gar nix für mich. Ich fand die Fahrt am Ride On Music bereits schlimm genug. Aber irgendwie hab ich mich überwunden und es tatsächlich hoch geschafft. Ich kann ja kein The Souls Konzert verpassen, wenn ich vor Ort bin… 😉
Bei schönem Wetter hat man da oben an der Blauherd Bergbahnstation normalerweise die schönste Aussicht und tollsten Blick aufs Matterhorn. Natürlich verschlechtere sich das Wetter aber. Das Matterhorn versteckte sich und The Souls mussten drinnen spielen.
Das kleine Bergrestaurant bot Platz für ein Konzert im kleinen, intimen Rahmen und war dann ziemlich vollgestopft. Vom Gefühl her war das Konzert am Vortag alles in allem irgendwie besser gewesen. Es war aber gemütlich. Dieser Mittwoch fühlte sich irgendwie nach Sonntag an.
Der noch unveröffentlichte Song, mit dem sie ihr Set jeweils beginnen, ist übrigens immer noch namenlos. 😉 Auf den folgte die Setlist des Vortags. Ein Highlight dabei war, als sich die ganze Band für die Akustikversion von „Tandem“ zwischen den Zuschauern durch, hinter die Bar quetschte und das Lied mitten drin spielte. Irgendwann hörte man dann auch noch Glas klirren – was da genau passiert war, konnte ich von meinem Platz aus allerdings nicht ausmachen 😉
[komplette Bildstrecke: The Souls | Blue Lounge]
Gegen 15 Uhr hiess es dann, wir müssten runter. Die Gefahr drohte sonst, dass man da gar nicht mehr vom Berg kommen würde. Gut, war ich dann in bester Gesellschaft und abgelenkt auf der Rückfahrt. Die Fahrt war zum Glück dann nicht ganz so schlimm und durchgeschüttelt, wie prophezeit wurde. 😉 Also, wenn ihr nicht von Höhenangst geplagt seid wie ich, dann wagt euch ruhig da hoch. Es ist eine wunderschöne Location.
Hip Hop aus Basel
Bevor es dann für mich heim ging, stand im Taste Village gerade La Nefera noch auf der Bühne, die ich an den Swiss Live Talents zum ersten Mal gesehen hatte. Die in der Dominikanischen Republik geborene und in Basel aufgewachsene Rapperin zeigte auch hier mit ihrem spanischen Rap viel Energie auf der Bühne. Ich stellte allerdings fest, dass der irgendwie düstere, dumpfe wirkende Hip-Hop nicht so meins ist.
Rückkehr am letzten Festivaltag
Ich stand am letzten Festivaltag, am Samstag, gerade noch in meinem Hotelzimmer und hörte aus dem Taste Village her Musik, die mir sofort gefiel und ich unbedingt noch aus checken wollte.
Indie-Folk aus Winterthur
Es war die Winterthurer Indie-Folkband Prince Jelleh, die ich von weitem gehört hatte. Ich kriegte gerade noch so die letzten paar Songs der sechsköpfigen Band mit. Die schönen Melodien und der harmonische Gesang gefielen mir so gut, da nahm ich mir die beiden EPs gleich mit.
Die aktuellste, Antarctica, haben sie letzten November veröffentlicht. Die Band weiter verfolgen lohnt sich bestimmt.
Wenn der Antiheld zum Held wird
Beim Bands auschecken, um mein Zermatt Unplugged Programm zu planen, war ich bereits vorab auf die Stuttgarter Band Antiheld gestossen. Ausserdem hiess es dann auch von Veranstalterseite, dass Antiheld am Vortag das Publikum total begeistert hatte. Also ging es ab auf die Terrasse des Hotel Cervo. Und ich kann sagen: Antiheld sind DIE Neuentdeckung, die ich am Zermatt Unplugged gemacht hab. Wieso das so ist und wie eigentlich ihr selbsternannter “Strassenköterpop” klingt, lest ihr im Bericht HIER.
Rockhymnen von Tim Freitag
Zurück im Taste Village, waren Tim Freitag am Aufstellen. Sie sind eine der Bands, die durch andere Bands kenne. Ich hatte schon viel von ihnen gelesen, da Severin Graf, Bassist bei James Gruntz und Kunz, sowie Keyboarder Daniel Gisler, den meisten wohl bekannt aus Hecht, Teil der Band sind. Das heisst, Gisi war gerade mit Hecht auf Tour und somit nicht dabei.
Tim Freitag erlangten schnell die Aufmerksamkeit des zu Beginn etwas zurückhaltenden Publikums. Mit kraftvollen, durchaus tanzbaren Rocksongs und melancholischen Gesang begeisterte die Band rund um Frontmann Janick Pfenniger. Neben gespielten Songs wie “In My Mind” und die aktuelle Single “Hold On”, wurde “Bruises” sofort mein persönlicher Favoriten. Der könnte definitiv als Stadionhymne herhalten. Auch eine gewisse Rockstar-Attitude ist vorhanden. Stand der Frontmann trotz der kühlen Temperaturen plötzlich nur noch im Unterhemd auf der Bühne und stand auch mal auf den Drums oben 😉
[komplette Fotostrecke: Tim Freitag]
Lianne La Havas kam für Jessie J
Eigentlich hätte die britische Sängerin Jessie J an diesem Abend auf der Zeltbühne auftreten sollen. Aber sie hatte mal wieder ein weiteres Schweizer Konzert abgesagt, bzw. es wurde auf nächstes Jahr verschoben. Die mir unbekannte Lianne La Havas, mit der unglaublichen Stimme, kam als ihr Ersatz. Es war doch nicht ganz einfach für sie. Wieso, lest ihr HIER.
Schöner Abschluss mit Mighty Oaks
Das letzte Konzert am Zermatt Unplugged 2018 spielten Mighty Oaks im The Alex. Mit einem extra fürs Festival zusammengestellten unplugged Set, sorgte die aus Berlin stammende Band für einen tollen Abschluss. Aber lest einfach HIER.
Viele tolle Eindrücke nach Hause genommen
Das Zermatt Unplugged ist wirklich ein tolles und vielseitiges Festivals. Das Musikfestival mitten in den Walliser Bergen punktet mit super schönen Konzertlokalen und Standorten. Man kann Weltstars im intimen Rahmen mit teils exklusiven unplugged Sets erleben, aber auch viele Newcomer entdecken. Ob mit oder ohne Sonnenschein und blauem Himmel ist die Stimmung relaxt und ausgelassen. Abgeschieden vom Alltag war ich da definitiv etwas in einer anderen Welt und hab die Tage richtig genossen.
Schön Kodaline wieder mal live zu hören. Konzerte von The Souls sind irgendwie eh immer kleine Abenteuer und bringen einen zu den unglaublichsten Orten. Und Antiheld hab ich total gefeiert. Ich bin mit sehr vielen Eindrücken und bleibenden Erinnerungen nach Hause gefahren.
Ausserdem hat sich am Sonntag sogar noch das Matterhorn gezeigt 😉
Das nächste Zermatt unplugged findet vom 9.-13. April 2019 statt. Wie gesagt, Unterkunft am besten früh buchen.
Infos zu Festival und Künstler findet ihr hier:
www.zermatt-unplugged.ch
veronicafusaro.com
thesouls.ch
princejelleh.ch
timfreitag.com
www.lanefera.ch
www.kodaline.com
www.liannelahavas.com
www.sarah-connor.com
mightyoaksmusic.com